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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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oder nicht, Doktor York?«
    Sind Sie auch eine von diesen Feministinnen, die sich in letzter Zeit mausig machen? Mein Gott. Muß ich darauf antworten? Dem Ärger, den sie verspürte, verlieh sie im Tonfall Ausdruck: »Ich befürworte das Gleichstellungsgesetz von 1974, und mir ist an seiner Durchsetzung gelegen. Ich unterstütze die volle Berufstätigkeit der Frau, flexible Kinderbetreuung und andere grundlegende Dinge. Zum Teufel, ja, ich werde die Konferenz unterstützen, wenn Sie es genau wissen wollen.« Sie sah sie herausfordernd an. Und wenn das gegen mich spricht, dann fahrt zur Hölle, ihr Arschlöcher.
    »Möchten Sie uns etwas über Ihre Beziehung zu Michael
    Conlig erzählen?«
    Sie spürte, wie die Handflächen sich mit kaltem Schweiß
    überzogen. Mein Gott. Das kommt ja immer besser. Das war geradezu empörend. Für einen Moment erwog sie, den Raum zu verlassen.
    Dann erstattete sie ihnen einen knappen Bericht über die
    ›nicht Fleisch, nicht Fisch‹-Beziehung mit Mike.
    »Und sind Sie im Moment zusammen?« fragte Jones.
    Sie fragte sich, was die bessere Antwort wäre. Ja oder nein?
    Vielleicht gelang es ihr später, Mike zu überreden, ihre Version zu bestätigen.
    Ach, zum Teufel damit. »Ich weiß nicht, Sir. Es ist ziemlich kompliziert.«
    Jones erwiderte ihren Blick für ein paar Sekunden. Dann
    lehnte er sich im Sessel zurück. »Gut, Doktor. Michael Conlig arbeitet für einen unserer Hauptauftragsnehmer am NERVA 2-Projekt. Aber das wissen Sie bereits. Es wäre gut möglich, daß Sie mit ihm zusammenarbeiten.«
    »Wäre möglich.«
    »Sind Sie der Ansicht, Ihre komplizierte Beziehung würde irgendwelche Probleme aufwerfen?«
    Diesmal machte sie kein Hehl aus ihrem Ärger. »Nein. Bin ich nicht. Ich muß diese Unterstellung in aller Form zurückweisen, Sir. Mike konzentriert sich auf seine Arbeit. Er geht geradezu darin auf. Das gilt auch für mich.«
    Jones hob die Augenbrauen. »Ist das vielleicht der Grund für die Komplikationen?«
    Fick dich. »Wir beide verfolgen ein Ziel. Wir beide würden unsere Arbeit nach besten Kräften verrichten, ob wir nun zusammenarbeiten oder nicht.« Sie schaute trotzig in die Runde, als ob sie das Gremium vor weiteren Fragen dieser Art abschrecken wollte.
    Doch die Neugier auf ihr Privatleben schien nun ohnehin
    gestillt zu sein. Die nächste Frage bezog sich wieder auf die Wasservorkommen auf dem Mars.
     
    Als das Vorstellungsgespräch beendet war, spürte sie eine kalte Befriedigung.
    Sie hatte keine Ahnung, ob sie bestanden hatte oder nicht. Es gab zu viele Faktoren, die sich ihrer Kontrolle entzogen, einschließlich der Kultur und Politik der NASA – zu viele Dinge, auf die sie trotz ihrer Qualifikation, Erfahrung und Eloquenz nicht den geringsten Einfluß hatte. Doch wenigstens hatte sie den Eindruck, ihr Bestes gegeben zu haben.
    Dennoch fühlte sie sich irgendwie besudelt. Diese
    verdammten Fragen über Mike. Sie wünschte, sie hätte eine Möglichkeit gefunden, der Antwort auszuweichen.
    Doch die einzige Alternative hatte darin bestanden, zu
    antworten oder das Handtuch zu werfen. Sie hatte sich fürs Antworten entschieden. Als der Adrenalinstoß nun versiegte, hatte sie das Gefühl, sich selbst untreu geworden zu sein. Sie hatte den ersten Kompromiß von vielen gemacht, die sie wohl akzeptieren mußte, wenn sie in die NASA eintreten und dort überleben wollte.
    Als sie sich erhob und zum Gehen wandte, verabschiedete
    der Mond-Spaziergänger sie mit einem langen und langsamen Winken.
     
    Der Bescheid von der NASA kam – endlich – gleich nach
    Weihnachten.
    Sie stand im Flur des Apartments in Berkeley und sah auf den Umschlag aus weißem Büttenpapier mit dem blauen NASA-Logo.
    Dies war ein entscheidender Augenblick in ihrem Leben. Ein wirklicher Scheideweg, eine Gabelung im Schicksal. In einer Richtung lag das Raumfahrtprogramm. Vielleicht sogar der Mars. In der anderen…
    Irgendwie war sie nicht imstande, sich vorzustellen, was in der anderen Richtung lag, was folgen würde, falls dieser dünne, edle weiße Briefumschlag eine Absage enthielt.
    Sie legte ihn ungeöffnet auf den Schreibtisch.
    Dann kochte sie Kaffee und öffnete die restliche Post.
    Irgendwie schien es nicht angemessen, Den Brief wie jeden anderen zu öffnen.
    Mike war draußen in Santa Susana mit den Probeläufen
    beschäftigt. York hatte seit ein paar Wochen nichts mehr von ihm gehört.
    Seine Abwesenheit tangierte sie immer weniger. Sie hatten das Gespräch nie beendet, das sie

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