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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Boliviens, umfahren. Der Weg durch sie hindurch würde die Reise verkürzen, aber ihre Eskorte schien die Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen zu wollen. Genauso wenig wie die Wissenschaftler. Jack rief sich ins Gedächtnis, dass sie ja praktisch Flüchtlinge waren. Sie hatten keine Visa und nie einen Zoll passiert.
    Abgesehen davon, war er schon einmal in La Paz gewesen; die berüchtigte Hauptverkehrszeit dauerte fast den ganzen Tag.
    In der ersten halben Stunde während der Fahrt hinauf in die Anden sprach Veronica über ihre Familie. Sie lieferte mehr Informationen, als Jack erwartet hatte. Ein paar Mal wurde sie sich dessen bewusst und lächelte Jack schüchtern an. Jack entdeckte etwas Weiches hinter der harten Schale. In dieser Hinsicht war sie wie Samantha. In einer Männerwelt groß geworden, hatte sie sich einen gewissen Status erworben. Somit schien die Strenge, die sie so eifrig an den Tag legte, eine Maske für ihr verwundbares Inneres zu sein.
    Die Lkw-Karawane kroch die immer steiler werdenden Hänge hinauf. In der Ferne, versteckt in den Schluchten, erblickte Jack hin und wieder ein Mohnfeld - leuchtende rot-weiße Flecken zwischen den Granitwänden.
    Zuerst unmerklich, dann aber radikal wechselten Landschaft und Flora ihr Gesicht. Nachdem sie einen Fluss überquert hatten, der den harten Felsen des Canon durchschnitt, bot die sich öffnende Straße einen hinreißenden Ausblick. Majestätische, mit Schnee bestäubte Gipfel wichen einer Prärie aus wellenförmigen, baumlosen Hügeln. Der Ort war traumhaft - eine von Nebel und Wolken verborgene Welt. Die Straße wurde flacher - sie hatten die Hochlandebenen des Altiplano erreicht. Heftiger Wind schlug gegen die Fahrzeuge. Veronica rutschte näher zu Jack, um sich zu wärmen. Ihre Schulter hinter seinen Rücken geschoben, blickte sie mit einem zufriedenen Lächeln zu ihm auf. Es war, als flösse ein elektrischer Strom durch ihn hindurch. Auch Veronica atmete schneller. Er stellte sich vor, mit ihr zu schlafen. Bald darauf spürte er, wie sich ihr volles Gewicht gegen ihn drückte. Ihre Augen waren geschlossen. Eine Nacht mit dieser Frau wäre unbezahlbar, aber Jack war sich auch der Oberflächlichkeit seines Wunsches bewusst. Und wie zur Antwort, während er ihren warmen Körper an seinem spürte, erkannte er, wie sehr er Samanthas Umarmung und die gemeinsam genossene Vertrautheit vermisste.
    Die Transporter fuhren an Feldern mit Mais und Kartoffeln vorbei - den Haupterzeugnissen der Anden. Etwa zweihundert verschiedene Sorten gab es hier; Jack war sich sicher, dass er während seiner beiden Reisen nach Bolivien die Hälfte probiert hatte. Auch wenn sie zusammen mit quinoa und canahua, den Getreidesorten der Hochebenen, Hauptbestandteil auf dem Speiseplan der Indianer war, schwor sich Jack, lieber seine eigenen Hände zu essen, bevor er noch einmal so eine trockene Knolle hinunterwürgen würde. In den letzten vier Jahren hatte er sich nicht einmal mehr Pommes frites bestellen können.
    Die Transporter verlangsamten ihr Tempo, um eine Alpakaherde über die Straße zu lassen, die sich entlang ihrer Weide bis hinauf zu den Hügeln hinzog. Die Hirten trugen Pullover und schwarze Filzhüte. Mit hellroten Stöcken trieben sie die Lamas an, die Staubwolken in die Luft wirbelten. Jack fand es bewundernswert, wie die Tiere bei dem wilden Buschgras und den Kakteen auf dem Hochplateau überleben konnten. Während der Konvoi geduldig wartete, stellte Jack kurzen Augenkontakt mit Samantha her, die ihn vom vorausfahrenden Wagen aus beobachtete.
    Schnell drehte sie sich wieder um. Samantha schützte immer Desinteresse vor, sobald sie wütend oder eifersüchtig war. Vielleicht waren ihre Gefühle für ihn stärker, als er gedacht hatte.
    Die Getriebe der Fahrzeuge protestierten laut, und der Konvoi bewegte sich wieder vorwärts. Jack nahm das Fernglas aus dem Rucksack, der zu seinen Füßen lag.
    »El lago«, sagte er. Seine Bewegung hatte Veronica geweckt. In der Ferne schimmerte das blaue Gebirgswasser des Titicacasees wie eine Fata Morgana.

 
Letztes Essen
     
    »Ich wusste gar nicht, dass Rost schwimmen kann«, sagte Ricardo.
    Der Konvoi hielt vor einer verbeulten Fähre, deren noch verbliebene Farbe auch schon kurz vor dem Abblättern war und bedauerlicherweise Platz für das rote Eisenoxid machte. Das Schiff schaukelte an einem abgenutzten hölzernen Anlegeplatz, der sich in die seichte Bucht erstreckte. Der kleine Fischerort Tiquine verfügte über den einzigen

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