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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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sagte Samuel. »Und das will er wissen, obwohl er nur einmal kurz daran gerochen hat?«
    »Er hat eben eine sehr feine Nase, Mr. Hamilton«, antwortete das Mädchen schmunzelnd.
    »Welche Wirkung hat diese Pflanze?«, fragte Samuel.
    Als das Mädchen daraufhin länger mit dem alten Chinesen redete, betrachteten Samuel und Bernardi die kleinen mit Schlössern versehenen Schatullen, die sich in einem bis zur Decke reichenden Regal hinter dem schwarzen Ladentisch stapelten.
    Schließlich wandte sich das Mädchen wieder den zwei Besuchern zu. »In China bereitet man aus dieser Pflanze einen Liebestrank. Trinkt man ihn, verliebt man sich unsterblich in die Person, die einem den Trank verabreicht hat. Dazu wird aus den Blättern der Pflanze normalerweise ein Tee gekocht, den dann der oder die Betreffende trinken muss. Was sich mein Onkel allerdings nicht erklären kann, ist, warum die Puppe so stark nach Hexenkraut riecht. Aber er glaubt, sie muss von jemandem angefertigt worden sein, der sich mit solchen Dingen auskennt. Deshalb meint er, Sie sollten unbedingt herausfinden, wofür die Puppe verwendet wurde.«

    Samuel und Bernardi tauschten vielsagende Blicke und nickten zustimmend. »Und was ist mit dem Umschlag?«, fragte Samuel.
    »Er hat cao wu tou enthalten, sagt mein Onkel. Das ist die Pflanze, die Sie Akonit oder Eisenhut nennen. Sie wird vor allem zum Abbruch unerwünschter Schwangerschaften verwendet.«
    »Gibt es für die Pflanze auch andere Anwendungen?«, fragte Samuel.
    »Ja, sie wird, speziell in Kombination mit anderen Heilpflanzen, für alles Mögliche verwendet. Aber allein kommt sie hauptsächlich dafür zum Einsatz.«
    »Die Hauptanwendung von Eisenhut würde hervorragend ins Bild passen«, bemerkte Bernardi. »Und ich weiß auch schon, wie wir uns das zunutze machen können.« Er und Samuel hatten von Anfang an vermutet, dass der Inhalt des Umschlags dazu gedient hatte, einen Abgang einzuleiten. Denn der Umstand, dass Sara unter ständiger Übelkeit gelitten hatte, deutete darauf hin, dass sie schwanger gewesen war. Falls also Dominique dem Mädchen das Mittel tatsächlich gegeben hatte, bekäme sie gewaltigen Ärger, denn Abtreibung war in Kalifornien streng verboten. Damit hatten sie für Dominiques Vernehmung endlich ein gutes Druckmittel in der Hand.
    »Wissen Sie, warum wir Sie einbestellt haben, Miss Dominga?«, fragte Bernardi und sah der Frau, die ihm gegenübersaß, scharf in die Augen.
    »Über die Gründe meiner Vorladung bin ich mir leider nicht so recht im Klaren, Lieutenant«, flötete die Domina kokett. »Aber ich bin sicher, dass Sie mich diesbezüglich umgehend aufklären werden. Und nennen Sie mich doch bitte Dominique. Das ist mein Künstlername, mit dem mich alle ansprechen.«
    Samuel stand in einem kleinen schalldichten Beobachtungszimmer hinter einem nur in einer Richtung durchlässigen Einwegspiegel. Ein Lautsprecher übertrug, was in dem unbelüfteten
Vernehmungszimmer gesprochen wurde, in dem Bernardi mit zwei Kollegen Dominique gegenübersaß. Auf dem Tisch zwischen ihnen standen leere Aschenbecher und ein Tonbandgerät. Dominique, die mit Blickrichtung zum Spiegel saß, wusste nicht, dass Samuel sie dahinter beobachtete.
    Bernardi deutete auf das Tonbandgerät, das vor ihm auf dem Tisch stand. »Ist Ihnen bewusst, dass wir dieses Gespräch aufzeichnen werden? Ich werde Ihnen jetzt Fragen zu Gegenständen stellen, die wir aus Ihrer Wohnung und aus Ihrem Sprechzimmer in der Kirche für seelische Entfaltung mitgenommen haben.« »Das ist mir sehr wohl klar, obwohl ich nicht weiß, ob ich dem bisher Gesagten noch viel hinzufügen kann. Aber selbstverständlich werde ich versuchen, Ihre Fragen nach bestem Wissen zu beantworten.«
    Bernardi legte einen Notizblock auf den Tisch und reihte seine Beweise daneben auf. Als Erstes griff er nach dem braunen Umschlag und hob ihn hoch. »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Das ist ein Kuvert«, antwortete Dominique lächelnd.
    Samuel fand sie in dem schonungslos hellen Licht richtig hässlich. Obwohl sie die Narbe in ihrem Gesicht mit Make-up zu kaschieren versucht hatte, stach sie in der grellen Beleuchtung überdeutlich hervor. Dominique war ganz in Schwarz gekleidet. Ob sie damit ihre Hexenkräfte unterstreichen oder an ihre anderen Aktivitäten erinnern wollte, war Samuel allerdings nicht klar. Jedenfalls konnte er nicht umhin, sich vorzustellen, wie sie mit einer Peitsche Züchtigungen austeilte, die wesentlicher Bestandteil ihrer

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