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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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Männer keine starken Frauen. Aber wie heißt es so schön?«, sagte die junge Ärztin mit einem wehmütigen Lächeln. »Die Hoffnung stirbt zuletzt.«

    Samuel hatte vor lauter Verlegenheit feuchte Hände bekommen und rieb sie linkisch an seinen Hosenbeinen, deren Bügelfalten sich längst aufgelöst hatten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine so gutaussehende und intelligente Frau keinen Partner haben sollte.
    Als er sich wieder einigermaßen im Griff hatte, sagte er: »Die Auskünfte, die ich von Ihnen erhalten habe, passen hervorragend in das Bild, das sich bereits für uns abzuzeichnen begonnen hatte.«
    »Glauben Sie denn, diese Röntgenaufnahmen sind die endgültige Bestätigung dafür, dass Octavio tot ist?«, fragte Nereyda Lopez sichtlich betroffen.
    »Ich fürchte, ja. Doch letztlich muss das natürlich der Coroner entscheiden. Aber egal, was bei der Sache herauskommt, ich werde Sie darüber informieren. Wären Sie vielleicht so freundlich, mir eine Nummer zu geben, unter der ich Sie erreichen kann?« Samuel war sehr bemüht, den Eindruck zu erwecken, dass seine Bitte rein beruflicher Natur war.
    Sie tauschten ihre Telefonnummern aus, und als sie sich kurz darauf zum Gehen anschickten, stellte Samuel fest, dass es ihm alles andere als leichtfiel, sich von Nereyda und Sonoita zu verabschieden.
    Auf der Rückfahrt nach Tucson, von wo aus seine Maschine nach San Francisco ging, kam er wieder durch das Organ Pipe Cactus National Monument. Die Schönheit der riesigen Saguaro-Kakteen und die Stille der Wüste waren atemberaubend. Er musste oft an Nereyda und ihre natürliche Schönheit und Großherzigkeit denken, und jedes Mal drängte sich ihm fast zwangsläufig die Frage auf, warum er eigentlich so hartnäckig hinter der widerspenstigen Blanche her war, obwohl die Frau, die er gerade kennengelernt hatte, wesentlich besser zu ihm passte. Allein mit sich und seinen Gedanken, kam er auf der langen Fahrt schließlich achselzuckend zu der traurigen Einsicht, dass im Leben einer Frau wie Nereyda kein Platz für einen Mann wie ihn war.

11 DAS KESSELTREIBEN BEGINNT
    A ls Samuel einen Tag nach seiner Rückkehr nach San Francisco Bernardi aufsuchte, nahm ihn der Lieutenant in die Asservatenkammer mit, wo die Beweisstücke aufbewahrt wurden, die bei der Durchsuchung von Dominiques Wohnung und ihrem Sprechzimmer in der Kirche konfisziert worden waren. Sobald Bernardi die Tür öffnete, stieg Samuel intensiver Kräutergeruch in die Nase, und aus einer Ecke glotzten ihm die Figuren von Tlazolteotl, Coatlicue, Xochiquetzal und Konsorten entgegen.
    »Warum haben Sie die Götterfiguren mitgenommen?«, fragte der Reporter, der sich wegen des stechenden Kräutergeruchs sofort ein Taschentuch an die Nase hielt.
    »Möglicherweise befinden sich an ihnen Hinweise auf eine Straftat«, antwortete der Polizist lächelnd.
    Samuel steckte das Taschentuch wieder ein und kratzte sich am Kopf. »Trifft das auch auf die Kräuter zu, oder wollten Sie damit nur zum Ausdruck bringen, dass es Ihnen ernst ist?«
    »Das lässt sich noch nicht sagen. Außer den Fingerabdrücken Dominiques und des verschwundenen Mädchens ist der Geruch bisher der einzige brauchbare Hinweis, den uns der Umschlag aus der Kommode des Mädchens geliefert hat. Allerdings stammt er von keinem der Kräuter, die wir in der Wohnung der Domina gefunden haben.« Bernardi hob die Stoffpuppe hoch und schnupperte kurz daran. »Und das gilt auch für diesen Geruch.«

    »Könnte denn ein Toxikologe die chemische Zusammensetzung der Spuren bestimmen, die wir in dem Umschlag und an der Puppe gefunden haben?« Samuel griff nach der Stoffpuppe mit den schwarzen Wollhaaren und drehte sie in seinen Händen.
    »Nur anhand der Spuren, die wir bisher haben, leider nicht.«
    »Heißt das, dass wir uns bei der Identifizierung dieser Kräuter eher auf praktische Erfahrung als auf wissenschaftliche Methoden stützen sollten?«
    »Ganz so sieht es aus.«
    »Wenn dem so ist, hätte ich bereits eine Idee, wie wir feststellen können, um welche Kräuter es sich hier handelt. Dazu müssten Sie mir allerdings den Umschlag und die Puppe ein paar Tage überlassen.«
    »Das geht leider nicht. Ich darf keine Beweismittel herausgeben. «
    »Okay. Ich erinnere mich, dass das auch bei einem anderen Fall schon mal ein Problem war. Irgendetwas mit der Beweismittelkette, richtig? Aber das macht nichts, Sie können ja mitkommen. Diese Puppe kommt mir auf jeden Fall bekannt vor.« Samuel hielt sie an

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