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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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entzog.
    Sie versuchte sich vorzustellen, hier zu arbeiten.
    Fahrräder lehnten an jedem Gebäude, und vor den Eingängen standen große, mit Sand gefüllte Aschenbecher, aus denen Zigarettenstummel ragten.
    Es herrschte eine ruhige Atmosphäre. Die quaderförmigen
    Gebäude Wirkten nicht wie eine Regierungseinrichtung. Es war eher wie eine Universität, sagte sie sich. Und wirklich hatte Dave, ihr Fahrer, es als ›Campus‹ bezeichnet.
    Das JSC hatte seine eigenen marsianischen Wassertürme. Es gab eine ›Antennen-Farm‹, ein eingezäuntes Feld mit großen weißen Schüsseln, die wie Blumen zur Sonne gerichtet waren.
    Und hier und da schimmerten große Tanks mit flüssigem
    Stickstoff.
     
    Die Klimaanlage in Gebäude 4 arbeitete auf Hochtouren; es waren fünfzehn Grad Temperatur weniger als draußen. Das Gebäude war düster und verwinkelt. Decken und Böden waren gefliest, und die Wände wiesen den für Firmengebäude der sechziger Jahre charakteristischen gelbbraunen Anstrich auf.
    Sie spürte, wie der Mut sie verließ. Sie fühlte sich wie in einem trostlosen Sozialamt.
    Sie nahm den Aufzug. Das Vorstellungsgespräch sollte in der
    ›Astronauten-Bibliothek‹ stattfinden.
    Auf ihr Klopfen hin wurde die Tür geöffnet, und ein Mann begrüßte sie: groß, spindeldürr, mit graublondem Haar und blauen Augen. Bekleidet war er mit Jeans und einem modischen Hemd. Er lächelte sie an und gab ihr die Hand.
    Sie erkannte ihn. Es war Joe Muldoon. Ein Mond-Spaziergänger schüttelte ihr die Hand.
    Der unvermittelte Wechsel der Perspektive traf sie mit
    Wucht. Dies war wirklich das Raumfahrtzentrum. Hier waren echte Astronauten, um Himmels willen. Veteranen.
    Sie versuchte, Muldoon anzuschauen, doch es war ihr nicht möglich, ihm ins Gesicht zu sehen; sein Bild schien vor ihren Augen zu verschwimmen, und sie hatte den Eindruck, daß er glitzerte und leuchtete.
    Und ich habe mich beworben, einer von ihnen zu werden.
    Mein Gott. Werden die Leute mich auch so ansehen? Wie, zum Teufel, werde ich damit umgehen?
    Joe Muldoon führte sie zu ihrem Platz, einem mitten im
    Raum aufgestellten Sessel.
    Es gab kaum Bücher in dieser ›Bücherei‹. An der Wand
    hinter ihr hing eine Reihe von Fotos: Portraits von toten Astronauten, Russen und Amerikanern. Mein Gott. Hilf mir, mich zu entspannen. Ein Großbild-Fernsehgerät lief in der Ecke, das die Aktivitäten der Skylab A-Besatzung im Orbit übertrug. Der Ton war leise gestellt. Der geteilte Bildschirm zeigte die Erde aus der Perspektive von Skylab sowie Flugbahndaten der Bodenstation. Gelegentlich hörte sie das Gemurmel der Luft-Boden-Schleife, über welche die Flugleitung mit der Raumschiff-Besatzung sprach.
    Das Gremium bestand aus sieben Personen: sieben männliche Weiße an einem langen Tisch aus Eiche. Etliche Gesichter waren ihr aus den Presse-und Fernsehberichten über das Raumfahrtprogramm bekannt: Astronauten, ranghohe NASA-Mitarbeiter aus Wissenschaft und Verwaltung.
    Und in der Mitte saß – Chuck Jones. Sie wollte schier
    verzagen. Der Vierschrötige mit dem dunklen Teint nickte ihr zu. Das früher schwarze, inzwischen graumelierte Haar war militärisch kurz gestutzt.
    Mein Gott. Chuck Jones. Seit der Jahre zurückliegenden, bizarren Exkursion mit Jorge Romero in die San Gabriel-Berge hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    Jones klopfte auf den Tisch und bat um Ruhe. »Danke, daß Sie gekommen sind, Natalie. Wir haben Ihre Bewerbung gelesen. Sie ist sehr beeindruckend.«
    »Danke.«
    »Dann können wir die Sache also abkürzen. Berichten Sie
    uns von Ihren wissenschaftlichen Studien und sagen Sie uns, in welcher Hinsicht sie uns beim Flug zum Mars unterstützen sollen.«
    Plötzlich war ihr Mund so trocken wie der Sand von Jackass Flats. Was für eine Frage.
    Zögerlich antwortete sie.
    Sie skizzierte die Hauptrichtung ihrer Arbeit, die
    geologischen Untersuchungen auf der Grundlage der Mariner-Daten und wie sie an der Formulierung einer Hypothese mitgewirkt hatte, daß es auf dem Mars vielleicht Wasser in flüssiger Form gegeben habe und daß es unter der oxidierten Oberfläche vielleicht immer noch welches gebe. Und daß, wenn die Besatzung dieses Wasser eindeutig nachwies, die weitere Erforschung des Mars gewährleistet sei. Stoßt auf Wasser, und es wird noch viele Flüge geben, Jungs. Plätze für euch alle. Aber ihr braucht mich, um das Wasser zu finden.
    Chuck Jones musterte sie. Sie war sicher, daß er sich von jener Exkursion an sie erinnerte.
    Sie versuchte,

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