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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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montiert, die sie wieder in den Erdorbit bringen würde. Die Endeavour, das mit Sonnensegeln bestückte zylindrische Missionsmodul, hatte sich von der MS-IVB getrennt, gedreht und mit der Nase voran wieder an der Stufe angedockt. Das Manöver hatte den Zweck gehabt, das MEM von der Verkleidung an der Basis des Missionsmoduls zu befreien. Mittlerweile hatte die Discovery, die Apollo-Kapsel, an einem seitlichen Andockpunkt festgemacht und hing nun wie eine Beere an den zylindrischen Treibstofftanks des Missionsmoduls.
    Nachdem die Challenger in den Marsorbit zurückgekehrt war, würde das MEM abgestoßen und die restlichen Module –die Raketenstufen, das Missionsmodul und Apollo – würden für den Heimflug wieder zu einem Raumschiff-Verbund zusammengesetzt werden.
    Im Moment stellte die Ares-Gruppe ein Ensemble von
    provisorisch aneinander gehängten Zylindern, Quadern und Sonnensegeln dar, die nach dem Abkoppeln der Challenger genauso unordentlich wieder zusammengefügt worden waren.
    Diese orbitalen Bauarbeiten – wobei Module wie Bausteine im Weltraum verschoben wurden – gingen York gehörig auf die Nerven. Wenn sie das Missionsmodul von den Raketen trennten, beraubten sie sich ihrer einzigen
    Rückkehrmöglichkeit! Doch sie wußte auch, daß jede Stufe über Hilfssysteme verfügte, mit deren Hilfe sie eine Konfiguration herzustellen vermochten, die sie wieder nach Hause brachte – auch wenn sie dabei eine Bruchlandung hinlegten.
    Diese Beschränkungen sind nur ein Symptom der lausigen Technik. Eines Tages werden wir vielleicht in der Lage sein, diese Reise halbwegs komfortabel zu gestalten, ohne das verdammte Raumschiff ständig auseinandernehmen zu müssen.
    Das montierte Raumschiff hatte nichts mehr von der
    filigranen, spielzeugartigen Eleganz, die sie bei den Schiffen im Erdorbit beobachtet hatte. Nach einem Jahr im Weltall hatte das ursprünglich blütenweiße Schiff sich gelblich verfärbt, und die schattigen Abschnitte der Hülle nahmen die braune Tönung der pockennarbigen Marsoberfläche an. Die Ares-Gruppe wirkte alt, vom Weltraum zermürbt.
    Nachdem Ares außer Sicht war, sah sie beim Blick durchs
    Fenster nichts mehr außer Dunkelheit.
    Dunkelheit und zuweilen einen Ausschnitt ockerfarbenen
    Geländes.
     
    Die Challenger flog über der Nachtseite des Mars dahin.
    ∗
    »Dreißig Sekunden bis DOI «, sagte Stone. »Alle Systeme
    klar.«
    »Ich bestätige alle Systeme klar«, sagte Gershon.
    DOI stand für das Einschwenken in einen langen, elliptischen Orbit, der die Oberfläche des Planeten tangieren würde.
    York sah Gershons Hand über dem Auslöser für die manuelle Zündung schweben. Challenger war natürlich Gershons Baby; diese Landung – die nächsten paar Minuten – stellten die Krönung von zehn Jahren Arbeit für ihn dar. Angespannt und erwartungsvoll schaute er zu York auf.
    Die Simulationen waren so programmiert, daß der Proband an einem bestimmten Punkt versagte. Doch war das gerade Sinn und Zweck der Übung: Besatzung und Controller mit allen Eventualitäten vertraut zu machen und sie in die Lage zu versetzen, die Situation zu bewältigen. Nun hatte York aber den Eindruck, daß Ralph Gershon umgekehrt programmiert war. Es wird schwer sein, ihn davon abzuhalten, den Blecheimer eigenhändig zu landen.
    York betrachtete das durchaus nicht als Nachteil.
    »Fünfzehn Sekunden«, sagte Stone. »Zehn Sekunden bis
    DOI. Auf geht’s, Leute. Acht. Sechs, fünf, vier.«
    Gershons behandschuhte Hand legte sich auf den Auslöser.
    »Zwei, eins.«
    Die Raketen feuerten in Folge. Sie hörten ein gedämpftes Rattern.
    Und dann spürte sie den Schub im Rücken.
    »Bremsanzeige an.« Ein Grinsen erschien auf Gershons
    Gesicht. »Sehr schön!«
    Es kam ihr so vor, als ob Challenger zurückgeschleudert worden wäre. Die Verbrennung bei Feststoffraketen, so hatte man ihr gesagt, lief kerniger ab als bei Flüssigbrennstoff-Raketen.
     
    ∗ DOI = Descent Orbit Insertion: Einlenken in eine Abstiegsbahn Die Brennphase hielt an. Stone verfolgte die Brenndauer. Der Raketenschub von zwanzig Kilotonnen war zu schwach, um ernstlich an der Masse des MEM zu rütteln, und deshalb waren weder ein Rattern noch Vibrationen zu spüren. Man glaubte fast nicht, daß das Schiff überhaupt bremste. Sie spürte nur einen anhaltenden Druck im Rücken und hörte das leise Zischen der feuernden Retros.
    Der Schub brach abrupt ab. Die Retros waren auf die
    Sekunde genau ausgebrannt.
    Es hatte sich scheinbar nichts

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