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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Projekt
    eingebunden. Er hatte den Zorn, den er auf den Gesichtern der Demonstranten gesehen und in den Nachrichten sowie über die Konferenzschaltungen der NASA mitbekommen hatte, als höchst beunruhigend empfunden.
    Und noch beunruhigender war das Rumoren innerhalb der
    NASA. Ein paar Astronauten, dieser Joe Muldoon mit seiner großen Klappe zum Beispiel, hatten sich etwas zu freimütig über die Einsatzbereitschaft beziehungsweise über die fehlende Einsatzbereitschaft von NERVA geäußert. Zum Glück war Muldoon zur Zeit hinter dem Mond und vermochte deshalb keinen Schaden anzurichten.
    Doch Muldoon und die anderen hatten in Seger den Keim des Zweifels gesät. War er vielleicht zu weit vorgeprescht? Wenn es heute zu einem Debakel kam, dann konnte die NASA in Anbetracht der zu erwartenden Proteste gleich nuklearen
    Treibstoff über der Ostküste ablassen.
    Tags zuvor, in der Leitzentrale von Kennedy, hatte die
    Besatzung von Apollo-N Seger ein von allen signiertes Foto in einem Messingrahmen überreicht. Es zeigte die drei lächelnd im Raumanzug. Die Widmung lautete: Für Bert – In Ihren Händen.
     
    »Booster, Flug. Booster, verdammt.«
    Donnellys Stimme drang wie ein summendes Insekt aus
    Conligs Kopfhörer und erschwerte ihm das Nachdenken.
    Die Missionsbestimmungen waren klar und eindeutig. Wenn
    in dieser Phase des Starts ein Fehler auftrat, sollte Conlig in seiner Eigenschaft als Triebwerks-Controller die Abbruchtaste betätigen. Der stilisierte Saturn wich noch immer vom Pfad ab.
    Aber …
    Aber die Abweichung war doch nicht so gravierend, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Zumal die Rakete nun auch nicht mehr taumelte.
    Die S-NB war ein ›intelligentes‹ Gerät. Mittels der
    schwenkbaren Triebwerkstrichter war sie imstande, die
    Flugbahn weitgehend selbst zu korrigieren. Es sah so aus, als ob das Triebwerk alles tat, um den vorgesehenen Kurs zu halten. Die Trajektorie war noch immer unter Kontrolle.
    Conlig mußte sich überwinden, Donnelly zu antworten.
    »Äh… Flug, Booster.«
    »Mein Gott, Booster. Reden Sie.«
    Conlig atmete durch. »Flug, Booster. Wir scheinen wieder alles unter Kontrolle zu haben.«
    Nun gingen Anfragen von den anderen Controllern ein:
    Flugführung, Flugdynamik, und die Jungs in der System-Reihe hinter Conlig meldeten sich auch. Von der Oszillation um die Trajektorie abgesehen, war alles in bester Ordnung.
    »Sicher, Booster?« fragte Donnelly.
    Sind Sie wirklich sicher, daß Sie diesen Vogel unter Kontrolle haben? Sind Sie sicher, daß Sie nicht für einen Abbruch plädieren wollen?
    Sind Sie sicher, daß Sie wissen, was Sie tun, Conlig?
    Conlig hatte den Eindruck, daß der Raum, ja die ganze Welt auf ihn einstürzten; der Kopfhörer brannte förmlich auf den Ohren, und der Saturn auf der Anzeigetafel war wie ein Menetekel seiner Unentschlossenheit.
    Ich sollte eigentlich abbrechen. Aber wo das Ding nun schon mal fliegt…
    »Sind Sie sicher, Booster?« hakte Donnelly nach.
    »Die Daten sprechen dafür, Flug.«
    »Roger.« Ich will Ihnen mal vertrauen, Conlig.
    Conlig starrte auf das Saturn-Symbol, als ob er es mit schierer Willenskraft dazu veranlassen könnte, aufzusteigen und in den Orbit zu gehen.
    Er wußte, daß niemandem mit einem Abbruch gedient war,
    wenn es nicht unbedingt sein mußte.
     
    Die Brennphase dauerte zweieinhalb Minuten. Apollo-N war auf eine Geschwindigkeit von acht Kilometern pro Sekunde beschleunigt worden und hatte in dieser Zeit vierhundert Kilometer zurückgelegt.
    Dann schaltete die S-NB-Stufe das NERVA-Triebwerk ab.
    Jones las die Werte auf der Anzeige ab. »Natalie, sagen Sie den Jungs aus Marshall, daß ihr Vogel sich prächtig gehalten hat. Nur daß wir mit dem Arsch voran in den Orbit geprescht sind.«
    »Roger«, erwiderte York lapidar. »Ich werde es weitergeben, Chuck. Danke.«
     
    Mike Conlig wußte, daß Natalie in ihrer Eigenschaft als
    Capcom nur ein paar Meter von ihm entfernt saß.
    Ich hätte abbrechen sollen. Aber ich habe es nicht getan. Ich habe sie weiterfliegen lassen.
    Er drehte sich nicht um, weil er den Blickkontakt mit Natalie vermeiden wollte.
    Donnelly spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel.
    Er befragte die Controller; sie meldeten, daß die Systeme des Schiffs, trotz allem, einwandfrei funktionierten. Wir haben es geschafft. Allerdings weiß ich nicht, wie.
     
    Bert Seger wußte, daß sie nur Glück gehabt hatten. Er war entschlossen, den Kameraden aus Marshall wegen dieser Sache den Arsch

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