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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wo ihr Platz war; als eine Ascan stand sie weit unten in der Nahrungskette.
    Sie versuchte sich an der Luftlager-Anlage, einem Bürostuhl, der auf einem Luftkissen schwebte, das von nach unten gerichteten Düsen erzeugt wurde. Sie driftete wie ein
    Eishockey-Puck über den mit Epoxidharz beschichteten Boden und umrundete eine Skylab-Station. Auf diese Art lernte sie, sich in einer simulierten Null-G-Umgebung zu bewegen, wenn auch nur in zwei Dimensionen.
    Schließlich kletterte sie in die Kabine, ein Modell einer Apollo-Kommandokapsel, die wie ein Metallzelt in der Mitte von Gebäude 9 saß. Sie mußte mit den Füßen voran durch die winzige Luke einsteigen. Bei den drei Liegen handelte es sich um primitive Metallgestelle mit Textilgurten, die noch dazu schrecklich eng zusammengerückt waren. Unter den Liegen, in der Basis des Kegels, befand sich ein Stauraum, der als unterer Nutzlastraum bezeichnet wurde.
    York setzte sich auf die mittlere Liege, die für den Piloten der Kommandokapsel bestimmt war. Sie schaute nach oben, zur Spitze des Kegels. Die Fenster wirkten klein und weit entfernt, und trotz der offenen Luke fühlte sie sich eingesperrt. Vor ihr befand sich eine große, halbrunde Instrumentenkonsole mit schlachtschiffgrauem Anstrich: Kippschalter, Rändelräder, Drucktasten und Drehschalter mit Anschlägen. Die Maßeinheiten waren überwiegend metrisch, und die Leuchten und Sichtfenster hatten graue Marken beziehungsweise spiralig rot und weiß gestreifte Stäbe, die die Scheiben bedeckten, wenn die Einstellungen verändert wurden. Außerdem gab es eine Tastatur, einen Bildschirm und einen künstlichen Horizont sowie diverse Hebel und Drucktasten: Translationsregler, mit denen die Steuertriebwerke geschwenkt wurden.
    Die Konsole wirkte komplex, fast schon überfrachtet. Wie, zum Teufel, sollte sie sich hier zurechtfinden?
    Sie experimentierte mit den Schaltern. Zwei Ausführungen überwogen: kleine silberne Dreiwegschalter, oder – für komplexere Funktionen – zylindrische Zweiweghebel, die man erst herausziehen mußte, bevor man sie betätigen konnte. Das mußte eine schreckliche Fummelei sein mit den Handschuhen des Druckanzugs, sagte sie sich. Die Schalter wurden auf beiden Seiten von Metallrähmchen gesichert, damit sie im freien Fall nicht versehentlich betätigt wurden. Sie betätigte alle Schalter der Konsole und bekam so ein Gefühl für ihre Handhabung.
    Dann sah sie, daß kleine Grafiken in die Konsole geätzt
    waren: Schaltkreise und Flußdiagramme. Sie befragte die
    Handbücher. Hier war zum Beispiel ein Diagramm, das eine Anordnung von Schaltern verband, die den Wasserzufluß von den Brennstoffzellen regulierten. Die grauen Linien bezeichneten den Fluß des Wassers, entweder zu den Reglern der Speichertanks oder zum Entsorgungssystem.
    Alle Schalter waren in dem einen oder anderen Diagramm
    enthalten. Nachdem sie das System hinter den Diagrammen
    erst einmal durchschaut hatte, begriff sie auch die Logik der Konsole. Sie war nun in der Lage, die Schalter nach Funktionsgruppen zu unterscheiden und Bezüge zwischen den Schaltern herzustellen.
    Sie saß allein in der Apollo, studierte ihre Handbücher und lernte, wie man das Raumschiff flog.
     
    Montag, 11. Juni 1979
    ›Sternen-Stadt‹, Moskau
     
    Der Buskonvoi umfuhr Moskau auf der Stadtautobahn. Sie
    fuhren nach Nordosten, Richtung Kaliningrad. Es herrschte starker Verkehr – überwiegend Lkws –, und die Straße wurde von Wohngebäuden gesäumt, tristen, großen grauen Kästen.
    Joe Muldoon sah aus einem schmutzigen Fenster.
    Ein derart deprimierender Anblick war ihm noch nicht
    untergekommen.
    Sie fuhren auf direktem Weg von Flughafen zur ›Sternen-Stadt‹. Das war Muldoons zweiter Besuch hier. Der erste war schöner gewesen. Damals waren die Amerikaner – Muldoon, Bleeker und Stone sowie die NASA-Techniker und Manager –in einem Intourist-Hotel einquartiert worden. Es war zwar kein Palast gewesen, hatte sich aber in der Moskauer Innenstadt befunden, von wo aus man den Roten Platz und den Kreml zu Fuß erreicht hatte. Jeden Morgen hatten die Sowjets die Amerikaner mit Bussen zur ›Sternen-Stadt‹ gefahren und abends wieder abgeholt.
    Und im Keller hatte das Hotel sogar eine Bar gehabt.
    Diese Bar war ein Anziehungspunkt für Ausländer gewesen, einer der wenigen internationalen Plätze der Stadt. Dort traf man Amerikaner an, Deutsche, Kubaner und Tschechen.
    Muldoon und die Jungs von der NASA hatten die Bar mit
    Beschlag

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