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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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aerodynamische Lageregelung nur noch bedingt funktionierte und träge
    ansprach. Er ließ die Gierkorrektur-Düsen des manuellen FRS
    feuern.
    Stone spürte, wie der Schweiß sich unter den Augen
    sammelte. Er kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe; ein Problem jagte das andere.
    Plötzlich sprang das MH96 wieder an, und mit ihm das
    automatische FRS. Stone betätigte erneut die manuelle
    Gierkontrolle, um den Kurs zu korrigieren. Zunächst wirkte das System der Gierneigung anscheinend korrekt entgegen – doch dann setzte das verdammte Gerät wieder aus, und der Referenzwert wurde überschritten.
    Zu allem Überfluß rotierte nun auch noch die Kugel der
    Rollanzeige. Er rollte wieder nach links. Er versuchte, das mit drei Stößen der manuellen Rollkontrolle auszugleichen, doch er überzog die Maschine und rollte nun nach rechts…
    Achtzig Kilometer hoch. Der Himmel war nun blauschwarz getönt, und die Instrumentenbeleuchtung strahlte wie der Lichterschmuck an einem Weihnachtsbaum. Am Horizont sah er die dicke Luftschicht, die er durchstoßen hatte. Er hatte einen Blick auf die Westküste der USA, von San Francisco bis hinunter nach Mexiko. In der klaren Luft breitete die Erde sich wie eine Reliefkarte unter ihm aus.
    Drei Minuten dreiundzwanzig Sekunden. Die Gierneigung beschleunigte sich und betrug nun fünf bis sechs Grad pro Sekunde. Und die Kursabweichung von der B-52 betrug bereits fünfzig Grad. Bei dieser extremen Fluglage drohte die Maschine abzuschmieren. Sie rollte nach links. Er lief Gefahr, ins Trudeln zu geraten und unkontrolliert in die Atmosphäre einzutreten.
    Und wenn das geschah, würde er sich in einer qualmenden
    Ellipse mit einer Länge von zehn Meilen und einer Breite von einer Meile über die Wüste verteilen.
    Um das Rollen zu kompensieren, betätigte er bei vollem
    Querruderausschlag nach links das linke FRS. Mehr konnte er nicht tun. Doch das Rollen schien sich nur noch zu verstärken.
    Und nun nickte die Maschine auch noch.
    Der sternenübersäte Himmel und die glühende Wüste unter
    ihm drehten sich immer schneller um das Cockpit, während er hektisch die Steuerung betätigte.
    Zweihundertvierzigtausend Fuß über dem Boden geriet die –
    noch immer mit Überschallgeschwindigkeit fliegende X-15 –
    ins Trudeln, wobei sie sich um zwei Achsen gleichzeitig
    drehte.
    Er machte der Bodenstation Meldung.
    »Was haben Sie gesagt, Phil?« fragten sie ungläubig.
    »Ich sagte, ich bin, gottverdammt noch mal, ins Trudeln
    geraten.« Er wunderte sich nicht über ihre Reaktion; es war ihnen nämlich nicht möglich, vom Boden aus den Kurs der X-15 zu erkennen; was sie sahen, waren ausgeprägte Roll-und Nickbewegungen.
    Zumal man nicht wußte, wie ein Flugzeug sich verhielt, das bei Überschallgeschwindigkeit ins Trudeln geriet. Man hatte zwar ein paar Windkanalversuche durchgeführt, um das Verhalten der X-15 im Grenzbereich zu simulieren, nur daß die Ergebnisse nicht sehr aussagekräftig gewesen waren.
    Auch das Pilotenhandbuch enthielt keinerlei Hinweise für die Stabilisierung der Maschine.
    Stone zog alle Register, unter Zuhilfenahme der manuellen FLR und der aerodynamischen Steuerung. Volles Höhen-und Querruder. Was noch?
    Das Flugzeug wurde durchgeschüttelt, und er wurde von einer Seite zur anderen geschleudert. Das Atmen fiel ihm schwer, und er war kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Es war alles so schnell gegangen. Ich habe das Leitwerk verloren. Nun ist alles aus.
    Plötzlich aktivierte das MH96 wieder die automatische FLR.
    Die Korrekturdüsen feuerten und neutralisierten das Trudeln.
    Stone unterstützte die FLR durch den Einsatz der
    Steuerflächen.
    Die X-15 stabilisierte sich und ging wieder in den
    Horizontalflug.
    Stone fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte eine Höhe von
    hundertzwanzigtausend Fuß und flog Mach Fünf. Nun muß ich nur noch in die gottverdammte Atmosphäre eintreten.
    Er zog die Maschine hoch und gab ein obszönes Stoßgebet
    von sich, als die Steuerung auf seine Befehle reagierte.
    Nachdem er den vorschriftsmäßigen Anflugwinkel von dreißig Grad erreicht hatte, öffnete er die Luftbremsen und fuhr die Klappen am hinteren Vertikalstabilisator des Flugzeugs aus.
    Das Gefühl für die Geschwindigkeit kehrte zurück, als die Verzögerungskräfte einsetzten. Er wurde in die Gurte gedrückt.
    Die Vorderkanten der Tragflächen glühten in einem dunklen, bedrohlichen Rot.
    Der Himmel wurde schnell heller. Er sah Edwards als ein
    über die Wüste

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