Missbraucht
die Seitenstreifen der Zufahrtsstraße. Man hatte den Eindruck, dass die Lichtorgie, die das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge erzeugte, den ganzen Schwarzwald illuminieren würde. Aber es gab der Situation, auch diesen ganz bestimmten Kick des Außergewöhnlichen.
An Badebetrieb am nächsten Tag war überhaupt nicht zu denken. Die ankommenden Badegäste wurden von der Polizei höflichst darauf hingewiesen, dass der Acher See bis auf Weiteres gesperrt war. Trotzdem blieben viele von ihnen lange vor der Absperrung stehen und beobachteten zusammen mit Schaulustigen aus den umliegenden Gemeinden das Treiben. Teile der Sicherheitskräfte, der Spurensicherung und der Feuerwehr waren schließlich noch vor Ort und legten eine gefällige Betriebsamkeit an den Tag.
In diesem Moment war der erneute Traum einer erfolgreichen Selbstständigkeit ausgeträumt, nach nicht mal einer Saison. Das wussten sowohl Wilfried als auch Gisela Schönefeld. Bei dieser Vorstellung verflog auch jegliches Mitleid gegenüber ihrem Freund Nicu, der wahrscheinlich in den Flammen auf tragische Weise ums Leben gekommen war. Denn beide gingen davon aus, dass nur er Schuld an der Katastrophe haben konnte, obwohl sie eigentlich noch gar nicht imstande waren einen klaren Gedanken zu fassen.
Das Ehepaar Schönefeld und Petra Gerz hatten ihre Aussagen bereits gemacht, als sie über die neuste Entwicklung informiert wurden. Es war noch eine zweite Leiche in den Trümmern gefunden worden.
Die Kommissare Stolzenfels und Bootz ließen sich im Beisein eines Staatsanwalts und den inzwischen ebenfalls eingetroffenen Kollegen von der Kripo Offenburg einen Überblick über die vorgefundene Situation geben. Die Beamten bildeten die frisch ins Leben gerufene Sonderkommission "Acher See" . Kriminaloberkommissar Heyne aus Offenburg übernahm die Leitung. Er war der erfahrenste und dienstälteste Beamte vor Ort.
Doktor Steinborn, von der Gerichtsmedizin gab ihnen ein erstes Statement.
"Tja meine Herren, da drin haben wir zwei Tote, an denen wir uns abarbeiten können." Der Gerichtsmediziner sagte es so, wie es eben jemand sagt, der jeden Tag mit Leichen zu tun hat. Jeglicher Respekt vor dem Tod wurde in seinen Ausführungen vergeblich gesucht. "Das Sonderbare ist, dass eine von ihnen, an der Wand zu stehen scheint und der anderen die Hände fehlen", erläuterte er.
"Was?", die Beamten, die es aufgrund ihrer Erfahrung schon mit einigen mysteriösen Todesfällen zu tun bekommen hatten, sahen sich überrascht an. Verstümmelte Leichen, denen irgendwelche Gliedmaßen fehlen, jagen auch den hartgesottensten Ermittlern für einen kurzen Augenblick, eiskalte Schauer über den Rücken.
"Es ist eindeutig, dass hier ein Verbrechen vorliegt. Aber ob die beiden Opfer schon tot waren, oder erst während des Feuers gestorben sind, muss ich noch genauer untersuchen, wenn ich sie auf dem Tisch liegen habe. Ich würde aber sagen, sie waren es, zumal eine der Leichen, die mit ohne Hände ...", der Mediziner musste über die eigene Wortwahl lächeln, „... allerschwerste Verletzungen im Kopfbereich aufweist, die eigentlich zum Tode geführt haben müssten."
"Können sie das jetzt schon präzisieren?", wollte Stolzenfels wissen.
"Nun, der Schädel des einen Toten ist vollkommen deformiert, zumindest der Hinterkopf. Es fehlen Stücke der Schädeldecke, was auf eine massive Gewalteinwirkung mit einem stumpfen und schweren Gegenstand, wie zum Beispiel mit einem Hammer hindeutet. Sie sehen schon sehr merkwürdig aus, wie wir sie vorgefunden haben. Aber sowohl von der Leiche, die am Boden liegt, als auch von der, die an der Wand steht, ist viel Knochengerüst übrig geblieben. Das Feuer ist relativ schnell entdeckt worden, das hat mir die Feuerwehr bestätigt. Dadurch konnte es nicht die große Hitze entwickeln, die nötig gewesen wäre, um die Toten vollständig zu verbrennen. Außerdem lagen sie am Rand des Brandherdes, die Hitze an den Bruchsteinmauern ist bei Weitem nicht so hoch gewesen, wie an den Innenwänden. Also ist noch genug übrig, womit wir arbeiten können."
Das hört sich wenigstens gut an. Wann können wir mit einem ersten konkreten Bericht rechnen?", fragte einer der Kriminalbeamten.
"Das kommt darauf an, wann ich sie zur Verfügung habe. Dann werden die ersten Ergebnisse relativ schnell verfügbar sein. Wie gesagt, es ist genug Material vorhanden um DNA Spuren zu sichern und der Zahnstatus ist auch gut erhalten. Alles in allem sieht es nicht gerade nach einer
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