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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Das Gebilde sah aus wie der Säulenstumpf eines antiken Tempels. Die zweite Stufe hockte als kompakter, elfenbeinfarbener Zylinder auf der MS-IC, und auf der Spitze thronte eine silbergraue, unbemannte Apollo-Kapsel aus Grobblech.
    Schläuche führten vom großen, komplexen Startturm zur
    Rakete und versorgten beide Flüssigkeits-Raketenstufen mit Flüssigsauerstoff und Treibstoff. Anschließend wurden die zweite Stufe mit flüssigem Wasserstoff und die erste Stufe mit RP-1 – Kerosin – betankt. Dampffahnen wehten um den oberen Abschnitt der Rakete. Als sie sich schließlich auflösten, erkannte Udet das Glitzern von Eis auf dem Metall und der Isolierung.
    Ein stahlblauer Himmel hing über der Rakete und der
    hitzeflimmernden Startrampe.
    Udet wurde bei diesem Anblick warm ums Herz. Obwohl er
    schon viele Raketen gesehen hatte, betrachtete er solche großartigen Fluggeräte – diese heroischen Maschinen –, die von Menschenhand aus den Rohstoffen der Erde geformt worden waren und zu anderen Planeten geschossen wurden,
    noch immer mit kindlichem Staunen.
    Zumal in diesem Fall das Gefühl der Ehrfurcht dadurch
    gesteigert wurde, weil er wußte, was der Stufe AS-5B04 in wenigen Sekunden widerfahren würde.
    Udet schaute sich um. Joe Muldoon saß neben Dana auf der Bühne. Er leitete die Konferenz. Viele Führungskräfte der NASA schienen anwesend zu sein, Delegierte aus Marshall, aus Houston und dem NASA-Hauptquartier, darunter Berater von Tim Josephson. Außerdem waren die Unternehmen stark vertreten, deren Systemkomponenten heute einer kritischen Beurteilung unterzogen wurden.
    Auf der Tagesordnung stand eine Zusammenfassung des
    vorläufigen internen Berichts der NASA, der sich mit den Problemen beschäftigte, die vor einem Vierteljahr beim Start der Saturn VB-Stufe AS-5B04 aufgetreten waren. Die endgültige Version des Berichts hing davon ab, wie das
    Publikum und die NASA-Hierarchie auf den Inhalt der
    Kurzfassung reagierte.
    Es herrschte eine Atmosphäre der Anspannung, Besorgnis
    und Resignation.
    So kurz nach der Apollo-N-Tragödie bedeutete ein neues
    Desaster, der erstmalige Verlust einer Saturn, für die NASA selbst eine Katastrophe. Udet hörte das Gemurmel. Wem, zum Teufel, sollen wir es denn diesmal in die Schuhe schieben?
    Dana begann mit seiner dünnen, brüchigen Stimme zu
    sprechen. Der ohnehin schon wie ein Ladestock dasitzende Udet versteifte sich noch mehr.
    »Sechs komma sechs Sekunden vor dem Start wurden die mit Kerosin betriebenen F-IA-Haupttriebwerke der Saturn sequentiell gezündet und auf Vollschub hochgefahren, während die gesamte Struktur noch fest mit der Startrampe verbunden war. Der Schub der Haupttriebwerke drückte die Saturn-Baugruppe gegen den Widerstand der Haltebolzen, mit denen sie an der Startrampe verankert war, nach oben. Als die Haltebolzen brachen, wurde der ›Dehnung‹ der Rakete überhaupt kein Widerstand mehr entgegengesetzt…«
    Auf der Leinwand hinter Dana wallten Wolken aus Rauch
    und Dampf an der Basis der Saturn-Rakete auf. Dann zündeten die vier Feststoff-Booster, und feurige Lohen schlugen aus den Triebwerkstrichtern. Die Kamera wurde durch die akustische Energie, die von der Rakete erzeugt wurde, zu Schwingungen angeregt – weil der Film aber keine Tonspur hatte, lief die Startsequenz in gespenstischer Stille ab.
    Das Bild erstarrte. Die Rauchwolken blähten sich nicht weiter auf, sondern verwandelten sich in scheinbar massive weißgraue Kuppen, die wie schmutziges Eis wirkten.
    Die Gesichter der versammelten Menschen leuchteten im
    Schein des gefrorenen Raketenlichts.
    Ein Zeiger wies auf einen verschwommenen weißen Fleck an der Grundfläche der MS-IC, direkt unter dem ›A‹ der Aufschrift ›USA‹ auf der Hülle des Zusatztriebwerks.
    »Null komma sechs acht sieben Sekunden nach dem Start«,
    sagte Dana, »zeigen die fotografischen Daten das Ausströmen von Dampfschwaden aus der unteren Hülle der MS-IC, direkt oberhalb des Triebwerksverkleidung.« Dana blickte über die Schulter und rümpfte die Nase. »Das ist deutlich zu sehen. Die beiden Kameras auf der Startrampe, die das Leck normalerweise lokalisiert hätten, waren außer Betrieb. Aus Computeranalysen der Filme von anderen Kameras geht aber eindeutig hervor, daß der Dampf an der Stelle der MS-IC
    ausströmte, wo die Zuleitung vom Sauerstofftank den
    Treibstofftank verläßt.«
    Die MS-IC enthielt zwei große kryogenische Tanks, wobei
    der Sauerstofftank sich über dem Treibstofftank

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