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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gefühl, der Anzug bestünde aus Bleiröhren, als ob ein Sumo-Ringer auf ihrer Brust hocken würde. Entspricht das wirklich der irdischen Schwerkraft? Nach einem Jahr in der Mikrogravitation schien diese Last unerträglich; es war, als ob sie ihr Leben lang einen schweren Rucksack auf dem Buckel gehabt hätte.
    »Eins komma fünf«, sagte Stone.
    York stöhnte. Sie wurde auf die Liege gedrückt, und die
    Arme wurden an den Körper gepreßt. Das an sich geringe
    Gewicht von Gershons und Stones Ellbogen, die an ihrer Seite ruhten, wurde nun zu einer drückenden Last.
    »Haltet durch, Leute«, sagte Stone. »Eins komma acht. Ihr habt im Rad viel mehr ausgehalten. Zwei komma eins.«
    Gershon betätigte die Kontrollen, und seine Hand schwebte über dem Auslöser für die Reaktionssteuerung.
    »Zwei komma fünf«, sagte Stone. »Komma sechs!… Komma
    fünf. Komma drei. Na, hab ich’s euch nicht gesagt?«
    Das Licht, das durchs Fenster über York einfiel, hatte sich in ein weißgraues Glühen verwandelt. In seiner Kälte und Brillanz war es genauso hell wie das Tageslicht auf der Erde.
    Gershon und Stone wurden im diffusen, unirdischen Licht
    gebadet; das Orange der Druckanzüge bleichte förmlich aus, und die Gesichter waren hinter den Helmvisieren, auf denen Lichtreflexe tanzten, nicht zu sehen. Sie kamen sich vor wie in einer großen fluoreszierenden Lichtröhre.
    Das Gewicht auf Brust und Beinen verringerte sich nun. Sie spürte, wie der Brustkorb sich ausdehnte und wie der Atem wieder ungehindert in die Lunge strömte.
    Etwas flog am Fenster vorbei, ein kleines, gelb glühendes Objekt, das wie ein Feuerball aussah. Es handelte sich um einen Teil des Hitzeschilds, der von der Grundfläche des Raumschiffs abgeschmolzen war und die tödliche Wärmeenergie von der Kapsel abführte. Nun flogen noch mehr Stücke in verschiedenen Größen vorbei, von denen ein paar gegen die Hülle der Kabine prallten.
    York verspürte einen Anflug von Panik. Mein Gott. Wenn das so weitergeht, wird die Kapsel noch durchlöchert.
    Das ist die erste Chance, die der Mars hat, uns zu töten, sagte sie sich. Ich frage mich, ob er sie auch nutzt.
    Für einen Betrachter am Boden würde Challenger wie ein großer Meteor erscheinen, mutmaßte sie, wie ein glühender Meteor mit einem Feuerschweif, der eine komplexe Bahn am dunklen Marshimmel zog.
    Die Steuertriebwerke feuerten kurz, und die Challenger richtete sich auf.
    »Los geht’s!« sagte Gershon. »Wir fangen die Maschine ab.«
    Das MEM verfügte über eine gewisse Manövrierfähigkeit.
    Durch die Verlagerung des Schwerpunkts und durch Dreh-und Nickbewegungen hüpfte Challenger wie ein Kieselstein über die Schichten der Atmosphäre und stieg dabei zur Oberfläche hinab.
    »Drei, zwei, eins«, sagte Gershon.
    Nun verspürte York eine starke Verzögerung, einen Schub, der ebenso schnell verschwand, wie er eingesetzt hatte; als ob sie den tiefsten Punkt einer Achterbahnschleife erreicht hätte.
    »Toll«, sagte Gershon. »Was für ein Flug. Nun kommt das
    Zoom-Manöver.«
    Challenger stieg kurz auf und führte die Wärme ab, bevor das Schiff wieder in die unteren Luftschichten eintauchte.
    Stone tippte gegen eine Glasscheibe. »He. Der Höhenmesser funktioniert sogar. Achtzehntausend Meter.«
    York verspürte ein Prickeln an der Schädelbasis.
    Achtzehntausend Meter. Plötzlich hatte der Meßbereich des Höhenmessers sich von Kilometern, die in der Raumfahrt die Basiseinheit darstellten, auf Meter verkleinert. Wie bei einem Flugzeug arbeitete der Höhenmesser nun als Staudruck-Instrument. Wir sind fast da. Die Steuertriebwerke sprangen an, und die Kapsel richtete sich wieder auf.
    Das Glühen vor dem Sichtfenster wechselte zu Grau und
    dann zu einem blassen, fleischfarbenen Rosa.
    »Auftriebsvektor für Gleitflug«, rief Gershon.
    Das MEM ging erneut in den freien Fall über und tauchte mit einer Geschwindigkeit von hundertfünfzig Metern pro Sekunde in die sich verdichtende Luft ein. Nachdem die Reibungshitze und die Bremskräfte sich deutlich verringert hatten, verlief der Flug verhältnismäßig ruhig. Nun war es wirklich wie in den Simulationen.
    Gershon befreite sich von den Gurten und warf sie über die Schulter. Dann stieß er sich von der Liege ab und erhob sich.
    Stone, der links neben York lag, folgte seinem Beispiel. In der letzten Phase, der angetriebenen Landung, mußte die Besatzung stehen.
    Furchtsam löste sie die Gurte. Dann stellte sie sich vorsichtig auf die Liege und hielt

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