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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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setzten sie die Arbeit fort, jeder seinen eigenen Überlegungen über solch eine erdgeschichtliche Katastrophe hingegeben, bis Samantha schließlich unter die Felsbrocken kriechen konnte. Nachdem sie noch ein bisschen weiter geschürft hatte, kam sie aus dem engen Loch wieder hervor.
    »Ich glaube, wir können uns durchquetschen.«
    »Fantastisch«, freute sich Dorn.
    Das Verhalten dieses Mannes hat sich geändert, dachte Jack. Seit der spektakulären Geschichte in der Savanne von Mali war Dorn konzentrierter, berechnender geworden. Er kooperierte mit Jack und fügte sich ihm. Doch Jack merkte, dass sich hinter der Unterwürfigkeit etwas anderes verbarg - etwas wie Gier.
    Die vier bildeten eine improvisierte Kette, um Geröllbrocken durchzureichen. Seitlich der Einsturzstelle wurde die Öffnung immer größer. Samantha rutschte am Felsbrocken vorbei; ihr kleiner Körper passte leicht zwischen dem verbliebenen Geröll hindurch.
    »Ich kann auf die andere Seite sehen!«, sagte sie.
    Sie durchbrach ein Netz aus spröden Baumwurzeln, die von der Steindecke herabhingen. Sie knickten ab, sobald sie sie berührte, und ließen für die anderen etwas Licht durch. Samantha schlängelte sich durch das Loch, während Jack wartete. Vage konnte er noch erkennen, wie sie auf der anderen Seite aufstand.
    »Was ist da hinten?« Jacks Herz hämmerte in seiner Brust. »Geht der Gang weiter?«
    Sie antwortete nicht.
    Jack sah, wie sie den Kopf drehte. Er dachte schon, er müsse nach ihren Beinen greifen und sie zurückziehen. »Was ist da? Was siehst du?«
    »Jack«, sagte sie, »das ist einfach unglaublich.«

 
Der Raum
     
    Sie war von der Größe des Raums überwältigt.
    Ricardo mühte sich ab, vom Boden hochzukommen, und klopfte sich den Staub ab, der direkt über dem Gürtel rings um seine Hüfte hing. Er schaute über die drei anderen drüber.
    »O mein Gott!«
    Sie standen in einem Säulengang aus gewaltigen Steinen, der sich zu einem riesigen Raum hin öffnete. Das Licht wirkte hier diffuser, vielleicht wegen des Abstands zwischen den Wänden. Sie schimmerte jedoch hell genug, um ihnen eine Vorstellung von den Abmessungen des Komplexes zu geben. Turmhohe Steinwände schwangen sich zu einer majestätischen Decke empor, die fast zweimal so hoch ragte wie im Tunnel davor.
    Sechzehn Säulen, die in vier Reihen angeordnet waren, trugen das Gewicht der Steindecke in der großen Halle.
    »Ich denke, wir haben das Wohnzimmer gefunden«, erklärte Samantha schließlich.
    Jack folgte ihr, als sie den festsaalgroßen Raum betrat. Ricardo zog eine Taschenlampe heraus. »Du hattest sie die ganze Zeit dabei?«, fragte Jack überrascht.
    Ricardo zuckte mit der Schulter. »Ich habe sie erst bemerkt, als sie mir eben fast ein Loch in die Brust gebohrt hat.«
    »Es scheint die gleiche Architektur wie bei den Tempeln in Gizeh zu sein«, sagte Samantha. Sie strich mit der Hand an einer der gewaltigen Säulen entlang.
    »Oder wie beim Osireion«, meinte Jack und bezog sich auf die unterirdische Anlage, die er vor fünf Jahren in Ägypten besichtigt hatte. Er ging auf einige Stühle und Tische aus Stein zu. »Es scheinen tatsächlich Wohnräume gewesen zu sein.«
    »Aber es gibt keine Dekorationen«, sagte Samantha. »Das Ganze sieht aus, als wäre es ausschließlich unter Zweckmäßigkeitsaspekten gebaut worden. Hier sind nirgendwo Goldverzierungen, keinerlei Ausschmückung, nichts, das nahelegen würde, dass dieser Raum von hohen Beamten, Priestern oder Mitgliedern des Königshauses benutzt wurde.«
    Dorn nickte. »Ziemlich ungemütlich.«
    Und das war, wie Jack wusste, ein wichtiger Hinweis auf den Erbauer dieser Anlage. Jack stimmte Samanthas Schlussfolgerung, dass dieser Raum keinem religiösen Zweck gedient hatte, zu. Tatsächlich konnte er nichts entdecken, was irgendwie kunstvoll ausgearbeitet war. Der Komplex schien der einfachen Maxime zu folgen: Funktion geht über Form.
    Die Wissenschaftler schwärmten aus, jeder in eine andere Richtung.
    Die leisen Geräusche von Jacks Schritten hallten nach, als er an uninterpretierbaren Skulpturen aus verschiedenartigen gebrochenen Steinen vorbeiging. Er wurde sich nicht darüber klar, was diese Formen bedeuten sollten. Zumindest darin hat sich die Kunst nicht geändert, schloss er.
    Jack blieb an einem langen Steintisch stehen. Unordentlich verstreut lagen sechs steinerne Stühle herum. Einige waren zerbrochen. Ein anderer Steingegenstand in der Nähe schien intakt zu sein. Der Behälter, der aus

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