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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gezündet«, sagte Chuck Jones atemlos. »Was sagt ihr dazu. Wir reiten auf einer gottverdammten Atombombe.«
    Die NERVA-Zündung war nicht so heftig wie die vor sechs
    Minuten erfolgte Zündung der zweiten Stufe; der Flug verlief nun gemächlicher, und der Schub von hundert Tonnen drückte ihm nur ein Ge ins Kreuz.
    Danas Fenster wurde mit irdischem Licht ausgefüllt. Die
    Apollo wies nun mit der Nase zur Erde.
    Er wurde so heftig in die Gurte geschleudert, daß er keine Luft mehr bekam. Mein Gott. Was ist nun wieder los?
    Die Nase des Raumschiffs schwenkte wieder nach oben.
    Metall stöhnte, und das hell erleuchtete Antlitz der Erde schob sich am Fenster vorbei. Er schlug mit dem Helm gegen den Metallrahmen der Liege. Blaues Licht zuckte über das Helmvisier.
    »Wir reiten hier auf einem Mustang, Houston«, sagte Chuck Jones mit belegter Stimme. »Sagt uns bitte, was wir tun sollen.«
     
    »Booster, Flug. Ich brauche Informationen.«
    Für Donnelly hatte es den Anschein, als ob der kleine,
    stilisierte Saturn auf der Anzeigetafel betrunken sei, so erratisch kurvte er um die programmierte Trajektorie.
    Doch die Stimme, auf die es nun angekommen wäre,
    schwieg. Mike Conlig meldete sich nicht bei ihm.
    »Booster, Flug«, wiederholte er. »Haben Sie Informationen für mich?«
    Er wußte aber auch, was los war, ohne daß Conlig es ihm
    sagte. Die S-NB selbst schien noch zu funktionieren. Dieses Nicken mußte noch vom Taumeln herrühren. Die Rakete hatte schon Overshoot gehabt, als die Stufe abgestoßen wurde. Sie flogen kopfüber. Die Nase hing zu tief. Nachdem die S-NB
    gezündet hatte, flog die Rakete zunächst mit Overshoot weiter.
    Dann hatte sie das Nukleartriebwerk geschwenkt und versucht, die Nase zu heben und sich auf den Erdmittelpunkt auszurichten. Für eine Weile kämpfte das Lenkungssystem
    gegen die kardanische Triebwerksaufhängung mit den
    begrenzten Freiheitsgraden an. Und als die S-NB dann zu
    merken schien, daß der Pfad zu flach wurde, richtete sie sich wieder auf…
    Und so setzte dieser Rückkopplungsprozeß sich fort, während die Instrumenteneinheit der S-NB versuchte, das Schiff wieder auf eine – unerreichbare – Flugbahn zu bringen.
    Wo, zum Teufel, steckte Conlig? »Booster,
    Flug. Booster.«
     
    Mein Gott, sagte Fred Michaels sich, der vom Leitstand an der Rückseite des MOCR zuschaute. Ich will den Flug nicht abbrechen.
    Es wäre ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für einen Abbruch gewesen.
    Die neue Reagan-Regierung formierte sich nach dem
    erdrutschartigen Wahlsieg, und Michaels schaute besorgt in die Zukunft. Er führte Carters Niederlage darauf zurück, daß Ted Kennedy während der Vorwahlen dem Erdnußfarmer die Gefolgschaft gekündigt hatte; andererseits war Michaels der Ansicht, daß Carters Zeit ohnehin abgelaufen war. Und nun kam Reagan, drohte den Russen wegen Polen und Afghanistan und versprach, die Geiseln im Iran zu befreien…
    Vielleicht würde Reagan mit demselben Elan auch den
    Weltraum erobern; aber man wußte es eben nicht.
    Michaels hatte einen wichtigen politischen Verbündeten im Weißen Haus verloren, und die Kennedy-Karte stach nicht mehr so richtig.
    Dennoch hatte der Apollo-N-Flug der NASA eine
    umfassende Medienpräsenz beschert – zum Teil sogar mit
    wohlwollender Diktion, weil die NASA die
    Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit den radioaktiven
    Substanzen publik gemacht hatte. Der Bericht über den Start hatte sogar eine höhere Einschaltquote erzielt als die Folge von ›Dallas‹, in der es um die Klärung der Frage von nationalem Interesse ging, wer auf JR geschossen hatte. Michaels legte keinen Wert darauf, daß anstatt dieser vorteilhaften Meldungen eine neue Apollo-Katastrophe auf den Titelseiten erschien – nicht jetzt und auch nicht in Zukunft…
    Bert Seger, der ein paar Reihen hinter Michaels im Leitstand saß, wußte, daß es sich bei diesem Flug um die umstrittenste NASA-Mission seit den militärischen Besatzungen von Skylab A handelte. Auf dem Kennedy-Gelände hatten Protestversammlungen stattgefunden. Eltern hatten ihre Kinder mitgebracht, und Transparente mit der Aufschrift THREE
    MILE ISLAND waren entfaltet worden. Der Sicherheitsdienst des Raumfahrtzentrums hatte die Demonstranten vom Startgelände und den Zuschauertribünen ferngehalten. Doch für Bert Seger, der gerade aus Tjuratam zurückgekommen war und dringend an den Start mußte, war es ein echtes Spießrutenlaufen gewesen.
    Seger war nun schon seit Jahren in dieses

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