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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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belegt.
    Es hatte keine Schwierigkeiten gegeben, nur daß es abends manchmal spät geworden war und sie morgens kaum aus dem Bett gekommen waren. Ganz zu schweigen von den Sowjets!
    In der Bar schlagen sie über die Stränge, diese Amerikanskis!
    Deshalb wurde diesmal ein anderes Arrangement getroffen.
    Vor Kaliningrad bog der Konvoi nach Osten ab und fuhr in Richtung Schtschelkowo. Die Architektur änderte sich. Bald wurde die Straße zu beiden Seiten von Holzhäusern gesäumt; im Gegensatz zu den grauen Blocks im sozialistischen Einheitsstil waren diese Häuser bunt gestrichen und mit Schnitzereien verziert. Muldoon stieg Rauch in die Nase. Und alle paar hundert Meter sah er öffentliche Wasserpumpen, die von Hand bedient werden mußten.
    Die Szenerie wirkte zwar idyllisch, war aber erschreckend primitiv. Holzhäuser und Ziehbrunnen in unmittelbarer Nähe eines Ausbildungszentrums für Kosmonauten!
    Auf einer nicht beschilderten Straße bog der Konvoi in einen Kiefernwald ein. Gleich hinter der Kurve befand sich ein Wachposten. Nachdem die Fahrer die Formalitäten geklärt hatten, fuhr der Konvoi auf eine große Lichtung im Wald. Dort standen ein paar große Wohnhäuser, ein paar flache Verwaltungsgebäude und ein paar Läden. Am einen Ende der Lichtung befanden sich kleine Seen, am anderen ein Dutzend großer, klobiger Bauwerke.
    Mit Kopftüchern verhüllte Babuschkas schoben Kinderwagen auf den Gehwegen, untermalt von ständigem Fluglärm.
    Dies war also die ›Sternen-Stadt‹, die eigens für die
    Ausbildung und Unterbringung des Kosmonauten-Korps aus
    dem Boden gestampft worden war. Muldoon erschien sie wie ein Zwitter aus einem Hochschul-Campus und einem militärischen Ausbildungslager.
    Der Fahrer deutete auf das Hydro-Becken, die Anlage für das Training in der Schwerelosigkeit und das Kosmonauten-Museum. Inmitten der Lichtung, mit dem Gesicht zum Konvoi, stand eine Statue von Gagarin: überlebensgroß, heroisch, ehrfurchtgebietend.
    Muldoon schnitt eine Grimasse. Von ihm war nirgends eine Statue aufgestellt worden, obwohl er viel weiter gekommen war als Gagarin. Nun, dafür war er auch noch nicht tot.
    Seine Unterkunft war sehr großzügig und glich schon fast einer Suite. Er durchstreifte die Räume. Sie waren mit wuchtigen, altmodischen Möbeln vollgestellt: Sofas,
    Plüschsesseln, massiven Tischen. Der Boden war mit einem dicken Teppich belegt, und die Wände waren mit Velourtapeten tapeziert. Als er schließlich das Bad ausfindig machte, mußte er lachen. Es gab keine Seife, keine Stöpsel für Badewanne und Waschbecken und nur ein Handtuch.
    Und wahrscheinlich eine Wanze in jeder verdammten
    Lampenfassung.
    Er schaute aus dem Fenster. Sein Blick fiel auf weiße Birken und Stacheldrahtzaun. Eine schwarze Limousine fuhr auf einer der Zufahrtsstraßen: wahrscheinlich KGB, sagte Muldoon sich.
    Ein zweites Zuhause. Wie ein beschissenes Straflager.
    Er stopfte ein Kosmetiktuch in den Abfluß und ließ
    Badewasser ein.
     
    Er zog sein Dinnerjackett an und ging in die Bar hinunter.
    Sie war nicht mit der Bar im Moskauer Intourist zu
    vergleichen. Ein Barkeeper mit asiatischen Gesichtszügen trocknete Gläser ab. Muldoon bestellte ein Bier. Das tschechische Erzeugnis war kühl und wohlschmeckend. Außer ihm war niemand hier. Miserable Klaviermusik klimperte aus einem Lautsprecher.
    Am Abend sollte ein Empfang mit anschließendem Dinner im Speisesaal des Wohngebäudes stattfinden, um die Fortschritte von Moonlab-Sojus zu feiern. Fred Michaels höchstpersönlich hatte sich angesagt, und Gott allein wußte, wie viele sowjetische Prominenz. Du mußt es locker nehmen, Muldoon.
    Paß auf, was du sagst. Verprell die Leute nicht. Er wußte, was beim Dinner auf ihn zukommen würde: Fleisch in rauhen Mengen, mit Strömen von Soße und Butter. Ein Härtetest für Magen und Galle.
    Jemand klopfte ihm auf den Rücken. »Mein Freund Joe. Ich wußte, daß ich Sie hier finden würde. Willkommen in Zwezdnoj Gorodok. Wie ich sehe, trinken Sie noch immer diese Plörre. He, Barmann!« Wladimir Wiktorenko schnippte mit den Fingern.
    Der Barkeeper stellte eine Flasche Wodka auf den Tresen, zwei Gläser und einen Salzstreuer. »Hier. Trinken Sie.
    Muttermilch«, befahl Wiktorenko und schenkte Muldoon
    gleich ein Glas ein.
    Muldoon leckte sich das Salz von der Hand und kippte die Flüssigkeit hinunter; sie hatte keinen Geschmack, verätzte ihm aber fast die Kehle. »Danke, mein Freund«, sagte er in holprigem Russisch. »Sie sehen

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