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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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was darf’s denn sein, Mädels?«, fragte Melba.
    »Für mich bitte einen Wodka Martini«, sagte Vanessa.
    »Und für mich einen Karottensaft.« Das kam von Blanche.
    Während der Barkeeper die Drinks machte, fragte Melba: »Und was steht hinterher an?«
    »Ich liege Samuel schon die ganze Zeit damit in den Ohren, dass wir in North Beach mal richtig gut italienisch essen gehen müssen«, sagte Bernardi. »Deshalb habe ich für heute Abend im Vanessi’s am Broadway einen Tisch für uns reserviert.«
    Melba lachte. »Was Sie nicht sagen, im Vanessi’s! Aber Sie wissen schon, wem der Laden gehört? Nämlich keineswegs einem Italiener, sondern Bart Shea. Und der ist so irisch wie nur irgendwas. «
    »Aber der Koch ist Italiener«, erwiderte Bernardi leicht gekränkt. »Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Bestellen Sie Bart jedenfalls schöne Grüße«, sagte Melba. »Er ist ein alter Bekannter von mir.«
    »Mache ich.«
    Bernardi parkte seinen Dienstwagen, einen schwarzen 1959er Ford Fairlane, an der Bushaltestelle vor dem City Lights Book Store in der Columbus Avenue, direkt hinter einem nagelneuen grünen Studebaker Avanti. Die zwei Paare stiegen aus und machten sich zu Fuß auf den Weg zum Vanessi’s. Vor dem El Cid überquerten sie die Straße und gingen auf dem Broadway an Big Al’s, Enrico’s und Finnoccio’s vorbei in Richtung Osten
weiter. Unterwegs wurden sie immer wieder von Schleppern angesprochen, die versuchten, sie in eins der Nepplokale zu locken, die aus der Gegend um Pacific Avenue und Jackson Street hierher umgezogen waren. Als die Stadtverwaltung solche Etablissements aus ihrem angestammten Terrain in der Barbary Coast verdrängt hatte, war dies eigentlich in der Hoffnung geschehen, dass sie daraufhin San Francisco ganz den Rücken kehren würden. Stattdessen waren sie jedoch lediglich ein paar Straßen weiter zum Broadway hinaufgezogen.
    Inzwischen hatten sie das Vanessi’s erreicht. Das große Schild an der pastellfarbenen Fassade setzte ein unübersehbares Zeichen, dass es in dem Viertel, mit dem es ansonsten sichtlich bergab ging, durchaus noch einige Lokale mit Stil gab, die etwas auf sich hielten.
    Sie hatten das Restaurant kaum betreten, als der Wirt sie bereits nach hinten winkte. Neben der Bar spielte ein alter Italiener mit einer Baskenmütze und einem bunten Halstuch auf einem kleinen Xylophon eine stimmungsvolle Melodie. Samuel war so angetan von dem Lied, dass er spontan einen Dollar in die Blechbüchse des Musikers warf. Gegenüber einer langen Reihe von Sitznischen, die fast bis auf den letzten Platz besetzt waren, befand sich eine Theke, von der man direkt in die Küche sehen und die Köche bei der Zubereitung der Gerichte beobachten konnte. In der Luft hing dichter Zigarettenqualm. Der Wirt begrüßte Bernardi per Handschlag.
    »Ich soll Ihnen schöne Grüße von Melba bestellen, Bart.« Der Lieutenant deutete auf Blanche. »Ihre Tochter kennen Sie ja vermutlich. Und das ist meine Freundin Vanessa, und last but not least wäre da noch Samuel Hamilton, ein guter Freund von mir.«
    Bart Shea, ein gutaussehender blauäugiger Ire mit glatt nach hinten frisiertem grauem Haar, trug einen eleganten zweireihigen Anzug und dazu eine Krawatte mit einem farbenfrohen Blütenmuster. »Willkommen allerseits. Freut mich, Sie kennenzulernen,
Vanessa und Samuel; und schön, dich mal wiederzusehen, Blanche.« Damit führte er sie zu einer Sitznische in einem Teil des Lokals, in dem die Luft nicht so verraucht war.
    Als alle Platz genommen hatten, bestellte Bernardi eine Flasche Camignano, einen toskanischen Rotwein aus der Region Pistoia, aus der seine Familie stammte.
    »Nichts für ungut, Bruno«, erhob Bart Shea Einspruch. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich euch gern mal einen kalifornischen George La Tour Cabernet Sauvignon aus dem Beaulieu-Weingut zum Probieren bringen. Das ist im Moment einer unserer kalifornischen Topweine, und die Flasche geht natürlich aufs Haus. Ihr werdet bestimmt begeistert sein, und ich garantiere euch jetzt schon, dass es nicht bei dieser einen Flasche bleiben wird.«
    »Wie könnten wir da nein sagen?«, erwiderte Bernardi schmunzelnd.
    Blanche, die keinen Alkohol trank, begnügte sich mit einem Glas Sodawasser. Bart Shea entfernte sich und rief den Koch aus der Küche. Kurz darauf kam ein kleiner, dicker Italiener an ihren Tisch und unterhielt sich mit Bernardi eine Weile angeregt auf Italienisch.
    »Er hat uns eine typische Vorspeise aus der alten

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