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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schluchten sind viertausend
    Kilometer lang, sechseinhalb Kilometer tief und annähernd zweihundert Kilometer breit. Wir wissen jedenfalls, daß das Valles-System nicht durch Wasserkraft ausgewaschen wurde.
    Viele Canyons sind ›Sackgassen‹. Also ist auch kein Wasser hinein-oder herausgeflossen; vielmehr handelt es sich hier um eine geologische Verwerfung, wie etwa das Rift Valley in Afrika.«
    »Es hat den Anschein, als ob das Tal eine Verlängerung des Tharsis-Buckels wäre«, sagte Bleeker.
    »Ja. Und das ist sicher kein Zufall. Als der Buckel sich aufwölbte, taten sich vielleicht Risse und Spalten in der Oberfläche auf und Magma strömte aus. Das muß Erdbeben und Auffaltungen zur Folge gehabt haben.«
    »Es wäre also möglich, Valles Marineris als Landezone
    auszuwählen«, sagte Stone.
    »Schon möglich«, sagte York. »Diese Flagge markiert
    eigentlich einen Seitenarm namens Condor Chasma. Die
    Schichtung der Wände erteilt uns Aufschluß über die
    Entstehung des Canyons.«
    »Aber ich möchte wetten, daß es ein ziemlich schwieriges Gelände für eine Landung ist.«
    »Nein. Die kleineren Schluchten sind teilweise ein paar
    Kilometer tief. Wenn man den Ort für ein paar Monate
    untersuchen und eine Drohne einsetzen würde…«
    »Die Zeit haben wir aber nicht«, sagte Stone. »Gut, Natalie.
    Das reduziert die Auswahl auf zwei Orte. Das Gebiet zwischen den alten Vulkanen in der südlichen Hemisphäre und die vulkanischen Ebenen im Norden.«
    »Ja. Das Gebiet in der östlichen Hemisphäre« – auf der
    Tharsis gegenüberliegenden Seite des Mars – »heißt Nilosyrtis Mensa. Ein solches Gelände bezeichnen wir als ›gefrittet‹.« Sie zeigte ihnen das Schwarzweißbild einer pockennarbigen Oberfläche.
    »Toll«, sagte Stone. »Das sieht aus wie geschmiedetes
    Kupfer.«
    »Wir vermuten, daß diese waschbrettartige Landschaft die Folge eines Erosionsprozesses der älteren, südlichen Hemisphäre ist.«
    »Ein verdammt ungünstiger Landeplatz«, sagte Bleeker.
    »Ja, und man brauchte lange Traversen, um das Gelände
    systematisch zu kartieren.«
    »In Ordnung. Dann scheidet das also auch aus.«
    »Die letzte Flagge markierte den westlichen Ausläufer des Tharsis-Buckels, an der Grenze zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Sie steckte in der Mitte eines grünen Streifens, der sich von Nord nach Süd durch die Valles zog.
    Dieser grüne Streifen bildete zusammen mit dem blauen Band der Valles ein Kreuz auf dem Äquator.
    Dies ist eine Region, die von fließendem Wasser geformt
    wurde. Jedenfalls hat es den Anschein. Es gibt dort Kanäle, die von Valles Marineris ausgehen und durch die nördlichen Ebenen verlaufen.«
    Stone lächelte. »Dann sind das also die berühmten, vom
    Wasser geprägten Merkmale, von denen Sie uns im Singing Wheel erzählt haben.«
    »Dieses Gebiet befindet sich am Äquator«, sagte sie. »Wir haben hier eine Mischform aus jungen und alten geologischen Typen. Und das ist wichtig für uns. Gemischtes Gelände ist in der Regel komplex und zerklüftet. Doch diese Landschaft wäre für eine Landung gut geeignet. Und wenn es irgendwo Wasser gibt, dann dort. Vielleicht unter der Oberfläche. Und wo Wasser ist…«
    »Ist vielleicht auch Leben.« Stone erhob sich vom Stuhl und ging zur Karte hinüber. Er trat so dicht heran, daß er die Beschriftung neben dem Fähnchen erkannte. »Mangala Vallis.
    Was bedeutet das?«
    »Die größeren Valles sind jeweils mit dem Namen des
    Planeten in verschiedenen Sprachen benannt worden. Hier, östlich von Marineris, haben wir sogar ein Ares-Tal…«
    »Und Mangala?«
    »Sanskrit. Die älteste Sprache der indoeuropäischen Gruppe.«
    »Dann ist Mangala vielleicht das älteste Wort für Mars in der westlichen Welt.« Stone lächelte. »Das gefällt mir.« Er blieb vor der Karte stehen und drehte sich zu York um. »Dann haben Sie der Auswahlkommission also Mangala Vallis untergejubelt. Aus rein operativen Gründen natürlich. Ein Ort, den Sie zufällig besser kennen als sonst jemand. Nicht wahr, York?«
    Er grinste, und Bleeker auch.
    »Noch immer scharf auf meinen Platz, Natalie?« fragte
    Bleeker launig.
    Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Die Kerle haben mich durchschaut.
    Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Wenn Bleeker weiß, daß ich ihn im Visier habe, wird er die Geologie vielleicht etwas ernster nehmen.
    Und er müßte sich nur noch einen Ausrutscher erlauben…
    Sie rollte die Karten zusammen. »Was sagen Sie dazu?

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