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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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stürzte, wartete darauf, daß die Sonnenhitze durch die Basis der Apollo-N drang und ihn verzehrte. Das wäre die Erlösung.
     
    »Netzwerk, noch kein Kontakt zum Begleitflugzeug?«
    »Nein, Flugleiter.«
    Vier Minuten verstrichen. Fünf. Spätestens jetzt hätte die Funkverbindung nach dem Abbruch wiederhergestellt sein müssen.
    Auf den Schleifen war nichts zu hören außer statischem
    Rauschen – »ARIA 4 hat soeben ein Signal aufgefangen,
    Flug.«
    »Rog«, sagte Donnelly, wobei er kaum die eigene Stimme
    erkannte.
    Das MOCR geriet in Wallung – die müden Gestalten regten sich und grinsten verhalten.
    Es war ein seltsames Gefühl, eine Art Halb-Erleichterung.
    Das Signal besagte noch lange nicht, daß die Besatzung am Leben war – zumal die Elektronik des Fallschirmsystems vielleicht einen Defekt hatte –, doch zumindest war die Kommandokapsel noch unversehrt.
    Er hörte, wie York immer wieder mit trauriger Stimme die Besatzung rief.
    Das Glühen war verschwunden und einem gewöhnlichen
    blauen Himmel gewichen. Der Schwerkraftmesser zeigte den Wert 1,0 an, und er stürzte mit dreihundert Metern pro Sekunde dem Ozean entgegen. Trotz seines kritischen Zustands bekam er die Landung in allen Einzelheiten mit.
    Ein Knall ertönte: das war die Fallschirmabdeckung, die sich von der Spitze der konischen Kommandokapsel löste. Und dann knallte es noch einmal, als die drei Bremsfallschirme sich öffneten. Er sah weiße Gewebebahnen vor dem Fenster.
    Er spürte einen Stoß im Rücken, als die Bremsfallschirme sich öffneten und den Fall der Kommandokapsel stabilisierten.
    Dann hörte er ein lautes Zischen; das Ventil, das den
    Druckausgleich zwischen der Kabine und der Außenumgebung bewirkte, hatte sich geöffnet. Nun war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis…
    Jetzt. Noch ein Knall. Das mußten die Hauptfallschirme sein, die drei Fünfundzwanzig-Meter-Schirme, an denen Apollo-N
    zur Meeresoberfläche hinabsank.
    Als die Hauptfallschirme sich aufblähten, schüttelte die Kabine sich. Priest wurde auf der Liege gerüttelt, und der Schmerz wurde schier unerträglich.
    Durchs Fenster sah er einen Ausschnitt des blauen Himmels und ein paar Wolken.
    Eine entfernte Stimme ertönte im Kopfhörer. Sie klang
    ebenso freundlich wie kompetent. »Apollo-N, Apollo-N, Air Boss 1, das Radar hat euch fünfzig Kilometer südöstlich vom Bergungsschiff geortet. Willkommen zuhause, meine Herren; wir holen euch in null Komma nichts an Bord.«
    Priest wollte antworten. Doch er war schon zu weit entfernt, zu tief in die Hülle seines Körpers eingesunken.
    Auf den Bildschirm an der Stirnseite des MOCR wurde eine Aufnahme von Apollo-N eingeblendet. Alle Hauptfallschirme hatten sich geöffnet und wirkten wie drei große weißrote Kanzeln.
    Der Jubel war so laut, daß Donnellys Kopfhörer übersteuerte, und er mußte um Ruhe bitten.
     
    Funkverkehr drang aus dem Kopfhörer.
    »Hier ist Recovery 2. Ich sehe die Schirme. Geht auf exakt zwölfhundert Meter runter.«
    »Positiv, wir haben eine Kapsel in Sicht…«
    Es gab eine Checkliste, welche die Besatzung nun abarbeiten mußte, wie Priest sich verschwommen erinnerte. Sie mußten zum Beispiel das Druckventil schließen, die Positionslampen einschalten und die Fallschirme kappen, damit die Kommandokapsel nicht von ihnen durchs Wasser geschleppt wurde.
    Doch es gab niemanden, der das erledigte.
    Priest versuchte, sich zu entspannen und den Schmerz zu
    unterdrücken.
    Nun erfolgte ein heftiger Aufprall, und eine Woge qualvollen Schmerzes brandete durch den geschundenen Körper.
    Wasser drang durch ein offenes Ventil über Priest ein und bespritzte ihn. Der Schwall war so stark, daß er schon glaubte, die Hülle der Kommandokapsel wäre aufgerissen.
    Und nun kippte die Kommandokapsel. Er spürte das Rollen
    und sah, wie der Ozean sich vor dem Fenster drehte.
    Als die Fenster untertauchten, wurde es dunkel in der Kabine.
    Priest hing in den Gurten, und das Inventar der Kabine ging in einem Regen um ihn herum nieder: Papiere, Urinbeutel, Waschlappen. Stabil 2, sagte er sich. Kopfüber. Chuck wird wütend sein. Wir haben’s verbockt. Niemand hat die Fallschirme gekappt.
    Er hing wie eine Fledermaus in der umgekippten Kabine. Die Dunkelheit wurde nur von der wie ein Weihnachtsbaum funkelnden Instrumentenkonsole durchbrochen. Gleich würden die Luftsäcke die Kommandokapsel wieder aufrichten und in die Position Stabil 1 bringen.
    Er schloß die Augen.
     
    Sonntag, 7. Dezember

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