Missbraucht
Frau Stromberg alleine zu lassen.
"Oh, natürlich. Entschuldigung!
Sandra wartete einen kurzen Augenblick und wandte sich dann an Karin Stromberg:
"Ja, wir waren heute Nachmittag noch einmal in der Wohnung von Herrn Baumel und haben ein paar sehr interessante Neuigkeiten entdeckt, dazu hätte ich ein paar Fragen. "Herr Baumel war doch Single, oder?"
Frau Stromberg überlegte kurz. "Ich weiß es nicht. Es hatte so den Anschein, da war eigentlich nie was mit ner Frau. Ich hab mir da aber auch weiter keine Gedanken gemacht, aber jetzt wo sie es sagen. Ich glaube fast, der war schwul.“
"Wie kommen Sie denn darauf?"
"Na ja, da war niemals was mit einer Frau. Wissen Sie, ich putze schon sehr lange. Auch vor der Stelle bei Baumel, habe ich schon als Putze gearbeitet und irgendwann findet man immer was und dann weiß man Bescheid."
"Könnten Sie etwas präziser werden?", Sandra Götze wurde neugierig.
"Na ja, Gummis oder mal ein paar Pornohefte. Na, Sie wissen schon. Vielleicht auch mal ein Wäschestück, aber beim Baumel hab ich niemals so etwas gesehen."
"Ach und deshalb gehen Sie davon aus, dass er schwul war?" Sandra schien eher daran interessiert, ob Karin Stromberg glaubte, dass diese Utensilien zu einem normalen Sexleben eines männlichen Heteros gehörten.
"Ja, man merkt das halt", Frau Stromberg schüttelte den Kopf, als ob es ihr jetzt unangenehm würde.
"Okay! Hatte Herr Baumel ab und zu mal Besuch?"
"Nein, eigentlich nie. Also nicht so, dass mir dass aufgefallen wäre, aber so oft war ich ja auch nicht da."
"Und Verwandte? Hatte er Geschwister, Nichten, Neffen? Waren manchmal Kinder bei ihm, haben sie davon etwas bemerkt? Sandra fragte schnell, sie wollte Karin Stromberg keine Zeit zum Nachdenken geben und machte deshalb etwas Druck. Ihre Strategie trug Früchte.
"Nein, nein! Ich hab da gar nichts mit bekommen und weiß von irgendwelcher Verwandtschaft nichts und Kinder? Nein, der war zwar oft bei uns im Heim, aber deshalb waren ja keine Kinder bei ihm in der Wohnung. Obwohl...", Frau Stromberg zögerte einen Moment. "Ich hab vor Kurzem eine Puppe auf dem Sofa gesehen und da hab ich mich noch gefragt, was die da macht."
Sandra fiel die Puppe wieder ein, die sie selbst vor ein paar Stunden in den Händen gehalten hatte. Was machte ein Mann wie Baumel mit einer Puppe, fragte sich die Polizistin.
"Danke Frau Stromberg, Sie haben mir sehr geholfen", sagte Sandra und verabschiedete sich von der Frau, um Richard und Dr. Heb im ersten Stock aufzusuchen. Sie klopfte an und trat unverzüglich ein. Die beiden Männer saßen sich gegenüber am Schreibtisch.
"Guten Tag Herr Doktor", begrüßte Sandra den Heimleiter.
"Guten Tag Frau ...".
"Götze! Polizeimeisterin Sandra Götze", half ihm Richard blitzschnell auf die Sprünge. " Und hat dir Frau Stromberg weiterhelfen können?"
"Ja, sehr. Sie ist einfach sehr kooperativ." Richard war abermals richtig stolz auf „sein Mädchen".
"Äh, unsere Frau Stromberg?" der Doktor machte plötzlich einen sehr neugierigen Eindruck.
"Ja, sie putzt doch für Herrn Baumel und von daher weiß sie so einiges“, sagte Sandra.
Richard beobachtete Hebs Reaktion durch leicht zusammengekniffene Augen und beschloss dann, den Besuch zu beenden.
"Tja, dann sind wir also auch dank Frau Stromberg ein Stück weiter gekommen. Wir wollten Sie nur auf dem Laufenden halten, Herr Heb. Deshalb würde ich sagen, wir wären soweit fertig und fahren jetzt mal wieder zurück. Oder hast du noch was?", Richard sah seine Kollegin an.
"Nein, alles klar, von mir aus können wir", sie nickte beipflichtend.
Die Beamten verabschiedeten sich und gingen zurück zum Parkplatz.
"Jetzt warten wir erst mal noch eine Viertelstunde und sehen was sich hier so tut", sagte der Kommissar zu seiner Kollegin und zündete sich erneut eine Camel an und inhallierte.
Sein Gefühl ließ ihn nicht im Stich. Es dauerte keine zehn Minuten, als Doktor Heb zusammen mit der kleinen, schwarz haarigen Küchenhilfe das Gebäude verließ.
Sie schienen eine angeregte Unterhaltung zu führen.
"Schau einer an, die beiden haben sich aber viel zu erzählen. Komm lass uns fahren Mädel, nachher ist Fußball und jetzt hab ich mir ein Bier verdient, aber ein eiskaltes",
*
18.06.2010
In Achern, am gleichnamigen See war die Hölle los. Sechs Feuerwehrwagen, mindestens die gleiche Anzahl Polizeiwagen, ein Rettungswagen, ein Notarztwagen, zwei Leichenwagen und jede Menge Privatwagen beschlagnahmten den gesamten Parkplatz und
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