Mission Ares
gelandet.«
Priest schüttelte den Kopf. »Du hörst mir nicht zu. Wenn Schmitt nicht gewesen wäre, würden uns längst nicht so gute geologische Forschungsergebnisse vom Mond vorliegen.
Daran solltest du einmal denken. Er hatte Pech – die späteren Mondlandungen, die in seine Dienstzeit gefallen wären, wurden gestrichen. Aber er hat sich selbst die bestmögliche Chance gegeben.« Er musterte sie. »Immerhin hat Schmitt in Moonlab gearbeitet und ist bis auf hundert Kilometer an den Mond herangekommen. Und du kennst doch auch Ralph Gershon, nicht wahr?«
»Sicher. Ein riesengroßes Arschloch.«
»Nein.« Nun wurde Ben ungehalten. »Du bist das Arschloch, Natalie. Es tut mir leid, aber es ist die Wahrheit. Hör zu: Gershon hat es genauso schwer wie du, nur in anderer Hinsicht. Er ist der beste Pilot der NASA, und die meisten von uns wissen das auch. Aber er paßt eben nicht rein. Er gehört zu einer anderen Generation als diese Jungs. Er hat in einem schmutzigen Krieg gekämpft, und vielleicht wird ihm unterstellt, etwas von diesem Schmutz sei an ihm kleben geblieben.
Aber«, fuhr Priest fort, »Ralph hat nicht aufgegeben. Er setzt alles daran, einen Platz in einer Rakete zu bekommen. So macht er sich zum Beispiel nützlich, indem er für euch das Kindermädchen spielt.«
»Aber er ist ein lausiger Ausbilder!«
Priest schüttelte den Kopf. »Moment! Das ist nicht der
Maßstab. Daß er den Auftrag angenommen hat, ihn ausführt und ein ›Mannschaftsspieler‹ ist: das ist es, was zählt. Und obendrein verbringt Ralph sein halbes Leben in Langley und bei Rockwell – wo auch immer Komponenten des MEM
getestet werden. Und weißt du, weshalb? Er sagt sich nämlich, wenn es einmal soweit ist, will er niemanden um sich haben, der sich besser mit dem MEM auskennt als er. Genauso wie Schmitt spielt er mit vollem Einsatz.«
»Und das sollte ich auch tun?«
»Das solltest du auch tun. Und noch mehr. Hör auf mit
diesem Gejammer, um Himmels willen. Du hast hier eine
einmalige Gelegenheit. Setz dich in den Simulator. Nutze alle Ausbildungsmöglichkeiten, so sinnlos sie dir auch erscheinen mögen. Besuch die Vorträge über die verdammten EVA-Gamaschen oder was auch immer. Und such nach Möglichkeiten, deine Fähigkeiten zu entwickeln. Laß dich zum Beispiel auf die Bewerberliste für den Marsflug setzen…«
»Ich wußte gar nicht, daß es eine solche Liste gibt.«
»Jetzt weißt du es«, sagte er.
»Verdammt, Ben, ich hasse es, wenn du mir Ratschläge
gibst.«
Er lachte. »Nur weil ich recht habe.« Er sah auf die Rolex, die er auf den Nachttisch gelegt hatte. »Verdammt. Ich muß los.
Muß auch wieder die Schulbank drücken und die NERVA—
Steuersysteme auf den neusten Stand bringen.«
»Also«, sagte sie und streichelte ihm den Rücken. »Dann
müssen wir noch etwas erledigen, was?«
»Ja. Wir müssen noch etwas erledigen. Wir werden reden.«
Er schwang die Beine aus dem Bett.
Nach ein paar Wochen wurde das Leben interessanter.
Yorks Gruppe wurde nun an den Systemen ausgebildet. York arbeitete sich durch die Hierarchie der Ausbildungssysteme –zuerst anhand von schriftlichen Unterlagen, dann mit
Computerunterstützung –, so daß sie eine ganzheitliche
Vorstellung von dem Raumschiff bekam, das sie fliegen würde.
Die Räumlichkeiten von Gebäude 5 waren mit Einzelsystem—
Trainingsgeräten ausgestattet – Elementen von Apollo—
Steuerkonsolen –, wobei Computer einfache Simulationen
laufen ließen. Und dann gab es noch für jede der drei
Besatzungs-Stationen integrierte Trainingsgeräte in einer Apollo-Kommandokapsel.
Schließlich kam sie ins Gebäude 9, das Modell-und
Integrations-Labor. Raumschiffmodelle im Maßstab eins zu eins waren in dem hangargroßen Gebäude verteilt. Die Ausrüstung diente der generischen Ausbildung, um die für jeden Flug erforderlichen Fertigkeiten zu vermitteln; die komplizierteren Simulatoren waren spezifischen Missionen vorbehalten.
Die Halle war kein Ort der modernsten HighTech. Das
Material war abgenutzt und verschrammt. Graffiti waren an die Wände gesprüht, und die überall verstreuten Werkbänke waren mit Abfall übersät: Papierhandtücher, ein Eimer mit leeren Coladosen. Kein Astronaut im aktiven Dienst verirrte sich jemals hierher. Wenn sie am Wochenende hierher kam, war die Halle leer; nachdem die Raumflüge im Lauf der Jahre Routine geworden waren, hatte sich am JSC eine Beamtenmentalität breitgemacht.
Gebäude 9 führte ihr vor Augen,
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