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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Abfassen der Berichte ging ihm besser von der Hand als gedacht. Es dauerte lediglich zwei weitere Camel lang und um Punkt halb acht, saß er in seinem Nissan und war auf dem Weg, in seinen eigenen sozialen Brennpunkt. Manni`s Sportsbar!
    Richard war ein gern gesehener Gast, nicht nur wegen seines Verzehrs. Er machte keinen Stress, war fast immer gut gelaunt, oder tat wenigstens so. Die meisten der Gäste wussten, dass er bei der Polizei war, deshalb sorgte seine pure Anwesenheit für ein Stück Ruhe und Sicherheit im Lokal. Auch wenn es einmal hoch herging.
    Richard nahm sein Essen an einem kleinen Tisch ein und sah noch den Sc hluss des ersten Spiels vom Tag. Die Griechen waren von den Bulgaren locker abgezogen worden. Nach der Mahlzeit schnappte er sich sein Bier und verlagerte seinen Platz an die Theke. Er trank einen Obstler für seinen Magen und nahm sich vor, den anderen Jungs beim Würfeln zu zeigen, wo der Hammer hängt.
    Dass Richard während der Spielerei des Öfteren an seinen Magen dachte, war unschwer an seinem Deckel zu erkennen. An diesem Abend schaffte Richard früh den Absprung. Er hatte keine Lust auf einen erneuten Absturz und das Abendspiel konnte er in seiner Wohnung sehen. Außerdem konnte er zwischendurch bisschen aufräumen, denn das wurde wieder einmal Zeit. Ein Blick in den Spiegelschrank hinter der Theke genügte ihm, um überzeugt zu sein, dass eine Beeinträchtigung seiner Fahrtüchtigkeit nicht erkennbar war. Richard setzte sich in seinen Nissan und fuhr nach Hause.
    Zu Hause trank Richard nie, es sei denn, Besuch hatte sich angekündigt. Er hatte nicht einmal ein Bier zum Anbieten im Kühlschrank, deshalb kochte er sich einen Kaffee und überflog gleichzeitig das Chaos und die Post. Der Strom ! Wie konnte es sein, dass seine Stromrechnung fast noch genau so hoch war, wie zu der Zeit, als er mit seiner Frau und Anna noch zusammenlebte? Das waren die Momente, in denen er seine phlegmatische Einstellung gegenüber Beförderungen verfluchte. Eigentlich war er seit Jahren pleite und es grenzte an ein Wunder, dass er die Wohnung und das Auto überhaupt halten konnte. Von den Zigaretten und dem Bier ganz zu schweigen. Die Mahnung landete an einem Platz, an der er sie bestimmt wiederfinden würde, nämlich auf einem ganzen Stapel anderer Mahnungen, die alle an einem Platz abgelegt waren, wo er sie bestimmt wiederfinden würde. Richard lachte beim Gedanken daran und überlegte, was es wohl für Menschen waren, die ihn mit so profanen Sachen wie Strom belästigten. Die Briefe hatten alle gemeinsam, dass sie seine Befindlichkeit erheblich negativ beeinflussten und deshalb links oben im Küchenschrank abgelegt waren. Die Sache mit dem großen Aufräumen hielt sich dann doch in Grenzen. Nach eingehender Beratung mit sich selbst beschloss er die anfallenden Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, um sich dann mit ganzer Motivation der Angelegenheit zu widmen. Richard aß noch einen Joghurt, sah das Fußballspiel zu Ende und ging mit dem Gedanken ins Bett, dass morgen alles gut wird. Mit einem Lächeln schlief er trotz der immer noch sommerlichen Temperaturen ein.

    *

17.06.1994
    "So einen Tag müssten wir immer haben", sagte Wilfried Schönefeld, während er mit seiner Frau die Stühle auf der Besucherterrasse zusammenstellte. Petra, die ihnen seit dem frühen Nachmittag in der Küche geholfen hatte und so ihr schmales Arbeitslosengeld aufbesserte, spülte in der Zwischenzeit das Geschirr weg. Petra Gerz war immer ihre Alternative an guten Tagen. Dieser Tag war ein sehr guter Tag gewesen und deshalb hatte Gisela ihre Freundin schon vor Mittag angerufen und nachgefragt, ob sie helfen konnte und wollte. Petra Gerz war immer froh über eine kleine Nebenerwerbsquelle und der Job in der Küche passte ihr gut. Es war ihr Metier, sie hatte ihr halbes Berufsleben in Küchen aller Art verbracht und das der Arbeitsplatz von außen nicht eingesehen werden konnte, kam sowohl ihr als auch dem Pächterehepaar zugute. Deshalb wusste auch niemand von ihrer Anwesenheit. Es war eine typische Win Win Situation. Einzig das Finanzamt schaute bei dieser Art von Beschäftigung in die Röhre.
    Seitdem sie zusammen mit ihrer vierjährigen Tochter spontan aus Haus und Ehe ausgebrochen war, lebte sie in Sasbach in einer kleinen zwei Zimmer Kellerwohnung. Sie war froh, überhaupt etwas auf die Schnelle gefunden zu haben, denn ihren Mann, hatte sie Hals über Kopf an einem Mittwochmorgen verlassen, als die Situation

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