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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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nicht das, was man sich gemein hin als Unternehmerpaar vorstellte. Gisela war ein wenig untersetzt, aber hatte ein wunderschönes Gesicht mit strahlenden braunen Augen, das von braunem schulterlangem Haar umrahmt wurde. Sie hatte einen üppigen Busen und trug eigentlich nie einen BH, wie jeder Betrachter unschwer durch das gelbe T-Shirt erkennen konnte. Unter dem blauen kurzen Jeansrock, über dem sich das ein oder andere Speckröllchen abzeichnete, kamen zwei ebenso kurze wie stämmige, aber dafür frisch gebräunte Beine zum Vorschein. Sie trug weiße Söckchen und weiße Turnschuhe. Außerdem hatte sie jede Menge Silberschmuck an den Fingern und Handgelenken. Wilfried war der geborene Althippie. Seine schlohweißen Haare hatte er mit einem einfachen Gummibändchen zu einem Zopf zusammengebunden und sie gingen ihm bis zur Hälfte des Rückens. Er war fast zwei Meter groß und unglaublich hager. Er sah immer aus, als hätte er am Morgen das Rasieren vergessen und hatte gelbe, ja fast schon braune unappetitlich anzusehende Zähne. Ein Grund dafür, dass er selten lachte, obwohl er ein freundlicher Mann war. Er war bekleidet mit einem grauen T-Shirt, mit tiefem Halsausschnitt, über dem er noch eine von diesen typisch schwarzen Gastronomen Lederwesten trug und einer knielangen Kakihose. Seine Füße waren nackt.
    "Ruf sie morgen früh sofort an. Sie können um neun hier sein, wenn sie wollen", sagte Wilfried. Die beiden erledigten ihre Arbeit auf der Terrasse. "Das hier wäre auch was für Nicu, da könnte er sich noch einen Zwanziger nebenher verdienen. Der hätte hier draußen in einer Stunde aufgeräumt und sauber gemacht und wir könnten eine Stunde früher nach Hause. Das wäre gar nicht schlecht, wir sollten ihn mal fragen. Wo ist der überhaupt, den hab ich heute gar nicht gesehen, wo wird der denn stecken?", Wilfried war trotz der abendlichen Abkühlung am Schwitzen.
    "Ich hab ihn gesehen, dem ist bestimmt auch zu heiß geworden heute, er hat sich am Mittag ein Eis geholt und dann verzogen", lachte Gisela.
    Sie gingen ins Haus, stellten sich an den kleinen Stehtisch und gönnten sich eine Zigarettenpause.
    "Petra! Pause!", Gisela rief ihre Freundin.
    Mit einem Glas Wasser in der Hand und einer Zigarette gesellte sie sich zu den beiden.
    "Na, das war aber mal ein richtig guter Tag", sa gte sie zu ihrer Freundin.
    Gi sela lachte und ihre Zufriedenheit war ihr neben einer gewissen Müdigkeit deutlich anzusehen.
    "Ja, so müsste es jeden Tag sein", sagte Wilfried.
    "Ich darf aber jetzt nicht ans Putzen denken, ich bin so groggy, ich könnt glatt umfallen", antwortete seine Frau und drückte ihre Zigarette aus. "Lasst uns weitermachen, damit wir vorankommen."
    Petra streckte sich. "He, ihr zwei. Was haltet ihr davon, wenn ich hier bleibe und ihr fahrt nach Hause?"
    "Hä, wie meinst du das?", Gisela schaute ihre Freundin an.
    "Na ich könnte doch heute Abend noch die Küche und die Theke sauber machen und morgen früh bei Zeiten putze ich den Speiseraum richtig durch."
    "Das würdest du machen?" Gisela schaute überrascht.
    "Wo willst du denn schlafen und was ist mit deiner Kleinen? Nein, lass mal, dass geht doch nicht, wir werden das jetzt hier zusammen sauber machen", sagte Wilfried und wollte Petras Ansinnen abblocken.
    "Das geht Wilfried, warum sollte das nicht gehen? Ich kann doch dort auf der Eckbank schlafen, die reicht mir und die Kleine ist doch bei deinen Eltern. Ein paar Mark mehr würden mir schon gut in den Kram passen."
    " Ist das jetzt dein Ernst?", Wilfried sah zuerst Gisela und dann Petra an. "Es gibt aber keine Auslösung." Alle drei lachten.
    "Ja natürlich, kein Problem. Ich mach das wirklich gerne und euch würde es auch gut tun. Ihr seid ziemlich kaputt und solltet euch für morgen ausruhen."
    Das Pächterehepaar schaute sich kurz an und beide lächelten. "Du bist die Beste, komm lass dich drücken." Alle Drei waren zufrieden und froh über ihre Entscheidung. Gisela hatte null Bock mehr und Wilfried ging es nicht anders, deshalb passte das Angebot ihrer Freundin wie die Faust aufs Auge.
    "Ja, dann sind wir mal weg, oder?"
    "Klar, bis morgen."
    Später im Auto sagte Wilfried zu seiner Frau; "Ehrlich gesagt bin ich froh, dass wir heimkönnen, ich bin auch geschafft." Sie strich ihm übers Haar und antwortete: "Ich auch!" Dann fuhren sie los. Nichts ahnend, dass morgen ein Teil ihrer Zukunft und all ihre Hoffnungen in Schutt und Asche liegen würden.

    *

17.06.1994
    Ihre Ungeduld war förmlich

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