Mission Ares
der Mond, und auch nicht wie die Erde.
Der Mars ist anders. Einzigartig.
Ben musterte York interessiert und mit fragendem Blick.
»Dann bist du also ein richtiger Mars-Fan. Ich sollte dich mal zum JPL mitnehmen. Dort werden die planetarischen Sonden von… He, Natalie. Vielleicht solltest du dich dort bewerben.«
»Wofür?«
»Fürs Astronauten-Corps.«
»Ich? Machst du Witze?«
»Wieso nicht? Du bist doch qualifiziert. Und wir brauchen Leute wie dich. Sogar Spiro sagt das; er glaubt, es hätten sich so wenig Leute für Apollo beworben, weil die Projekte so technikorientiert waren.«
»Stimmt doch auch.«
Priest starrte sie an. »Ich meine es ernst, Natalie. Das wäre die Gelegenheit für dich. Du könntest für Jorge Romeros Geologentrupp in Flagstaff arbeiten und die ›Mond-Spaziergänger‹ ausbilden. Auf diese Art ist auch Jack Schmitt ins Programm gekommen, und es heißt, daß er demnächst zum Mond fliegen wird.«
»Im Moment mache ich mir eher Sorgen um dich, Ben. Wie
bekommt ein Verrückter wie du überhaupt die Erlaubnis,
nachts Auto zu fahren?«
»Hier.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad, schlug den Kragen hoch und löste einen silbernen Anstecker in Gestalt eines Kometenschweifs von der Jacke.
»Was ist das?«
»Meine Astronautenspange. Bald mache ich einen Raumflug.
Du brauchst das eher als ich. Nimm es. Und wenn du dann
1982 mit der Spiro Agnew als erster Mensch auf dem Mars landest, wirf sie in den tiefsten Krater und denk dabei an mich.«
»Du bist verrückt«, wiederholte sie. »Du solltest sie Petey geben.«
Er sagte nichts.
Ihre Gedanken schweiften zu Jackass Flats ab.
Sie fangen den abgeblasenen Wasserstoff nicht einmal auf.
Und Mike dachte gar nicht daran, mir davon zu erzählen.
Wieso nicht? Weil er mir das nicht zumuten wollte? Oder weil er die Fehler selbst nicht erkennt?
Welches Zeugnis stellen wir uns damit aus? Und – müssen wir diesen Scheiß wirklich machen und zum Mars fliegen?
Sie schloß die Finger um die Spange, die Ben ihr gegeben hatte.
Die Autobahn zog sich als vom Sternenlicht beschienenes
Band durch die Landschaft. Am Horizont sahen sie schon das Glühen von Vegas.
Montag, 27. Oktober 1969
Luftwaffenstützpunkt Edwards, Kalifornien
Major Philip Stone trat 1953 mit zwanzig Jahren in die US-Luftwaffe ein.
Er wurde sofort nach Korea versetzt und flog eine Reihe
riskanter Einsätze. Insgesamt glichen die Einsätze in Korea jedoch einem Tontaubenschießen. Allerdings vermochte Stone sich nicht so recht für den Luftkampf zu begeistern. Zudem bezeichneten seine Kameraden ihn als steif. Für Stone kam es indes nur darauf an, in jedem Kampf etwas dazuzulernen – entweder über seine Maschine oder über sich selbst.
Nach dem Krieg konzentrierte er seine Neugier auf etwas
anderes.
Anfang der sechziger Jahre führte der Weg ins All –
zumindest für die Angehörigen der Luftwaffe – über das im Experimentalstadium befindliche Raketenflugzeug-Programm.
Die X-15 vermittelte dem Piloten schon bei Flügen bis zur offiziell festgelegten Untergrenze des ›Weltraums‹ in einer Höhe von achtzig Kilometern das Gefühl eines Raumflugs. Die X-15 war das Vorläufermodell der X-20, die den Piloten erst wie eine Rakete in den Orbit befördert hätte und mit der er dann wie in einem Flugzeug zurückgeflogen wäre.
Doch in einer Periode, wo die Menschen in ballistischen
Kapseln wie Mercury und Gemini ins All geschleudert wurden, war die X-20 ihrer Zeit zu weit voraus, und die Kosten waren bald so hoch wie für das gesamte Mercury-Programm – ohne daß auch nur eine einzige Maschine gestartet wäre. Also wurde das Projekt eingestellt.
Nun führte der Weg in den Weltraum einzig und allein über die NASA. Neil Armstrong war als ehemaliger X-15-Pilot auch diesen Weg gegangen. Und Stone war entschlossen, in seine Fußstapfen zu treten.
Doch zuvor wollte er noch etwas erledigen.
Im Jahr 1969 war Stone siebenunddreißig Jahre alt.
»Trennung minus eine Minute.«
»Eine Minute«, sagte Stone. »Rog. Daten ein. Notstrom—
Batterie an. Ich bin bereit, wenn du bereit bist, Kumpel.
Hauptschalter ist umgelegt, Beleuchtung des Systemschalters ist aktiviert…«
Die B-52 erreichte die Startposition über Delamar Dry Lake in Nevada. Das Raketenflugzeug löste sich wie eine schlanke schwarze Rakete mit Stummelflügeln von der Tragfläche des Bombers. Das mit flüssigem Sauerstoff und Ammoniakanhydrid gefüllte Projektil war startbereit.
Stone war in der
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