Missing Link
Dorn. Er tätschelte die riesigen Ecksteine im Vorraum. »Diese massiven Blöcke sind robuster als alles, was wir in Johannesburg als Schutz zur Verfügung haben. Das könnt ihr mir glauben.«
Baines stand mit seinem Lederstiefel auf dem »heißen Draht«, der für das andere Ende des Zünders bestimmt war. »Dann mal los.«
Die Gruppe duckte sich neben dem beruhigenden Vierzig- Tonnen-Block aus solidem Gestein, der als ihr Schild dienen sollte. Dorn verstopfte sich die Ohren. Der Rest hielt schützend die Handflächen darauf. Dorn nickte.
»Feuer!« rief Baines.
Samantha schloss die Augen. Jack nahm alles um sich herum wie in Zeitlupe wahr. Er sah, wie der erbsengroße Kontakt an den Draht hüpfte, noch bevor Baines eine Verbindung mit der Stahlschraube hergestellt hatte.
Die Explosion folgte mit rasender Geschwindigkeit.
Jack fürchtete, seine Trommelfelle würden platzen, als ihn die Druckwellen mit einem schnellen Windstoß erreichten. Ein ohrenbetäubender Lärm folgte, als wäre eine Horde wahnsinniger Löwen freigelassen worden. Einen Augenblick wurde das Dröhnen von hallenden Schlägen abgelöst, als lose Felsbrocken den Gang entlangpolterten. Eine Staubwolke, die den Geruch erloschenen Sprengstoffs mit sich brachte, folgte. Für einen Moment sahen sie vor lauter Rauch und Staub überhaupt nichts. Ab und zu wurde die langsam einsetzende Stille von Husten unterbrochen, während sich die Forscher und ihre Mitarbeiter die Hände über Nase und Mund hielten.
»Meinst du, es hat funktioniert?«, fragte Samantha, der die Augen tränten.
»Hört sich nicht an, als ob sich noch was bewegen würde«, sagte Dorn.
Jack erhob sich und klopfte sich den Staub ab. »Dann lasst uns mal nachsehen.«
»Gott sei Dank, wir haben’s geschafft«, sagte Dorn, als hätte er an dem Erfolg gezweifelt.
Das Hindernis hatte sich in eine Masse aus kleinen Steinen
aufgelöst, die sich entlang des Tunnels ausgebreitet hatten.
Der stechende Geruch des erloschenen C-4 brannte in der Nase. Der schwere Rauch der Plastikbomben wellte sich um ihre Füße, als sie vorsichtig über das Geröll stiegen. Jack kletterte auf den eingestürzten Felsen. Oben, zwischen dem Haufen der zertrümmerten Steine und der Decke, sah er, dass genügend Platz zum Durchkriechen war. »Zur anderen Seite hin ist es frei!«, rief er aufgeregt.
Jack kroch oben auf dem Geröllhaufen entlang. Nach einem Meter ging es auf der anderen Seite wieder nach unten. Er glitt hinab, und seine Stiefel kamen auf feuchtem Gestein auf. Vor ihm erstreckte sich ein langer Gang, von dem auf jeder Seite eine Reihe von Räumen abgingen. In spartanischer Gleichheit hielten die einzelnen Steinwürfel Wache über den Flur. Zu seiner Linken, noch vor dem ersten Raum, entdeckte Jack auf Hüfthöhe ein großes quadratisches Loch in der Wand.
Es sah wie ein Schacht aus.
Sein Herz raste. Forscher hatten die gleichen Kanäle in der Acapana-Pyramide an der Oberfläche entdeckt. Bis jetzt hatte noch niemand ihren eigentlichen Zweck herausgefunden. Einige Wissenschaftler dachten, die Steinkanäle hätten als Lüftungsschächte gedient. Andere glaubten, die Bewohner von Tiahuanaco hätten sich mit einer Wasserkultur beschäftigt und mit diesen Schleusen Wasser durch den Komplex geleitet. In der Diagonalen maß der Schacht nicht ganz einen Meter, gerade breit genug für einen Menschen - mit der Ausnahme vielleicht von Ricardo. Durch die dünne Wasserschicht auf dem Steinboden gehend, trat Jack ein paar Schritte an das Loch heran.
Samantha beobachtete ihn von der Spitze des Geröllhaufen aus. »Was ist das?«, rief sie ihm zu.
»Eine Art Steinschacht«, antwortete Jack. »Genau wie diejenigen in der Acapana-Pyramide. Nur größer.« Jacks Kopf verschwand in dem Loch. Der Kanal führte steil abwärts in die
Dunkelheit. Jack merkte, wie es in seinem Magen flatterte. »Der Kanal hat eine Neigung von dreißig Grad.« Er wusste, was dies bedeutete.
Samanthas Stimme zitterte. »Das heißt, es könnte eine andere Ebene geben?«
»Vielleicht auch mehrere.«
Samantha teilte die Entdeckung Dorn mit, der sich zu ihr gesellt hatte.
Ein leichter Luftzug kühlte den Schweiß auf Jacks linker Gesichtshälfte. Ein leichter Luftzug? Vielleicht waren es doch Lüftungsschächte. Jack sah, wie einige der kleineren Steine auf dem Haufen vibrierten. Er dachte, Samantha käme heruntergerutscht, doch sie kauerte immer noch oben auf dem Hügel.
»Spürt ihr das auch?«, fragte er.
Die Vibrationen wellten
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