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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Minute.
    Die beim Start aufgetretenen Vibrationen klangen ab.
    »Der verdammte Vogel gibt merkwürdige Geräusche von
    sich«, rief Jones.
    Jim Dana vermochte Jones’ Gesicht hinter dem Helm nicht zu erkennen.
    Er hatte auch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Die Beschleunigung drückte Dana nieder, während die fünf starken Triebwerke der S-IC-Stufe feuerten. Zwei, drei, vier Ge… eine Klammer legte sich um seine Brust.
    Damit war das Schlimmste aber schon überstanden.
    Merkwürdigerweise hatte die Belastung sogar etwas
    Tröstliches. Es lief alles nach Plan. Vielleicht irrte Jones sich.
    Bisher war es wie in den Simulationen. Fast…
    Plötzlich wurde er nach vorn in die Gurte geschleudert. Was zum…? Der ruhige Flug war mit einemmal turbulent geworden.
    War ein Triebwerk ausgefallen? Nun wurde er zurückgerissen und auf die Liege gepreßt; und dann wurde er wieder nach vorn geschleudert. Der Ruck war so heftig, daß die Gurte durch die Gewebelagen des Anzugs hindurch Quetschungen an Brust und Bauch verursachten. Dann wurde er wieder zurückgerissen…
    »Ein Tanz!« rief Jones. »Haltet die Hüte fest, Jungs.«
    Nun erfolgten die Vibrationen fünf-bis sechsmal pro
    Sekunde, und zwar mit erstaunlicher Heftigkeit. Wie viele Ge das wohl waren? Und dann diese Oszillationen…
    Dana sah nichts mehr; die Kabine verschwamm vor seinen
    Augen, und er hatte das Gefühl, als ob man ihm Oberkörper, Kopf und Beine traktierte. Wir müssen den Flug abbrechen.
    Wir werden das nicht überleben. Es wird uns zerreißen. Er versuchte, den Kopf zu drehen und zu sehen, ob Jones nach dem Not-Aus-Hebel griff.
     
    Das MOCR bekam von diesem Höllenritt nichts mit.
    Für die Controller im Kontrollzentrum der NASA verlief die Brennphase der ersten Stufe normal. Nur im Pendant der Marshall-Ingenieure, dem sogenannten Huntsville—Führungszentrum, wurde das Problem erkannt.
    Über eine geschlossene Schleife informierte Marshall Mike Conlig in Houston. »Die S-IC taumelt. Die Beschleunigungsmesser zeigen plus beziehungsweise minus
    acht Ge an.«
    Conlig saß auf der rechten Seite des ›Schützengrabens‹ – in der ersten Reihe des MOCR in Houston – und fungierte als Triebwerks-Controller, wobei er insbesondere für die neue NERVA-Stufe verantwortlich war. Das Taumeln wurde dadurch verursacht, weil die Eigenfrequenz der Schubkammern der F-1-Triebwerke fast der strukturellen Frequenz der gesamten Mehrstufenrakete entsprach. Mein Gott, sagte er sich.
    Wir haben doch extra Schwingungsdämpfer eingebaut, um den Eintritt einer Resonanzkatastrophe zu verhindern.
    Offensichtlich hätten diese Arschlöcher in Marshall bei der neuen Saturn VN mit der nuklearen dritten Stufe mehr Resonanzversuche durchführen müssen. Die Mission wird vielleicht daran scheitern.
    Er schickte sich an, dem Flugleiter Meldung zu machen.
    Doch nun vernahm er wieder das Flüstern von Houston. »Die Amplitude flacht ab.«
    Das Taumeln legte sich so schnell, wie es begonnen hatte.
    Verglichen damit waren die drei oder vier Ge auf Danas Brust geradezu eine Erleichterung.
    Er sah auf die vor ihm schwebende Missionsuhr. Zehn
    Sekunden. Länger hatte es nicht gedauert. Zehn Sekunden.
    Er drehte den Kopf, um nach den anderen zu sehen und stellte dabei fest, daß er einen Tunnelblick hatte. Er konzentrierte sich auf Chuck Jones’ Gesicht. »Chuck? Ben? Seid ihr in Ordnung?«
    Jones Hand umklammerte den Not-Aus-Hebel, und Dana
    fragte sich, welcher Willenskraft es wohl bedurft hatte, ihn nicht zu betätigen. »Houston, wir haben einen Tanz aufgeführt«, sagte Jones. »Wir sind durchgeschüttelt worden wie Erbsen in einer Dose.«
    »Roger.« Natalie York klang verwirrt. Womöglich wußten
    die Leute in Houston noch gar nicht, was die Besatzung eben durchgemacht hatte. Sie hatten die Beschleunigungsmesser nicht im Blick gehabt. Dana hoffte nur, daß sie wenigstens die restliche Telemetrie überwachten.
    Und nun stürzten die Ereignisse des Startvorgangs auf sie ein.
    »Drei Minuten«, rief Jones. »Macht euch bereit für das
    Absprengen der Stufe, Jungs.«
    Dana schüttelte den Kopf, und die Dunkelheit am Rand des Gesichtsfelds verschwand. Mit Unbehagen dachte er an die zusätzliche Belastung, die das Absprengen der Stufe für die durchgeschüttelte S-NB bedeutete.
    Rolf Donnelly hatte das Vergnügen des Tanzes nicht gehabt.
    Er hatte auch erst das Vergnügen, davon zu erfahren, als er den mündlichen Bericht der Besatzung erhielt.
    In dieser Phase des Flugs hatten

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