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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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leichten Stoß beim Wiedereintritt – gerade einmal drei oder vier Ge, dank der intelligenten aerodynamischen Konstruktion der Kommandokapsel – überstanden, und wegen der Reibungshitze der Atmosphäre ist das Fenster mit Ruß überzogen. Doch dann stoßen wir die Fensterblenden ab und sehen einen sonnigen Morgen über Kasachstan. Und nun kommen die Fallschirme: die drei Bremsfallschirme öffnen sich in schneller Folge, plopp plopp plopp, und dann entfaltet der Hauptfallschirm sich wie ein großes weißes Segel.« Wiktorenko imitierte den Fall einer Feder. »So sinken wir trotz des Gewichts von drei Tonnen wie eine Schneeflocke hinab…«
    Sie schloß die Augen. Sie wußte, daß irgend etwas
    schiefgehen würde. Es war nur eine Frage der Zeit, der
    Schwere des Störfalls und ob sie die Situation meistern würde, wenn es soweit war. Es war wie in einer Simulation: es war ein sadistisches Spiel, und Wiktorenko bestimmte die Spielregeln.
    Und der Bastard wußte das auch.
    »Und nun«, sagte Wiktorenko, »naht der Augenblick der
    Wiedervereinigung mit dem Mutterplaneten! Doch ihre
    Umarmung ist fest. Deshalb sind eure Sitzflächen mit Preßluft gefüllt, um die Wucht des Aufpralls zu mindern. Und weniger als zwei Meter über dem Boden werden Bremsraketen feuern, um den Aufprall zu dämpfen. Natürlich haben wir keine Bremsraketen, denn in diesem Fall handelt es sich nur um ein Trainingsmodell… Wenn wir Glück haben, weht nur ein schwacher Wind; andernfalls machen wir vielleicht ein paar Sätze…«
    Es rauschte im Funkgerät, und dann wurde auf russisch eine kurze Nachricht durchgegeben. Wiktorenko bestätigte und schaute auf einen Chronometer. »Drei, zwei, eins.«
    Schlaffe Kabel peitschten gegen die Hülle. Der Hubschrauber hatte die Kapsel abgeworfen.
    Die Kommandokapsel fiel und riß sie mit in die Tiefe.
    Mit lautem Poltern prallte die Sojus auf eine harte
    Oberfläche.
    Der Aufprall war heftiger, als York erwartet hatte. Sämtliche Druckpunkte der Liege malträtierten ihren Körper.
    »Fuck«, sagte Gershon atemlos.
    Wenigstens bin ich wieder unten. Sie ließ den Blick durch die Kabine schweifen. Bis auf das entfernte Geräusch des Hubschraubers war es still in der Kapsel. War es das schon? Ist es vorbei – sind wir unten?
    Dann kippte die Kapsel langsam nach links, so daß ihr
    Gewicht nun auf Gershon lastete.
    »Fuck«, wiederholte Gershon.
    »Was, zum Teufel, ist los, Wladimir?« rief York.
    Das Fenster hinter Wiktorenko verdunkelte sich kurz, obwohl York nicht sah, wodurch. Wiktorenko grinste. »Offensichtlich ist etwas schiefgelaufen.«
    Nun neigte die Kapsel sich auf die andere Seite, von York aus gesehen nach rechts, und das Gewicht der beiden Männer drückte wieder auf York. Vor dem Fenster gluckerte lehmiges, silbergraues Wasser.
    Das ist es also. Das ist die sorgfältig geplante Panne. Die Sojus sollte eigentlich auf festem Boden landen …
    »Fuck«, sagte Gershon.
    »Willkommen im Osero Tengis«, sagte Wiktorenko. »Der
    Tengiz-See ist ein Salzsee mit einer Breite von dreißig
    Kilometern und befindet sich hundertfünfzig Kilometer von…«
    York stöhnte. »Müssen wir da wirklich durch? Ich meine,
    eine Notlandung im Wasser proben? Nachdem wir von einer Sojus aus dem Orbit geborgen wurden?«
    »Würden Sie lieber unvorbereitet in eine solche Situation geraten? Unser Training ist kompromißlos praxisorientiert, müssen Sie wissen. Unsere Kosmonauten werden auf alle nur denkbaren Notfälle vorbereitet.«
    »Aber nicht auf die undenkbaren«, wandte York ein.
    »Die kann man vernachlässigen; in den meisten Lagen, die bei einer Mission auftreten, gibt es Optionen. Diese Übung deckt nur einen Eventualfall ab. Dafür dürfen Sie sich bei meinem alten Freund Joseph Muldoon bedanken.«
    Gershon löste den Kaugummi von der Sitzfläche des Stuhls, knetete ihn, um ihn wieder weich zu machen und steckte ihn in den Mund. »Muldoon kann mich im Arsch lecken«, sagte Gershon. »Und Sie mich auch.«
    Der Russe musterte ihn ebenso entsetzt wie fasziniert.
    »In Ordnung, Wladimir«, sagte York, »wir werden das Spiel mitmachen. Welcher Drill?«
    »Überlebensausrüstung«, sagte Wiktorenko und öffnete den Reißverschluß seines Druckanzugs.
    York war der ganzen Sache überdrüssig. Doch sie hatte keine Wahl.
    Sie nahm den Helm ab und zwängte ihn hinter den Sitz.
    Die äußere Lage des Anzugs war ein Einteiler aus grober
    Kunstfaser mit Taschen, Schlaufen und Platten. Er wurde vorn geöffnet und enthüllte

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