Missbraucht
Kopf hin und her und betrachtete sich den Safe. Zu Richards Erleichterung wurde aus dem Kopfschütteln immer mehr ein optimistisch scheinendes Kopfnicken. Richard wartete auf eine Antwort und hob die Augenbrauen. Sandra und Frau Heuss hatten ihre Unterhaltung inzwischen vom Flur ins Wohnzimmer verlegt und warteten genauso gespannt, wie Peter Michel. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge, um das Warten zu verkürzen und um einfach nicht das unangenehme Gefühl des sich Anschweigens aufkommen zu lassen. Dabei spielte Sandra gedankenverloren mit der Puppe, die Richard schon von einem ihrer Besuche her kannte. Sie zupfte an dem blonden Haar und richtete die hellblaue Jacke des Spielzeugs, wie es kleine Mädchen nun mal machen.
Der "Spezialist" schien es auszukosten, dass er im Mittelpunkt des Interesses stand. Er atmete noch einmal kurz aus, blickte in die Runde und sagte:" Okay, dürfte kein großes Problem werden, ist ein handelsüblicher kleiner Safe. Das Sicherste daran ist wohl das Versteck", er lachte. "Aber ich muss gerade den anderen Koffer aus dem Auto holen."
"Dann gib Gummi!", Peter Michel sang es fast. Frau Heuss musste lachen, aber wie gesagt, sie war eine sympathische Staatsanwältin.
Kriminalkommissar Mees nahm die beiden Frauen und Peter Michel mit auf die Terrasse zum Rauchen, obwohl er der Einzige war, der dem Laster frönte. Es war jetzt halb elf, eigentlich Zeit für ein Bierchen , schoss es ihm durch den Kopf. Aber Bier würde er noch genug bekommen, wenn alles glattging. Heute Abend spielten die Russen gegen die Schweden und die Argentinier gegen Nigeria. Zwei Favoritensiege, davon ging er aus, und aus seinen 150 Mark würden auf die Schnelle 289 Mark werden. Was entsprechend gefeiert werden musste.
"Sesam öffne dich!", Klaus Sassen zelebrierte das Ereignis übertrieben. Er hatte keine zwei Minuten gebraucht und die Tresortür stand offen. "Bitte sehr, meine Damen und Herren", er machte galant einen angedeuteten Diener, packte seine Instrumente in die Tasche und trat zurück.
Sie schauten sich an. Wer bekam das Privileg und durfte als Erster seine Neugier stillen?
Der Frau Staatsanwältin hätte es zu gestanden, aber sie zögerte. Also trat Richard vor. Entschlossen räumte er einfach alles aus und legte den Inhalt auf der mit größter Schreinerkunst angefertigten Ofenbank ab.
Zwei prall gefüllte DIN A3 Umschläge, ein Stapel weiterer Dokumente, Unterlagen und Briefe in verschiedenen Größen, ein Bündel Geldnoten, sechs ca. fünfundzwanzig Zentimeter lange Etuis aus feinstem Leder und ..." Siehe da, der Herr Politiker", sagte der Kommissar und hielt eine Pistole in die Luft. "Und die dazu gehörigen Patronen."
Es war nichts Außergewöhnliches, dass Leute vom Schlage eines Baumels eine Waffe besaßen, wahrscheinlich würden sich in den Unterlagen auch die dazugehörige Waffenbesitzkarte und sein Waffenschein finden.
Sandra nahm sich eines der Etuis. Sie öffnete es und ein anerkennendes "Hui" kam ihr über die Lippen. Die anderen sahen sie neugierig an. In dem edlen Lederbehältnis lag eine nach erstem Anschein zu vermutende noch edlere Uhr. Wobei Uhr der falsche Ausdruck ist, es handelte sich um einen Chronometer, wie es der Fachmann sagen würde. Es war eine Rolex Air King, bemerkte Sandra, als sie das beigefügte Blatt Papier gelesen hatte. Dabei handelte es sich um eine Kopie der Rechnung, die einen Wert von 12135,00 Mark für dieses Stück auswies. Peter Michel pfiff anerkennend durch die Zähne. Sandra öffnete das nächste Etui. Es kam eine Breitling zum Vorschein, wieder mit beigefügter kopierter Rechnung. Eine Breitling Chronomat B01 die Baumel anscheinend für 10399,00 Mark erstanden hatte. So ging es weiter. Als Sandra alle Etuis geöffnet hatte, lagen vor den Beamten fünf Uhren, im Wert von exakt 63497,00 DM. Eine weitere, eine Rolex Perpetual Submariner, laut Rechnung 7999,00 Mark teuer, fehlte.
"Die wird Baumel wohl getragen haben", sagte die Polizeimeisterin.
"Oh, welch messerscharfe Kombinationsgabe", bestätigte Richard in der Hoffnung, sein ironischer Kommentar würde nicht zu böse aufgenommen. Aber er konnte es sich einfach nicht verkneifen. Frau Heuss, Klaus Sassen und Peter Michel mussten lächeln und Sandra bekam einen leicht erröteten Gesichtsausdruck.
"Ich wollte es nur mal so in den Raum gestellt haben", konterte sie Richards Bemerkung. Das gefiel ihm.
Der Bargeldbetrag, den sie fanden, belief sich genau auf zwölftausend Mark.
Richard und
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