Mission Ares
der Halsschlagader und sah einen gelben Schleier am Rand des Blickfelds.
Mein Gott. Ich werde gleich ohnmächtig.
Doch dann kippte die Kabine wieder nach rechts, und der
Magen verkrampfte sich. Speichel sammelte sich am Gaumen.
Nein. Nein, ich werde nicht ohnmächtig.
Sie wandte sich von den anderen ab und richtete den Blick auf die Wand; als es schließlich soweit war, spritzte das Erbrochene gegen das Fenster und die Wand und rann unter den Sitz.
Sie spürte eine Hand auf der Schulter. »York. Bist du in Ordnung?«
Es war Gershon. Sie verscheuchte ihn mit einer Geste. Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte noch immer kein Wort heraus.
Und dann stieg der Gestank Gershon in die Nase. »O Gott.«
Er wirbelte herum, hängte den Kopf über die Lehne der Liege und übergab sich ebenfalls, mit lautem Würgen und heftigen Krämpfen.
Wiktorenko lachte. »Also, Ba-riis, dann sind nur du und ich richtige Seeleute, eh?«
»Fuck«, stöhnte Gershon.
Das Wasser schlug gegen die Hülle der Sojus, und Boris der Kosmonaut baumelte an seiner silbernen Kette über Yorks Kopf.
Sie fragte sich, was wohl mit Gershons Kaugummi passiert war.
Washington Post,
Montag, 23. Februar 1981
…Wir haben beschlossen, diesen Leitartikel exklusiv dem
Bericht der Präsidialen Kommission über die Apollo-N-Katastrophe zu widmen, die nach wochenlangen gezielten Indiskretionen, Gerüchten und Dementis endlich ans Licht gekommen ist. Der Bericht hat einen Umfang von 3 300 Seiten, ein Gewicht von neun Kilogramm, und die Verfasser nehmen kein Blatt vor den Mund. Aus dem Werk geht eindeutig hervor, daß es sich bei dem Unfall mitnichten um das Resultat eines zufälligen Defekts im statistischen Sinne handelte, sondern vielmehr um die Folge einer fatalen Häufung von Fehlern, verbunden mit einer fehlerhaften Konstruktion.
Die Apollo-N-Katastrophe hat eine neue nationale Debatte entfacht, die von einem skeptischen Kongreß angeführt wird und bei der es um die Frage geht, ob das Land weiterhin viele Milliarden Dollar in ein bemanntes Raumfahrtprogramm ohne konkreten Nutzen investieren solle, wo die Nation doch vor so vielen anderen Problemen steht. Aus Meinungsumfragen geht hervor, daß viele Bürger sich die Frage stellen, ob das Programm nicht zu teuer sei. Sie sind der Ansicht, daß ein Flug zum Mars rein politisch motiviert sei, genauso wie das Apollo-Rennen zum Mond.
Inzwischen vertreten viele renommierte Wissenschaftler, wie zum Beispiel Professor Leon Agronski, ein ehemaliger wissenschaftlicher Berater von Präsident Nixon, in der
Öffentlichkeit die Ansicht, daß billigere unbemannte Sonden uns mehr über die Beschaffenheit des Mars und der anderen Planeten sagen könnten als Astronauten.
Befürworter des Raumfahrtprogramms weisen hingegen darauf hin, daß der Durchschnittsamerikaner pro Jahr viel mehr für Zigaretten und Alkohol ausgebe als für die Erforschung fremder Planeten und daß das gegenwärtige Programm einen enormen wissenschaftlichen und technischen Nutzen habe.
Was das betrifft, so ist diese Zeitung jedoch skeptisch.
Der heikelste Teil des Kommissionsberichts indes ist eine Anklage der NASA und der wichtigsten Auftragnehmer. Die Untersuchung der Kommission hat viele Schwachpunkte bei
der Konstruktion und Entwicklung, bei der Produktion und Qualitätskontrolle ergeben. Es wurden zahlreiche Beispiele genannt, neben dem banalen und vermeidbaren Defekt, der zu der Tragödie geführt hat.
Diese Zeitung ist entsetzt über den unglaublichen Pfusch der NASA-Ingenieure. Nicht einmal ein Schüler im Grundkurs Physik hätte bei einer Weltraum-Mission einen Reaktor mit eingebauter Instabilität eingesetzt.
Wahrscheinlich wird diese Nation ihre Bestrebungen
fortführen, zum Mars und zu noch ferneren Planeten zu fliegen.
Erfolge in der Raumfahrt sind nämlich unabdingbar, um das Image der Vereinigten Staaten als wissenschaftliche und technische Führungsmacht aufrechtzuerhalten: ein Image, das auf die Sowjetunion projiziert wurde, unsere Verbündeten auf der ganzen Welt, die blockfreien Staaten der Dritten Welt, und – was vielleicht am wichtigsten ist – auf die Bevölkerung dieses unseres Landes. Und wir dürfen nicht die ebenso kalte wie zynische politische Kalkulation vergessen, daß eine Einstellung des Raumfahrtprogramms mit einem Schlag
drastische Überkapazitäten in der Luft-und Raumfahrtindustrie freisetzen sowie Arbeitsplatzabbau und Firmenschließungen zur Folge haben würde.
Wenn wir nun das
Weitere Kostenlose Bücher