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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unterstützte.
    Dann verbrachte er ein paar Tage mit der Durchsicht der
    beiden Revisionsberichte und strich die Passagen, welche politisch motiviert beziehungsweise irrelevant waren, von Ahnungslosigkeit kündeten oder einfach nur dumm waren, rot an. Am Schluß war fast der ganze Text rot eingefärbt.
    Die Revisoren – sowohl die internen als auch die externen –
    hatten sich darauf gestürzt, was er als ›leichte Beute‹
    bezeichnete: Fristversäumnisse, theoretische und praktische Probleme. Für Lee waren Zeitpläne schön und gut – es waren eben Prognosen, die von der Führung verlangt wurden und um deren Realisierung man sich auch bemühte –, doch Tatsache war, daß Columbia die Hälfte der Zeit nicht wußte, was man hier überhaupt baute, welche Schlußfolgerungen aus den aktuellen Testergebnissen zu ziehen waren oder welche Änderungen die Konstruktionsgruppen in Marshall, Houston oder sonstwo sich wieder einfallen ließen. Bei einem Programm wie dem MEM war es im Grunde unmöglich, sich
    an einen Zeitplan zu halten. Lee war sicher, daß die
    Verzögerungen gewiß nichts mit der Kompetenz seiner Leute zu tun hatten; sie waren eher ein Maßstab für die inhärente Komplexität der Arbeit, die sie hier zu bewältigen versuchten.
    Columbia baute ein Raumschiff, um Himmels willen; man mußte nur durch den Reinraum gehen und sich die vier im Werden begriffenen Versuchsgeräte anschauen, um zu wissen, daß Lee trotz des Rauschens im Blätterwald auf Erfolgskurs war.
    Nach ein paar Tagen ging er zu Art Cane und knallte ihm die zwei dicken RevisionsBerichte auf den Schreibtisch. Jeder Absatz war von Lee redigiert worden. Entweder hatte er die Textstellen unter Verwendung von Korrekturzeichen ergänzt oder als irrelevanten Scheiß markiert, wobei er die jeweiligen Passagen einfach durchgestrichen hatte.
    Mit skeptischer Miene blätterte Cane die Wälzer durch. Doch er akzeptierte Lees Vorlage und sagte ihm, er solle die Kommentare zu den Berichten noch einmal formell abfassen.
    Als nächstes versammelte Lee alle Werksangehörigen, die am MEMProgramm beteiligt waren – inzwischen fast tausend Leute – in der alten Kantine. Der Raum diente noch immer als Konferenzraum, und die Wände waren mit Netzplänen und anderen Grafiken tapeziert. Lee vergrößerte ein Foto des ersten MEM-Raumschiff 099 –, so stark, daß es die Wand hinter ihm ausfüllte. Die große silberne Pyramide machte sich gut als ›Wandgemälde‹. Lee stellte sich vor seinen Leuten auf einen Tisch, stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Blick über das Meer aus gramvollen Gesichtern schweifen.
    »Ich weiß, daß ihr eine schwere Zeit durchmacht, Leute. Ein paar Besserwisser behaupten, bei uns wüßte die rechte Hand nicht, was die linke tut. Wir haben gewiß Fehler gemacht.
    Doch nun beheben wir sie. Und tief im Innern weiß ich – und ihr wißt es auch –, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Und ich weiß auch, daß mit dem Raumschiff alles in Ordnung ist.
    Wenn die NASA im April fliegen will…« – das Zieldatum für die D1-Mission, dem ersten bemannten Flug –, »dann werden wir bereit sein.
    Ich möchte, daß Sie alles andere vergessen und nur auf diesen ersten Flug hinarbeiten. Wir werden uns auf dieses eine Raumschiff konzentrieren und es zum Fliegen bringen. Wenn dieser Flug nämlich ein Erfolg wird, glaubt mir, dann läuft auch der Rest des Programms wie geschmiert. Das geht dann ruckzuck.
    Und noch eins.« Er schaute in die Runde. Die Gesichter der Leute wirkten durch die gleichmäßige Ausrichtung zu ihm irgendwie jünger, und er verspürte plötzlich einen starken Beschützerinstinkt. »Noch eins. Ich weiß, daß ich mir keine besseren Mitarbeiter wünschen könnte. Und nun laßt uns wieder an die Arbeit gehen und Geschichte schreiben.«
    Das war Routine für Lee, die Variation einer Ansprache, wie er sie schon bei vielen Projekten gehalten hatte, um seine Mitarbeiter zu motivieren. Bei der B-70 hatten die Leute ihm sogar zugejubelt.
    Doch diesmal jubelte niemand; die Leute nickten nur mit dem Kopf. Und als er fertig war, machten sie einfach kehrt und gingen wieder an die Arbeit.
    Er kletterte von dem wackligen Tisch herunter, wobei Jack Morgan ihm Hilfestellung gab. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Er fühlte sich isoliert und irgendwie verwundbar.
    Vielleicht war es wieder das Herz.
    Zum Teufel damit! Er stützte sich leicht auf Jack Morgan und unternahm eine Werksinspektion. Er wies auf Probleme hin, raunzte

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