Missing Link
untersuchen.«
»Das bezweifle ich«, erwiderte Pierce. »Dafür haben sie viel zu viel Ausrüstung. Ich frage mich, was in den Kisten ist.«
»Sie müssen tief in die Taschen gegriffen haben, so viel ist sicher. Ich sehe ein, zwei - schaut aus, als wären es insgesamt sechs Transporter. Wo wollen die bloß hin?«
»Keine Ahnung. Offen gesagt, interessiert mich das auch nicht.«
»Wir folgen ihnen nicht?«
»Nur, wenn sie sich auf den Weg nach Sucre machen«, antwortete Pierce und warf sich den schweren Rucksack über die Schulter.
»Aber es könnte wichtig sein«, protestierte Miller.
Pierce baute das Kameragestell ab. »Wir werden nicht dafür bezahlt, hinter einem Haufen missratener Ärzte durch die Gegend zu rennen. Wir sind hier, um Checa wegen einer ernsten Sache dranzukriegen.«
»Bist du sicher, dass diese Leute nichts mit Checa oder Drogen zu tun haben?«
»Oh, gut möglich, dass sie was mit Checa zu tun haben«, meinte Pierce. »Aber ich will verdammt sein, wenn diese Leute was mit Drogenhandel zu schaffen haben. Ich verwette meine Karriere drauf.«
Miller schwieg. Der Schluss von Pierces Satz hatte offensichtlich Gewicht.
»Junge, weißt du, was ich glaube?«
»Was?«
»Ich denke, das hier gehört zu Checas kleinen Zoo-Geschäften«, sagte Pierce und bezog sich auf dessen illegalen Handel mit exotischen Tieren. Der Minister hatte in den letzten achtzehn Monaten ein paar tausend Tiere außer Landes gebracht. Aber dieses Verbrechen würde man ihm nie nachweisen können und ihm demzufolge auch nicht »lebenslänglich« einbringen. Sie brauchten Drogen. Mord.
»Du meinst, sie sind hinter Tieren her?«
»Ein Haufen Ärzte oder Wissenschaftler. Jede Menge Kisten.
Ziehen durch die selvas. Ich wette, sie sind hier draußen, um für einen verdammten Zoo Tiere zu sammeln.«
»Du könntest Recht haben.«
»Könnte? Darauf verwette ich glatt meinen linken Hoden.«
Miller zuckte mit den Schultern.
»Und du willst also durch den verdammten Dschungel ziehen, um zu sehen, welche kleinen Viecher sie schließlich mitnehmen, damit ein paar Fünfjährige sie angaffen können«, spottete Pierce. »Oder willst du doch lieber zurück nach Sucre und die hundert Kilo finden, von denen du genauso wie ich weißt, dass sie da sind.«
Mit seinem ausdruckslosen Blick gab Miller sein Einverständnis.
»Danke«, sagte Pierce. »Du weißt, ich habe dich nie auf die falsche Spur angesetzt.«
Er reichte Miller die Kamera rüber, der, obwohl er sich schon geschlagen gegeben hatte, noch einen letzten Blick auf das Lager warf.
Pierce war kaum zwei Schritte gegangen, als Miller rief: »Warte ... Ich denke, das wirst du dir ansehen wollen.«
»Was ist denn jetzt los?«
Miller hielt ihm die Kamera hin und deutete auf zwei Männer, die sich abmühten, einen schweren, in eine Plane gewickelten Gegenstand auf die Seite eines VW-Lieferwagens zu hieven, der gerade angehalten hatte. Der Pilot wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer.
Pierce hob die Kamera an sein Auge.
»Halleluja!«, entfuhr es ihm. Ihre Überwachung dürfte sich ausgezahlt haben. Er beobachtete, wie die beiden Männer gewaltsam den fetten blauen Arm einer Leiche zurückbogen, der steif zwischen den Nähten zweier Säcke herausragte.
»Ich bin froh, dass du zwei hast«, sagte Miller.
Pierce schaute ihn verwirrt an.
»Hoden, meine ich.«
Pierces Gesicht wurde ganz rot.
»Hol die Satellitenanlage raus«, befahl er. »Wir übertragen von hier.«
Altiplano
Nach einer halben Stunde hatte der Konvoi Trinidad weit hinter sich gelassen. Das Beladen der Transporter war ohne Probleme vonstatten gegangen; die zwölf Begleiter hatten schnell und professionell gearbeitet.
Veronica und ein hellhäutigerer Mann schienen die Verantwortlichen für die Operation zu sein. Dennoch hatte Jack nicht protestiert, als Baines vorschlug, er solle eine Pistole nehmen. Die meisten der Bolivianer hatten vielleicht schon einmal getötet - das sah er an ihrem verhärteten, finsteren Gesichtsausdruck. Ebenso bemerkte Jack, wie sie Samantha lüstern anstierten. Er würde die Kerle töten, wenn sie sie anfassten.
Jack stieg in den ersten Wagen mit Veronica, die ihn darum gebeten hatte. Mit einiger Freude stellte er fest, dass Samantha sauer war.
»Die Frau ist deine novia?«, fragte Veronica, sobald sie aus der Stadt waren.
»Das war sie einmal«, antwortete er auf Spanisch.
Mit ausdruckslosem Gesicht zuckte sie mit den Schultern. Die Karawane wollte La Paz, die Hauptstadt
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