Mission Ares
erhalten.
Leute wie Natalie York und Ralph Gershon.
»Und ich glaube auch nicht, daß er jemals fliegen wird«, fuhr Stone fort. »Es gibt einfach zu viele Fehlerquellen. Der Prozentsatz der Doppelkegel-Bruchlandungen, die in den Simulationen gebaut werden, ist ein Witz…«
»Leider sieht Ralph das nicht so.«
»Er ist vielleicht der Beste, den wir haben«, sagte Stone leise.
Es wunderte sie, das ausgerechnet von Stone zu hören.
»Er hat nicht aufgegeben«, sagte Stone. »Er hat alles
versucht, um das Schiff abzufangen. Wenn jemand imstande gewesen wäre, das MEM zu retten, dann er.«
»Sie haben sich übrigens auch ganz gut gehalten«, sagte er.
»Ein Abbruch war die zweitbeste Option.«
»Und was war die beste?«
»Was Ralph getan hat. Kommen Sie mit.« Er klopfte ihr auf den Rücken. Den Druck der Hand spürte sie trotz des dicken Anzugs. »Vor dem ›Nachspiel‹ spendiere ich Ihnen noch einen Kaffee.«
Sie verließen das Trainingsgebäude.
Mittwoch, 12. August 1981
Firmensitz von Columbia Aviation, Newport Beach
Am Abend vor der Präsentation flogen sie nach Newport
News: Lee, Morgan, Xu, Rowen, Lye und all die anderen –
sogar Art Cane, der beschlossen hatte, Lees Präsentation persönlich zu leiten und somit das Engagement der Firma noch einmal zu betonen.
Sie quartierten sich in einem Hotel in der Nähe von Langley ein, wo die Präsentationen stattfinden sollten. Morgan suchte die Bar auf und kippte sich hochprozentigen Rum hinter die Binde.
Lee indes ging mit Kästen voller Dias auf sein Zimmer.
Am Tag zuvor hatte er für Cane noch einmal eine Probe-Präsentation durchgeführt und mit Schrecken festgestellt, daß er noch immer um fast zwanzig Minuten überzog. Deshalb wollte er nun noch ein paar Dias aussortieren.
Gegen halb vier Uhr morgens klopfte Jack Morgan an die
Tür. Er war rappelvoll und machte einen Schnappschuß von Lee, der an einem mit Dias übersäten Schreibtisch saß. »Um Himmels willen, JK, lassen Sie den Mist liegen und gehen Sie ins Bett. Wenn Sie’s jetzt noch nicht drauf haben, dann schaffen Sie’s bis nachher auch nicht mehr.«
Lee fügte sich. Er räumte die Dias weg und legte sich ins Bett. Er machte sogar das Licht aus und lag im Dunklen da.
Doch hatte er die Dias deutlicher vor Augen, als wenn er direkt davor gesessen hätte.
Nachdem er vielleicht für eine halbe Stunde so dagelegen hatte, stieg er aus dem Bett, duschte und rasierte sich und ging wieder an die Arbeit.
Als der telefonische Weckdienst sich meldete, blickte er aus dem Fenster. Der Planet hatte sich weitergedreht, und es war wieder heller Tag.
Eine halbe Stunde vor Beginn der Columbia-Präsentation ging Lee zur Rezeption hinunter, um sich mit den anderen zu treffen. Bob Rowen hatte einen klobigen tragbaren Computer dabei, im dem die ganze Columbia-Präsentation gespeichert war. Sie war segmentiert und mit Indices versehen, was Lee in die Lage versetzte, schnell auf jede Frage zu reagieren.
Lee begrüßte die anderen, wobei er versuchte, Zuversicht und Sicherheit auszustrahlen.
Doch plötzlich krampfte sich ihm der Magen zusammen.
Gleich würde er sich übergeben.
Jack Morgan hatte Lee beobachtet und bugsierte ihn nun auf eine Toilette, wo er eine dünne, braune Flüssigkeit erbrach: das war der Kaffee.
Morgan sagte nichts, aber Lee wußte auch so, was er dachte.
In den letzten zehn Wochen hatte er von Adrenalin, Kaffee und einem gelegentlichen Imbiß gelebt. Geschlafen hatte er in dieser Zeit fast überhaupt nicht.
Morgan sagte ihm, er solle die Hose runterlassen. Dann setzte er ihm eine Spritze mit Vitamin B-12 und noch einem Zeug.
Aber es wirkte und brachte Lee wieder auf die Beine. Nach ein paar Minuten war er imstande, sich den anderen als Strahlemann zu präsentieren.
Sie betraten den Ballsaal, wo die Präsentation stattfinden sollte.
Die Mitglieder des MEM-Prüfungsausschusses saßen in
mehreren Reihen gestaffelt vor dem Podium: es handelte sich um fünfundsiebzig hochrangige NASA-Vertreter.
Lee kannte viele der Kommissionsmitglieder vom Sehen. Er sah Hans Udet aus Marshall und Gregory Dana aus Langley –die Intimfeinde saßen stocksteif nebeneinander –, und dann ortete er Ralph Gershon, der sich im rückwärtigen Bereich des Raums plaziert hatte. Gershon nickte Lee grinsend zu.
Joe Muldoon saß in der Mitte der ersten Reihe. Er leitete die Sitzung. Obwohl Muldoon nun ein hohes Tier war, sagte Lee sich, stand der blaue Nadelstreifenanzug, in den er
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