Mission Ares
Spiegel lernen wir gleichzeitig etwas über die Erde.«
Die beiden ließen sich das für einen Moment durch den Kopf gehen.
York war zufrieden mit sich. Selbst wenn sie ihnen nichts Neues erzählte, sondern nur ihre Selbstgefälligkeit ins Wanken brachte und sie zum Nachdenken über die Bedeutung des bevorstehenden Flugs anregte, hätte sie schon etwas erreicht.
Sie schaute wieder auf die Vergrößerung der Polarregion. Die Aufnahme war viel schlechter als die Bilder, die von moderneren Sonden übermittelt wurden und die sich auf die Kartierung der äquatorialen Landezone beschränkt hatten.
Wegen der Besonderheiten des Mars-Programms wußte man
paradoxerweise viel weniger über den Planeten, als man sonst vielleicht in Erfahrung gebracht hätte.
Und es lag in den Händen dieser beiden Männer, der Mission zum Erfolg zu verhelfen.
»Ich vermute«, sagte Adam Bleeker, »daß wegen der
Probleme mit den hohen Breiten auch der Ort nicht in Frage kommt, den Sie so weit im Süden markiert haben, Natalie.«
»Vermutlich. Aber es gibt noch einen interessanten Ort.
Amphitrites Patera – ein alter Vulkan, der viel älter ist als die Vulkanplateaus der nördlichen Hemisphäre. Wir wissen noch nichts Genaues über seine Entstehung. Vielleicht wurde der Vulkanismus durch die gewaltigen Einschläge ausgelöst, welche die massiven Einschlagkrater im Süden verursachten.
Sie sehen diese senffarbenen Punkte im Mittelpunkt der
südlichen Hemisphäre: das sind Argyre und Hellas – große Einschlagbecken, die über drei Milliarden Jahre alt sind. Hellas übertrifft alles, was wir bisher auf dem Mond entdeckt haben – es ist noch größer als beispielsweise das Mare Imbrium. In Hellas ist auch die sowjetische Mars 9-Sonde gelandet.«
Stone stieß einen Pfiff aus. »Das kommt also dabei raus, wenn man in nächster Nähe des Asteroidengürtels Quartier bezieht.«
Argyre war mit einem Sternenbanner markiert.
»Wollen Sie damit sagen, daß wir Argyre anpeilen sollen?«
fragte Bleeker.
»Es wäre zumindest eine Möglichkeit. Argyre ist sehr alt und sehr tief. Aber die Becken sind von konzentrischen Kreisen –Bergketten – umgeben, die eine Landung erschweren würden.
Wie Sie sehen«, fuhr sie fort, »ist in der westlichen
Hemisphäre am meisten los. Dieses purpurne Gebiet, das sich hinauf nach Norden erstreckt, ist der Tharsis-Buckel: er erhebt sich im Durchschnitt mehr als acht Kilometer über das umliegende Terrain. Und bei diesen roten Punkten handelt es sich um die großen Schildvulkane.« Sie zeigte auf die entsprechenden Stellen. »Ascraeus, Pavonis und Arsia Mons; und hier, im Nordwesten, befindet sich Olympus Mons: am Fuß beträgt der Durchmesser etwa sechshundert Kilometer, und die Caldera hat immer noch einen Durchmesser von achtzig Kilometern. Olympus ist so hoch, daß er über die Atmosphäre hinausragt. Er ist von orographischen Wolken umhüllt, die dadurch entstehen, daß die Luft an den Hängen emporströmt…«
»Sicher«, sagte Bleeker, »aber ich habe gehört, daß Olympus von der Oberfläche aus betrachtet gar nicht so spektakulär sein soll.«
Sie zuckte die Achseln. »Schon möglich. Sehen Sie hier.« Sie suchte ein ganz bestimmtes Bild. Schließlich hatte sie es gefunden und gab es den Astronauten. Das Bild zeigte einen großen Vulkan aus der Vogelperspektive. Der Schlot wurde von einer scharfen, markanten Klippe umlaufen. »Das ist eine Computerdarstellung auf der Basis der Mariner-Daten. Der Blick fällt von schräg oben auf das Objekt.«
Stone wies auf die Klippe. »Wie hoch ist das?«
»Der Steilhang? Etwa fünf Kilometer.«
»Mein Gott. Eine fünf Kilometer hohe Klippe?«
»Glauben Sie’s oder lassen Sie’s bleiben.«
Beide Männer starrten auf das Bild der Klippe. Bleeker hob in gespielter Resignation die Hände.
Sie unterdrückte ein Grinsen. Astronauten waren leicht zu beeindrucken, wenn man es nur richtig anstellte.
»Wie ich sehe, haben Sie diese großen Vulkane auch mit
Flaggen markiert«, sagte Stone.
»Ja. Olympus Mons ist der jüngste und gleichzeitig der
größte. Die jüngsten Lavaströme auf dem Mars stammen von ihm. Aber Olympus ist etwa dreißig Kilometer hoch…«
»Zu hoch für eine Luftbremse«, sagte Bleeker. »Deshalb
scheiden die anderen Tharsis-Vulkane wohl auch aus.«
»In Ordnung«, sagte Stone. »Östlich von Tharsis sehe ich einen gezackten blauen Streifen entlang des Äquators. Ich vermute, das ist das Mariner-Tal.«
»Ja. Valles Marineris. Die
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