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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unter Berücksichtigung der Geschwindigkeit eine ideale Kurve
    zwischen der momentanen Position und dem Ziel zu ermitteln.
    Zauberei ist das nicht. Nur Mathematik. Und die unterliegt nun mal Beschränkungen.
    Die Kurven, die das Programm verwendet, sind Polynome.
    Kurven mit Schnörkeln. Je höher die Ordnung des Polynoms, desto verschnörkelter die Kurve. Die Anzahl der Kurven ist endlich; als ob man aus einer bestimmten Anzahl von Kurven eine Art Kennfeld zusammenstellen wollte. Je komplizierter die Daten sind, mit denen man das Programm füttert, desto verschnörkelter wird die Kurve, die aus den Datenpunkten resultiert. Soweit klar?«
    »Und wieso ist das so schlimm?« fragte Gershon, wobei er sich dümmer stellte, als er war. »Und wieso muß ich darüber Bescheid wissen?«
    Sie mußte an sich halten. »Weil das Programm nicht weiß, wo der Boden ist. Es ist schließlich kein menschlicher Pilot, Ralph, sondern ziemlich dumm. Die Leistung des PGNS
    beschränkt sich darauf, zwei Punkte im Raum durch eine
    Kurve zu verbinden. Wie die Kurve aussieht, interessiert das Programm nicht. Und wenn der Verlauf der Kurve Sie zufällig unter die Erde befördert und dann wieder an die Oberfläche…«
    Curval stieß einen Pfiff aus. »Weil Ralph also tief und schnell flog…«
    »…war das PGNS nur in der Lage, Polynome höherer
    Ordnung zu berechnen. Eine Kurve mit lauter Schnörkeln.«
    »Hubschrauber-Erfahrung«, murmelte Gershon. Dieser
    Gedankensprung verwirrte York. »Huh?«
    »Hubschrauber-Erfahrung. Das ist ein schöner Vogel und
    leicht zu fliegen. Aber die Routine, die man als Pilot eines Flugzeugs erworben hat, nützt einem dabei überhaupt nichts.«
    Offensichtlich hatte er ihr nicht zugehört. Oder vielleicht hatte er sich aus ihren Ausführungen auch nur das herausgepickt, was er noch nicht wußte und hatte dann schon den nächsten Schritt auf dem Weg zum Mars gemacht. »Wenn das MEM
    solche Flugeigenschaften hat, befinden Leute mit
    Hubschrauber-Erfahrung sich im Vorteil. Das steht mal fest.«
    »Und Sie verfügen wohl über derartige Erfahrung?«
    »Nein. Aber das wird sich bald ändern.« Er klemmte sich den Helm unter den Arm und stapfte über das Rollfeld zum MLTV
    zurück. Der kleine Mann strahlte eine unerschütterliche
    Entschlossenheit aus.
    Curval kratzte sich am Hinterkopf. »Was für ein Tag. Was für ein Arschloch.«
    Schon möglich, sagte York sich. Aber auf mich wirkt er wie ein Arschloch, das schon bald zum Mars fliegen wird.
November 1983

Newport Beach
    Als er das flache Feldsteingebäude betrat, das den Managern von Columbia als Büro diente, spürte Gershon sofort die gespannte Atmosphäre.
    Das Abnahmezeugnis war ein Meilenstein in der Entwicklung eines Raumschiffs, der Moment, wo das Schiff offiziell die Vertragsbedingungen erfüllte und Eigentum der Regierung der Vereinigten Staaten wurde. Und weil Raumschiff 009 das erste für eine bemannte Mission konzipierte MEM war – für den D1-Flug, wo das Schiff die Raumtüchtigkeit unter Beweis stellen sollte –, stand Columbia Aviation unter einem enormen Erwartungsdruck.
    Ein Dutzend hochrangiger NASA-Vertreter und etliche
    Leitende Angestellte von Columbia waren an dem Projekt
    beteiligt: Chaushui Xu, Bob Rowen, Julie Lye und andere.
    Leute, mit denen Gershon sich vertraut machen mußte.
    Doch der Abnahmetest verzögerte sich.
    JK Lee, der heute als Konferenzleiter fungieren sollte, war noch nicht am Arbeitsplatz erschienen. Dem Vernehmen nach hatte er sich schon seit Freitag nachmittag nicht mehr blicken lassen. Und nun war Montag morgen, und jeder wußte, daß Lee normalerweise auch am Wochenende arbeitete. Gershon war leicht beunruhigt. Das sah Lee überhaupt nicht ähnlich.
    Gershon zapfte an einem der allgegenwärtigen Automaten
    einen Becher Kaffee und zog eine Tüte Erdnüsse.
    Es war noch kein einziger Probeflug erfolgt, und das MEMProgramm krankte jetzt schon an Verzögerungen, Pannen und Budgetüberschreitungen. Columbia geriet ins Kreuzfeuer der Kritik: von der NASA, vom Kongreß und von Zulieferern.
    Gershon wußte, daß Joe Muldoon so unzufrieden mit der in seinen Augen laschen Durchführung des Projekts war, daß er eine ›Tiger-Team‹-Revision angeordnet hatte. Diese Technik hatte die NASA bei der Luftwaffe abgekupfert. Das von Phil Stone angeführte ›Tiger-Team‹ hatte ungehinderten Zutritt zum Werksgelände von Columbia und war befugt, die gesamte Ablauforganisation zu kontrollieren. Gershon wußte, daß das

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