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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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hoffen.«
    Samantha war zum Ende des Tunnels weitergegangen. »Es ist keine Sackgasse!« Sie blickte einen anderen Gang entlang, der nach rechts abzweigte. »Seht mal hier.«
    Die Frau muss wohl immer die Erste sein, dachte Jack. Er eilte zu ihr hinüber.
    »Eine L-förmige Ecke«, sagte sie. »Wie in Ägypten.«
    »Die Gesellschaften im Vorderen Osten müssen denselben Ursprung haben wie diese hier«, erklärte Jack begeistert. »Auf beiden Seiten des Atlantiks haben die Kulturen mehr als nur die Architektur gemeinsam - beide Zivilisationen praktizierten die Kunst der Mumifizierung, um ihre Toten zu konservieren, weil sie entweder an ein Leben nach dem Tod oder an eine Art Reinkarnation glaubten.«
    »Und beide haben Pyramiden errichtet«, fügte Ricardo hinzu. »Pyramiden, die dazu gedient haben könnten, organisches Material, zum Beispiel menschliche Überreste, zu konservieren und zu sterilisieren.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Dorn.
    »Biologen haben entdeckt, dass sich mit Hilfe einer Pyramide organisches Material konservieren oder sterilisieren lässt. Das geht sogar mit kleinen Pyramiden aus Karton oder Plastik.«
    Samantha blickte auf die Mauern der aufeinander stoßenden Gänge. Die kolossalen grauen Steine wurden von einem glatten gelblichen Lattenwerk verdeckt.
    »Sieht wie Gips aus«, sagte sie.
    Jack ließ sein Hand über die Mauer gleiten; sie fühlte sich glatt an, wie eine Mikrofaser. »So feinen Gips habe ich noch nie gesehen.«
    »Jedenfalls nicht an einer so alten Ausgrabungsstätte«, meinte Samantha. »Davon müssen wir später eine Probe nehmen.« Sie ging der Gruppe voran den Tunnel hinunter. »Der Gang steigt wieder an«, sagte sie.
    Das fand auch Jack, doch bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, dass hier etwas nicht in Ordnung war. Etwas an dem Gang beunruhigte ihn. Ihm war schwindlig, er fühlte sich wie betrunken.
    »Hier stimmt was nicht«, meinte Samantha.
    Sie hat es auch bemerkt, dachte Jack. Er kniete nieder und hob den Kopf. »Mein Gleichgewichtssinn ist durcheinander. Aber warum?«
    Er blickte den langen Gang hinauf, der um acht oder neun Grad noch oben zu gehen schien. Oder doch nicht? Er holte einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche und legte ihn auf den Boden.
    »Was machst du da?«, fragte Samantha.
    Der Kugelschreiber begann zu rollen - bergauf. Die anderen sahen verblüfft zu.
    »Unmöglich«, sagte Dorn. »Das widerspricht der Anziehungskraft der Erde.«
    Jack ließ den Kugelschreiber immer schneller rollen, bevor er ihn mit dem Fuß aufhielt. »Nein. Nur eine optische Täuschung«, widersprach er. »Der Gang steigt nicht an, er führt nach unten.«
    »Nach unten?«
    »Es ist eine Illusion. Vielleicht habt ihr das im Fernsehen schon mal gesehen, eine geheimnisvolle Straße, auf der die Autofahrer den Motor abstellen und bergauf rollen.«
    Samantha ging weiter. »Aber warum hat man den Gang so angelegt?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Das Wissen, dass der Tunnel tatsächlich bergab ging, half Jacks Gleichgewichtssinn, solange er nicht zu weit nach vorn - oder nach oben? - blickte. Doch schon nach zwanzig Metern setzte ihm die gleiche Angst zu. Diesmal aber stärker.
    »Es sind keine Hieroglyphen mehr zu sehen«, stellte Samantha fest.
    Dieser neue Tunnel wirkte in fast jeder Hinsicht steril, fehl am Platz. Vielleicht, weil es keine Gravuren mehr gab. Die vier gingen langsamer.
    Ricardo blickte sich um. »Irgendwas an diesem ganzen Gang macht mich wahnsinnig ...«
    »Vielleicht wegen der Luft«, vermutete Dorn.
    Jack atmete tief ein. Die Luft schien weniger schal zu sein, und ein kalter, frischer Luftzug drang von außen herein.
    »Es ist nicht die Luft«, sagte Samantha langsam. »Es sind die Mauern.«
    Die Mauern.
    »Sie sind lumineszierend«, stellte sie fest. »Sie leuchten.«
    Dorn betrachtete die Mauern aus der Nähe. »Da bleibt mir doch die Spucke weg.«
    »Wir können richtig sehen«, meinte Samantha. »Ohne Taschenlampen.«
    Jack legte eine Wange an die Mauer. Sie warf ein ätherisches, lumineszierendes Licht auf sein Gesicht. »Du hast Recht. Nach dem Neunzig-Grad-Winkel müsste es hier stockdunkel sein.«
    »Und Halterungen für Fackeln gibt es auch nirgends«, sagte Samantha. »Oder hast du irgendwelche Öl- oder Rauchablagerungen von Lampen gesehen?« »Nichts«, bestätigte Jack.
    Der Tunnel wurde enger, sodass die Gruppe hintereinander gehen müsste.
    Samantha war mittlerweile weniger couragiert, ihr Gang vorsichtig, zögernd. Alles in diesem Tunnel

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