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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Steuerungsregler zur Linken. Vor einem Fenster in einer Seite der Konsole war ein optisches Orientierungssystem installiert. York identifizierte nur ein paar Instrumente. Doch das war auch egal, denn sie würde ohnehin nicht selbst fliegen. Zumal es sich bei den meisten Instrumenten dieses Modells ohnehin nur um Attrappen handelte.
    Die Einrichtung der Kapsel war ausgesprochen rustikal.
    Überall waren scharfe Kanten, und manche Regler waren so weit von den Kosmonauten entfernt, daß sie die Konsolen nur mit Hilfe von eigens hierfür ausgegebenen Stäben zu bedienen vermochten. Die Kapsel war spartanisch primitiv und zweckmäßig.
    An Yorks rechtem Ellbogen befand sich ein kleines rundes Fenster. Sie schaute hinaus und versuchte, sich in den Anblick des grauen Himmels und der flachen Steppe zu versenken.
    Nun zwängte Ralph Gershon sich durch die Luke. Er schlug mit Stiefeln und Knien gegen die Konsolen und gegen York und Wiktorenko. Der Russe lachte herzhaft, packte seine Beine und verhinderte so, daß Gershon größeren Schaden anrichtete.
    Gershon ließ sich auf den mittleren Sitz fallen und drückte sie an die Wand. Ihre Schienbeine hatten Kontakt, ohne daß eine Rückzugsmöglichkeit bestanden hätte. »Mein Gott, Ralph.«
    Gershon hatte einen Kaugummi im Mund und wirkte recht
    aufgeräumt. »Komm schon, York. So schlimm isses nun auch wieder nicht. Wenigstens sind wir nun vor dem abgefuckten Wind geschützt.«
    Wiktorenko langte über Gershons Kopf hinweg und drückte die innere Luke zu, die wie ein dicker Metallstopfen aussah.
    Abrupt brachen das Pfeifen des Windes und das Geplapper der Techniker ab, und York hatte nun das Gefühl, sich in einer Sardinenbüchse zu befinden. In einer Gruft.
    Sie hörte, wie die Techniker die Außenluke zuknallten.
    Das Geräusch des Hubschraubers reduzierte sich zu einem
    gedämpften Brummen. Sie spürte, wie der Herzschlag sich
    beschleunigte. Dann schlug etwas gegen die Hülle, und ein schabendes Geräusch ertönte. York vermutete, daß Kabel über die Wandung des Raumschiffs glitten.
    Scheinbar ungerührt nahm Ralph Gershon den Kaugummi
    aus dem Mund und klebte ihn unter den Sitz.
    Der Motor des Hubschraubers brüllte auf. Durchs Fenster sah sie eine kurze Serie von Lichtblitzen – die Rotorblätter, welche die Kommandokapsel bestrichen –, und dann wurde die Sojus nach oben gerissen, als ob sie sich in einen Aufzug verwandelt hätte.
    York spürte, wie ihr die Luft aus der Lunge entwich, und die Druckpunkte der Liege bohrten sich ihr in Rücken und Hüfte.
    Vor dem Fenster schaukelte die zurückweichende Steppe wie Form-Gips in einer Simulation hin und her. Sie sah einen kleinen Kreis aus Ingenieuren, die mit ihren Mützen winkten und deren Gesichter wie staubige Blumen gen Himmel gerichtet waren.
    Von der Kapsel aufgewirbelter Staub stob in konzentrischen Kreisen über die Steppe, und die Techniker wichen zurück und beschirmten die Augen.
    Dann sah sie den Boden nicht mehr: vor dem Fenster stand ein Ausschnitt des wolkigen Himmels.
     
    York wurde es warm im Druckanzug. Sie spürte, wie der
    Schweiß sich am Steißbein sammelte. Die Füße indes waren kalt. Das Kühlsystem des sowjetischen Anzugs war wohl noch nicht ganz ausgereift. Sie versuchte, die Zehen zu krümmen, was bei dem mehrlagigen Gewebe nicht einfach war.
    Der neben ihr liegende Gershon bestand nur aus Ellbogen.
    Eine Fernsehkamera – ein vorsintflutliches Gerät, das noch aus den Fünfzigern zu stammen schien – hing über Gershons Kopf an der Kabinenwand. York wußte nicht, ob sie eingeschaltet war oder nicht. Eine Metallminiatur, ein
    Raumfahrer, baumelte an einer Kette vor der Linse; während die Kabine wie ein Pendel unter dem Hubschrauber schwang, schaukelte die Miniatur hin und her.
    Wiktorenko sah, wie sie die Figur betrachtete. »Das ist mein Freund Boris.« Er sprach es Ba-riis aus. »Boris ist ein wichtiger Bestandteil der Sojus.« Er wies auf die Kamera. »Sie ist ständig auf Boris ausgerichtet. Durch die Beobachtung dieses Hampelmanns weiß die Bodenstation genau, wann Schwerelosigkeit eintritt. Genial, nicht?«
    Nun schwang die Kapsel nach rechts. York wurde vom
    Gewicht der beiden Männer an die Wand gedrückt.
    Wiktorenko brüllte vor Begeisterung. »Wie in Disney World!
    Ha ha! Ralph und Natalie. Ihr müßt euch vorstellen, daß wir in einer echten Sojus zur Erde zurückkehren, nachdem wir etwa hundert Tage an Bord unserer prächtigen Raumstation Saljut verbracht haben. Wir haben den

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