Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Konstruktionsfehler des MEM
    selbst waren. Wie dem auch sei, das MLTV mußte einer
    Flugerprobung unterzogen werden. Allerdings war niemand
    erpicht, sein Leben dafür zu riskieren, wo der Marsflug sich noch in weiter Ferne befand.
    Niemand außer einer Person, die Himmel und Erde in
    Bewegung setzen würde, um ins Auswahlverfahren zu
    kommen.
     
    Nachdem Gershon das MLTV auf eine Höhe von knapp
    zwanzig Metern gebracht hatte, verlangsamte er den Aufstieg.
    Das Funktionsprinzip des eigentümlichen Fluggeräts war klar ersichtlich. Es ritt quasi auf dem Abgasstrahl des Triebwerks.
    Stabilisiert wurde das Gerät durch die vier Peroxid—
    Steuertriebwerke, wobei die am Rahmen montierten
    Vernierraketen richtungsabhängig feuerten. Er mußte die
    Reaktionssteuerung nicht einmal betätigen, um das Fluggerät zu stabilisieren, weil die Raketen nämlich selbsttätig feuerten, mit klackenden Elektromagneten und zischenden Gasstößen.
    Er experimentierte mit den Kontrollen. Das MLTV hatte eine Dreihundertsechzig-Grad-Gierkapazität, was bedeutete, daß das Gerät in beiden Richtungen um die Hochachse zu rotieren vermochte. Er jubelte, als die Welt sich um ihn drehte.
    Außerdem gab es eine Nick-und Rollkontrolle, was dem Gerät eine perfekte Manövrierfähigkeit verlieh. Jedoch wirkte der Schub der Triebwerksdüse nicht senkrecht nach unten, so daß er aufgrund der Abweichung von der Vertikalen Kapriolen über dem Rollfeld schlug…
    »He, machen Sie langsam«, schrie Curval ihm ins Ohr.
    …und genau so mußte man ein MEM auch fliegen. Doch er
    mußte aufpassen, nicht zu stark abzukippen, weil das MLTV
    sonst instabil wurde.
    Das Licht der tiefstehenden Sonne blendete ihn. Die Augen tränten noch immer, wodurch das Ablesen der Instrumente erschwert wurde.
    Etwa hundert Fuß über dem Boden kam er zum Stillstand und betrachtete das Führungsfahrzeug.
    »Sie sollten lieber runterkommen und eine Augenspülung
    vornehmen lassen, Ralph«, sagte Curval.
    »Wie lange reicht der Treibstoff der Kiste?«
    »Vielleicht für sieben Minuten.«
    »Und wie lange würde eine Landesequenz dauern?«
    »Ralph…«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Drei, vier Minuten.«
    Er sah auf die Uhr; er war erst seit zwei Minuten in der Luft.
    Noch reichlich Zeit.
    Er zog das MLTV senkrecht hoch.
    »Ralph, schwingen Sie Ihren Arsch hier runter!«
    »Ich werde nur auf eine Art runterkommen, und zwar mit
    einem angetriebenen Abstieg.«
    »Dafür sind Sie nicht ausgebildet.«
    »Ich habe über fünfzig Simulationen gemacht. Kommen Sie
    schon, Mann. Ich weiß, was ich tue. Die Kiste läuft wie ein Uhrwerk. Ich möchte sie reinbringen.«
    Curval hörte sich an, als ob er erstickte. »Gottverdammt, Sie Arschloch, wenn Sie das Gerät zerstören, werde ich Sie regreßpflichtig machen.«
    Gershon grinste nur. »Sicher.« Was konnte Curval schon tun?
    – Nichts, solange Gershon hier oben war und Curval dort unten festsaß.
    Gershon stieg auf dreihundert Fuß. »Ist das hoch genug, um den Abstieg einzuleiten?«
    Er hörte, wie Curval nach Luft schnappte. »Suchen Sie den Knopf für die automatische Steuerungssequenz.«
    Gershon fand den Knopf und drückte ihn. Der Schub wurde
    zurückgenommen, und das MLTV kippte ab. Dann brüllte das Triebwerk erneut auf, und das Übungsgerät stabilisierte sich wieder.
    »In Ordnung«, sagte Curval. »Folgendes: das Geheimnis des MLTV besteht darin, daß es
    zwei
    unabhängige
    Antriebssysteme hat. Die Turbofan-Düse drosselt nun den
    Schub, um zwei Drittel Ihres Gewichts zu neutralisieren. Wenn alle Systeme ausfallen würden, würden Sie nicht einmal mit einem Drittel Ge fallen – wie auf dem Mars. Haben Sie das verstanden? Die Düse wirkt der Schwerkraft entgegen, um die Verhältnisse auf dem Mars zu simulieren.«
    »Sicher.«
    »Aber Sie fallen eben nicht, weil die beiden WasserstoffPeroxid-Hubraketen unter Ihrem Arsch gerade gefeuert haben, um Sie oben zu halten. Und mit Hilfe dieser Hubraketen, die das Landesystem des MEM emulieren, müssen Sie die Landung durchführen. Sie landen, indem Sie den Schub der Raketen drosseln. Sie gehen sozusagen auf dem eigenen Abgasstrahl runter.«
    »In Ordnung.«
    »Sie haben noch zwei Kontrollen, Ralph. Die Lageregelung zur Rechten und die Schubregelung zur Linken. Möchten Sie die beiden mal ausprobieren?«
    »Sicher.«
    Die Kontrollen kannte Gershon noch von den Simulationen.
    Die Lageregelung erfolgte mittels einer Rasterschaltung; beim Betätigen des Schalters feuerten die Bremsraketen,

Weitere Kostenlose Bücher