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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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reinem Sauerstoff und entzog dem System
    überschüssigen Stickstoff.
    Die Techniker wuselten um die drei herum, überprüften
    dieses und jenes und grinsten sie dabei an. Durch das Glas des Helms wurden ihre Gesichter zu Karikaturen verzerrt. Die Techniker folgten einer komplizierten, lautlosen
    Choreographie. Sie erschienen York wie Arbeitsameisen, die um drei Königinnen herumscharwenzelten.
    Ralph Gershon bat einen Techniker, ihm ein Handtuch auf
    den Helm zu legen. Dann legte er sich zurück und faltete die Hände über der Brust. Allem Anschein nach machte er ein
    Nickerchen.
    Als die Wartezeit vorüber war, streiften die Techniker ihnen gelbe Überschuhe über die Stiefel und hoben sie von den
    Liegen. Dann verbanden sie die Luftschläuche mit einer
    tragbaren Einheit im Format eines Koffers und drückten ihr das Gerät in die Hand.
    Die drei formierten sich zu einer Linie – Stone zuerst, dann York und Gershon zum Schluß –, um die kurze Strecke vom MSOB zum Transporter zurückzulegen.
    Das Gehen war anstrengend. Der Anzug war an sich schon
    schwer genug, doch mußte sie auch noch den Widerstand
    überwinden, den die aufgeblasene Druckschicht den Beinen und der Hüfte bei jedem Schritt entgegensetzte. Sie hatte den Eindruck, daß sie an einem elastischen Seil zerrte. Es war ein unangenehmes Gefühl.
    Die Ironie dabei war, daß diese unförmigen, antiquierten Druckanzüge im Apollo-Stil nur während der Startphase
    gebraucht wurden und dann noch einmal für die Rückkehr zur Erde. Für den Rest der Mission würden die Anzüge in der
    Kommandokapsel des Apollo-Raumschiffs deponiert werden.
    Für die EVA-Operationen auf dem Mars hielt das MEM
    nämlich viel modernere Anzüge bereit.
    In der Halle wimmelte es von Menschen: Astronauten,
    NASA-Verwaltungs- und Bodenpersonal, Freunde und
    Familienangehörige, die stumm applaudierten. Für York war es ein Spießrutenlaufen durch einen Korridor voller lächelnder Gesichter, deren Konturen durch den Helm verwischt und
    verzerrt wurden.
    Sie gingen an Stones Familie vorbei, Phyllis und den beiden Jungen. Stone blieb stehen, stellte den Sauerstoff-Tornister ab und breitete die Arme aus. Er drückte seine Frau an die breite Brust des Anzugs und reichte den Jungen einen behandschuhten Finger. Er strich ihnen durchs Haar und warf ihnen Handküsse zu. Die Jungen wirkten wie Zwerge im
    Vergleich zu ihrem im aufgeblähten Anzug steckenden Vater.
    Doch York wußte, daß der Anzug Stone von seiner Familie
    isolierte. Weder spürte er sie mit den dicken, elastischen Handschuhen noch vernahm er ihre Stimmen durch den Helm; wenn er überhaupt etwas hörte, dann war es ein leises Raunen.
    Die einzigen Geräusche im des Anzug waren das Zischen der Luft und das Rasseln des Atems.
    Stone war nur ein paar Zentimeter von seinen Söhnen
    entfernt, doch es hätten genauso gut tausend Meilen sein können.
     
    Sie verließen das MSOB.
    Es war noch nicht einmal sechs Uhr. Die Presse war hinter den Absperrungen aufmarschiert, und sie geriet in ein
    Sperrfeuer als Blitzlichtern. Der letzte Fototermin, bevor sie eine neue Welt eroberten – oder auf der Strecke blieben.
    Eine Rampe führte in den Transporter. Als sie Wladimir
    Wiktorenko am Wagenschlag stehen sah, verlor sie fast die Fassung. Er trug die Galauniform eines sowjetischen
    Luftwaffenoffiziers.
    Phil Stone nahm Haltung an und salutierte vor Wiktorenko.
    Seine Stimme drang aus Yorks Kopfhörer: »Meine Besatzung und ich sind fertig. Wir melden Bereitschaft für Ausführung der Ares-Mission.«
    Wiktorenko salutierte ebenfalls. York hörte seine Antwort zwar nicht, doch sie ahnte zumindest, was er sagte. Ich erteile Ihnen Starterlaubnis. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Flug und eine sanfte Landung. Noch ein sowjetisches Ritual.
    Stone ging zum Transporter, und die Techniker halfen ihm auf seinen Platz.
    Nun blieb York vor Wiktorenko stehen. Sein Lächeln wurde noch herzlicher, und er formte die Lippen zu einem Wort.
    Maruschka.
    Sie spürte, wie etwas in ihr durchbrach, etwas, das sie seit dem Moment, als sie an diesem Morgen aufgewacht war,
    zurückgehalten hatte.
    Achtlos ließ sie das Sauerstoffgerät fallen und ging auf Wladimir zu. Auch auf die Gefahr hin, daß der korrekte Sitz der Uniform darunter litt, umarmte er sie mit einer solchen Kraft, daß sie es noch durch die Schichten des Druckanzugs spürte.
    Schließlich trat er wieder zurück, und sie rang sich ein Lächeln ab. »Ich habe Ba-riis gefunden. Danke.«
    Er

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