Missing Link
scheint anders zu sein, dachte Jack. Hier hatte er nicht mehr das Gefühl von Altertum wie am Eingang.
»Das hier ist anders als die Fundorte, die ich bisher gesehen habe«, erklärte Ricardo mit sich überschlagender Stimme.
»Ich weiß«, sagte Jack. »Es sieht ... modern aus.«
Samantha lief weiter und nahm Jack den Blick auf den Rest des unterirdischen Gangs. Er wollte Samantha gerade fragen, ob der Tunnel in einen Vorraum münde, als sie in einem plötzlich ausgestoßenen Nebel verschwand, der so laut zischte, dass er ihr Schreien übertönte.
Nebel
Dampf schoss aus beiden Seiten des schmalen Tunnels hervor. In Bruchteilen einer Sekunde war Samantha verschwunden. Jack fiel erschrocken nach hinten. Die Eruption dauerte einen kurzen Moment, während Dampfwolken ihm die Sicht nahmen.
Dann war das Zischen weg.
Jack, Ricardo und Dorn standen verblüfft langsam wieder auf und blickten schweigend nach vorn. Jack glaubte Samantha irgendwo jenseits der Nebelwand, die immer noch auf unheimliche Weise durch die Steineinfassung geschoben wurde, weinen zu hören. »Sam! Alles in Ordnung?«
Immer lauter drangen zuerst ihr Husten, dann ihr Schluchzen an Jacks Ohren, als diese sich von dem Zischen erholt hatten.
»Kannst du mich hören?«
»Ja.« Ihre Stimme zitterte. »Ich bin in Ordnung.«
»Was zum Teufel ist da passiert?«, rief Dorn.
»Ich weiß nicht. Ich bin immer noch in einem Stück«, sagte sie. »Hab bloß Angst.«
Jack konnte Samantha ein paar Meter vor sich auf dem Boden kauernd erkennen. Sie stützte sich mit einem Arm ab, ihre Kleidung war nass.
»Bei euch . auch alles okay?«, brachte sie heraus.
»Alles klar«, beruhigte sie Jack. »Was auch immer das war, es ist auf ein kurzes Stück begrenzt.«
»Der Dampf riecht süß«, stellte Ricardo fest.
Jack leckte seine Lippen. »Schmeckt aber alkalisch.« Vielleicht sollten wir überhaupt nichts schmecken, ging ihm durch den Kopf. Er kroch in Samanthas Richtung, die immer noch am Boden lag. Bei Überprüfen der Wände bemerkte er eine Reihe Löcher.
»Die Löcher sind auch an der Decke«, sagte Dorn von hinten.
Jacks Hand berührte die pockennarbige Oberfläche der Mauer. Nichts passierte.
»Ich denke, es funktioniert mit irgendeiner Abtastvorrichtung«, meinte er.
»Wie die automatischen Türen im Kaufhaus?«
»Ja. Vielleicht reagiert das Ding auch über einen Kontakt im Boden«, sagte er und stand auf.
Ricardo blickte ihn voller Furcht an. »Das ganze Zeug hier - ist mierda.«
»Aber tolle Scheiße«, ergänzte Jack. Zur Beschwichtigung legte er seine Hand auf Ricardos Schulter, dann wandte er sich wieder den Löchern zu. Mit geschlossenen Augen trat er vor und verlagerte sein Gewicht auf das vordere Bein.
Plötzlich stieß der Dampf in einer alles vernebelnden Eruption wieder aus den Löchern.
Samantha schrie bei dem Lärm auf und verstärkte dadurch noch die Panik, die Jack überfiel. Er stolperte zur anderen Seite hindurch - mit einem Gefühl, als wäre er gerade durch eine kalte Sauna gewandert.
»Mach doch so was nicht!«, rief Samantha.
Jack keuchte. Er wischte sich ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht.
»Da kommt doch wenigstens das olle Adrenalin wieder in Schwung, was?«
»Hauptsache, du hast gewusst, dass es wieder losgeht.«
Jack schnüffelte an seiner Kleidung; sie roch nach Desinfektionsmittel. Schließlich blickte er den Gang zurück, wo Ricardo und Dorn durch den sich verziehenden Nebel spähten. Das Klingeln in seinen Ohren ließ nach.
»Es funktioniert über einen Druckkontakt im Boden«, rief Jack.
»Ist es sicher?«, fragte Ricardo.
»Wir sind immer noch hier.«
Zwischen Dorn und Ricardo entfachte eine Diskussion über die Schutzfunktion der Vorrichtung, bis Dorn entschied, dass auch er durchging. Bei jedem Nebelausstoß stellte Jack fest, dass die Sprayvorrichtung leiser wurde - als ob die jahrelange Inaktivität einiges nachzuholen hätte. Die drei warteten auf Ricardo, der sich auf Spanisch Mut zusprach, bevor er sich dem Nebel aussetzte.
Mit geschlossenen Augen, nass und offensichtlich unglücklich tauchte er auf.
»Was ist das für ein Ding?«, fragte Dorn mit Blick auf die Vielzahl an Löchern.
»Der Nebel riecht wie Desinfektionsmittel«, sagte Samantha.
»Ich habe mir das Gleiche gedacht«, bestätigte Jack. »Dann könnte es eine Art Dekontaminationsvorrichtung sein.«
»Wie in einem Seuchenzentrum«, meinte Ricardo.
Samantha war verwirrt. »Aber eine Dekontaminationsvorrichtung für
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