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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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blickten - konnten sie einen unendlichen Kalender aufstellen. Aber wisst ihr was? Ich glaube nicht, dass dies der einzige Grund ist, weswegen der Tempel gebaut wurde.«
    Dorn beugte sich vor. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich glaube, der Tempel wurde auch als Schattenwerfer gebaut.«
    »Als Schattenwerfer?«, fragte Ricardo. »Wie in Teotihuacán?«
    Jack nickte. Die zerstörte aztekische Stadt, von der Ricardo sprach, lag einunddreißig Meilen nordöstlich von Mexiko City.
    »Während des Mittags der Tagundnachtgleiche in Teotihuacan wird ein scharfer Schatten auf die untere Fassade geworfen. Er erscheint für exakt sechzig Sekunden - genau am Mittag -, dann verschwindet er wieder. Ich glaube, das Gleiche passiert in Tiahuanaco.«
    »Aber es wurde nicht berichtet, dass man einen Schattenwerfer gefunden hatte«, wandte Ricardo ein.
    »Weil das Bauwerk, das den Schatten erzeugt hatte, versetzt wurde.«
    »Versetzt?«, fragte Samantha.
    »Erinnerst du dich, dass ich dir von dem Sonnentor geschrieben habe?«
    Samantha nickte.
    »Auf einem riesigen Andesitmonument, dem Sonnentor, gibt es eine Serie bis jetzt nicht enträtselbarer Inschriften«, erklärte Jack den anderen. »Wer auch immer das Tor errichtete, wiederholte die Eingravierungen auf vielen anderen Bauwerken in der Gegend - als hätten die Erbauer eine große Katastrophe vorhergesehen und sicherstellen wollen, dass die Informationen nicht verloren gehen.«
    »Was für Informationen?«, fragte Baines.
    »Wissenschaftliche Gleichungen. Ein unbekannter Algorithmus. Die Symbole scheinen eine Art Anweisung zu sein.«
    »Anweisungen wozu?«, wollte Dorn wissen.
    Und wieder erfüllten die Klänge der afrikanischen Nacht die Stille.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jack.
    »Und die Inschriften sind nie enträtselt worden?«, fragte Samantha.
    »Nein, nie - sie sind gar nicht fertig geschrieben. Sie hören mittendrin auf, als wären die Erbauer während dieser sorgfältigen und wichtigen Arbeit plötzlich verschwunden.«
    »Also ereignete sich die Katastrophe, die sie befürchtet hatten«, folgerte Ricardo.
    »Es sieht so aus. Das Tor wurde über hundert Meter vom Rest des Tempels entfernt gefunden; es lag vornübergekippt mitten im Lehm. Wie durch ein Wunder bewahrte der Lehm die Inschriften vor der Verwitterung. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wo das Tor ursprünglich stand.«
    »Wofür sollte das wichtig sein?«, fragte Dorn.
    »Wenn wir nicht wissen, wo es stand, wissen wir auch nicht, wo wir nach dem Schattenwerfer suchen sollen - ein Schattenwerfer, der vielleicht dieselbe Sache enthüllen könnte wie das, worauf dieses Hologramm hinzuweisen scheint.«
    »Unglaublich«, sagte Dorn leise. »Meinen Sie, Sie kennen die ursprüngliche Position?«
    »Wenn ich das genaue Alter des Tempels berechnen kann, indem ich die auf dem Dogon-Obelisken verzeichneten Sternkonstellationen mit meinen Daten von Tiahuanaco vergleiche, müsste ich rauskriegen, wo das Tor damals stand und der Tagundnachtgleiche jener Zeit entspricht.«
    »Und dann?«, wollte Samantha wissen.
    »Und dann bauen wir ein Abbild des Monuments an seiner ursprünglichen Position.« Jack starrte auf das Artefakt und das Hologramm; es stand im totalen Kontrast zu der idyllischen Savanne. »Solange wir es rechtzeitig nach Bolivien schaffen, können wir in ein paar Stunden ein provisorisches Tor aus Zeltplanen bauen. Wir müssen nur die Größe des Bauwerks berücksichtigen.«
    »Und wenn wir es nicht rechtzeitig bis zur Tagundnachtgleiche schaffen, um Ihre Theorie zu überprüfen?«, fragte Dorn.
    »Dann müssten wir noch ein Jahr warten.«
    Während Jack sprach, machte sich am hohen Riedgras am Fluss Unruhe breit. Einer der Zulus kam zu Baines gerannt und sagte etwas auf Suaheli.
    Mit gespanntem Gesichtsausdruck gab Baines die Information weiter. »Die Dogon haben die Verfolgung wieder aufgenommen. Dieser Mann hier hat zwei Meilen flussaufwärts
    Fackeln gesichtet.«
    Jack trat ein paar Schritte zurück. »Das Licht«, sagte er. »Bestimmt sehen sie das Licht.«
    In ihrer Verwunderung hatte niemand daran gedacht, dass die Umgebung und der Himmel in leuchtendes Blau getaucht waren. Die Schreie der Ochsenfrösche am Fluss konnten die rhythmischen Klänge nicht mehr übertönen, die entlang des Ufers ihr Echo warfen - die Trommelschläge der Dogon in der Ferne.

 
Schalter
     
    Das intensive blaue Licht war mittlerweile weniger befremdlich.
    »Wir müssen das verdammte Ding irgendwie auskriegen«, meinte

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