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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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1980
    NASA-Hauptquartier, Washington
     
    Das erste Bild zeigte die fünfköpfige Besatzung, wie sie um den kleinen Tisch in der Messe von Moonlab saß. Joe Muldoon befand sich im Mittelpunkt der Gruppe und hielt ein Blatt Büttenpapier in der Hand.
    Hier ist die Besatzung von Moonlab, die live aus dem Mondorbit zu Ihnen spricht. Wir fünf – unsere Gäste Wladimir Wiktorenko und Aleksandr Solozvjow sowie Phil Stone, Adam Bleeker und ich – haben den Tag verbracht, indem wir das Flugprogramm abgearbeitet, Aufnahmen gemacht und die Systeme des Raumschiffs gewartet haben…
    Tim Josephson, der in seinem Washingtoner Büro am
    Schreibtisch saß und das Interview in einem tragbaren
    Fernsehgerät verfolgte, mußte sich förmlich zum Atmen
    zwingen. Mach kein großes Aufhebens darum. Laß es dabei bewenden, Muldoon.
    Nun berichteten die fünf Astronauten von ihrer jeweiligen Arbeit – in der Teleskopkuppel, an den biomedizinischen Geräten, mit der problematischen Moonlab-Ausrüstung.
    Das Interesse an den bisherigen Übertragungen dieser
    Mission – mit Ausnahme des ersten ›Händeschüttelns‹ – war minimal gewesen. Keiner der größeren Sender hatte eine Direktübertragung gebracht, und die Angehörigen der
    Astronauten hatten ins JSC kommen müssen, um auf dem
    laufenden zu bleiben.
    Doch das alles hatte sich nach der Explosion der NERVA
    geändert, und die Leute empfanden wieder eine morbide
    Faszination beim Anblick der Menschen, die im Weltraum ihr Leben riskierten. Das ist die höchste Einschaltquote seit Apollo 13, sagte Josephson sich. Mach jetzt bloß keinen Scheiß, Joe!
    … Wir sind weit weg von zu Hause, und es ist schwer, diese Gewißheit zu verdrängen. Stellt man sich die Erde als Medizinball vor, dann wären die Skylabs kleine Modelle, die den Ball in einem Abstand von ein paar Zentimetern umkreisen. Der Mond indes hätte die Größe eines Fußballs und wäre sechs Meter entfernt. Und dort befinden wir uns nun.
    Wir sind im Dienst der Wissenschaft hier. Wie Sie vielleicht wissen, befinden wir uns in einem geneigten Orbit und sehen deshalb viel mehr vom Mond, als es den Besatzungen der alten Apollos vergönnt war. Wir haben eine ganze Batterie von hochauflösenden und synoptischen Kameras an Bord sowie einen Laser-Höhenmesser und andere Sensoren, die es uns ermöglicht haben, die gesamte Mondoberfläche in unterschiedlichen Maßstäben zu kartieren.
    Und wir haben ein paar interessante Entdeckungen gemacht.
    So haben wir zum Beispiel auf der Rückseite des Monds einen großen Einschlagkrater mit einem Durchmesser von ungefähr vierhundertfünfzig Kilometern entdeckt – das ist fast ein Viertel des Mondumfangs. Ich habe gehört, daß der Mond viel interessanter sei, als man zunächst angenommen hatte. Das gilt auch für Neil und mich, als wir unseren ersten Mond-Spaziergang machten.
    In diesem Moment überfliegen wir das ›Meer der Stille‹.
    Wenn man den Mond von der Erde aus betrachtet, ist das rechts von der Mitte. Also können Sie uns nun sehen. Und in unserem großen Teleskop erkenne ich manchmal das Funkeln der zurückgelassenen Landestufe.
    Und nun hat die Besatzung von Moonlab eine Botschaft, die sie in diesen schwierigen Zeiten den Menschen auf der Erde übermitteln möchte.
    Mein Gott, sagte Josephson sich. Das klingt gar nicht gut.
    Was nun?
    Adam Bleeker driftete vom Sitz in Richtung Kamera. Er
    nahm die Kamera, wobei seine ausgestreckte Hand grotesk
    verzerrt wurde und richtete sie auf das Fenster der Messe. Das Bild stabilisierte sich; es hatte zwar eine niedrige Auflösung und war verschwommen, doch Josephson erkannte die blaue Sichel der Erde, die sich über die monochrome Öde des Monds erhob.
    Nun ertönte die Stimme von Phil Stone:
     
    Verlaß mich nicht; schnell kommt die Dämmerung; Dunkelheit umfängt mich; Herr, verlaß mich nicht. Wenn alle Hilfe versagt und es mir an Trost gebricht, Helfer der Hilflosen, o verlaß mich nicht …
     
    Stones Stimme klang fest. Durch die Funkverbindung erhielt sie eine rauhe Klangfarbe. Dann ertönte die Stimme von Solowjow. Sie war stark akzentuiert und klang schrill und nervös.
     
    Schnell ist ein Tag im Leben vergangen; Die Freuden der Erde verblassen, ihr Ruhm schwindet dahin; Veränderung und Verfall, wohin ich auch blicke; O Du, der sich niemals ändert, verlaß mich nicht …
     
    Was, zum Teufel, tut Muldoon da? Nachdem die Astronauten von Apollo 8 eine Bibellesung im Mondorbit abgehalten hatten, war die NASA allen Ernstes von

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