Mission Ares
sagte wieder etwas, griff in die Tasche und holte eine Handvoll Steppengras heraus. Dann steckte er ihr das Kraut in eine Ärmeltasche des Anzugs, ergriff ein letztes Mal ihre Arme und half den Technikern, sie in den Wagen zu verfrachten.
Newport Beach
Es war ein schöner Frühlingsmorgen.
JK Lee trat auf die Veranda und sog die Luft ein. Er hatte einen Riecher für das Wachstum von Pflanzen.
Er mußte husten.
Die Lunge schien sich im Lauf der Jahre an die für ein Flugzeugwerk charakteristischen Ausdünstungen gewöhnt zu haben: Kerosin, Schmierstoffe, Ozon, Gummi, heißes Metall.
Nachdem er diesen technischen Kokon nun gesprengt hatte, hatte er das Gefühl, auf einem Planeten mit einer fremden Atmosphäre gestrandet zu sein.
Er zündete sich eine Zigarette an und fühlte sich in der Wolke aus Nikotin und Teer gleich besser.
Er verspürte das Bedürfnis, den Rasen zu mähen.
Also ging er in den Geräteschuppen und inspizierte den Mäher. Er ölte die Messer und überprüfte die Zündkerzen. Im Schuppen war es warm und dunkel, und es roch nach Holz.
Er hörte die Stimmen der Kommentatoren von Cape
Canaveral, die aus den angrenzenden Häusern drangen. Die ganze Nachbarschaft schien an diesem Donnerstagmorgen in den Startvorbereitungen zu stecken. Und nicht nur die Nachbarschaft, sondern ganz Amerika.
Jennine rief ihn ins Haus.
Sie reichte ihm den Telefönhörer. Jack Morgan war dran. Er fragte, ob Lee und Jennine nicht zu ihm rüberkommen wollten, um den Start bei ein paar Bieren zu verfolgen. Lee lehnte nach kurzer Überlegung ab und sagte, er wolle heute im Garten arbeiten.
Lee hatte nämlich gehofft, die NASA würde ihn nach Cape Canaveral einladen, um den Start vor Ort zu verfolgen. Das wäre eine nette Geste gewesen. Doch die Hoffnung hatte sich zerschlagen.
Er und Morgan plauderten für eine Weile über die alten Zeiten.
Morgan hatte Columbia inzwischen verlassen und sich als Spezialist für Raumfahrtmedizin selbständig gemacht. Er verdiente nun viel mehr Geld als früher, indem er als Freiberufler für Columbia arbeitete. Dennoch hatte er der Firma länger angehört als Lee.
Die Degradierung zum Grüßaugust hatte Lee so zugesetzt, daß er in den Vorruhestand gegangen war.
Art Cane war vor einiger Zeit gestorben; nicht einmal achtzehn Monate, bevor das Paradestück seiner Firma, das MEM 014, auf dem Mars landen sollte. Und nun war Gene Tyson – das selbstgefällige Arschloch, das damals JKs Posten übernommen hatte – Chef der Firma.
Wie dem auch sei, Lee widmete sich wieder dem Rasenmäher und rollte das Ding schließlich auf den Rasen. Als er das Gerät startete, übertönte das Knattern des Zweitaktmotors die Stimmen der Reporter von Canaveral.
Nach einer Weile kam Jennine wieder nach draußen. Das Sonnenlicht verlieh ihrem von grauen Strähnen durchzogenen Haar einen silbernen Glanz. Sie reichte ihm ein Glas Limonade, nahm ihn an der Hand und ging mit ihm ins Haus.
Das Fernsehgerät lief natürlich.
Und da war es auch schon, das vertraute Bild der Saturn VB-Stufe, die aussah wie ein Bündel weißer Nadeln. Die in der Hitze des Florida-Morgens flimmernde Luft verzerrte die Entfernung zwischen der Kamera und der Startrampe. JK
erspähte die Ausbeulung der MEM-Verkleidung in der Mitte der Stufenrakete: oberhalb der ersten Stufe und der Zusatztriebwerke und unterhalb der filigranen Konturen des Missionsmoduls und des Apollo-Raumschiffs.
»Geh dorthin«, sagte Jennine plötzlich. Sie hatte einen Fotoapparat in der Hand.
»Hä?«
Sie fuchtelte mit der freien Hand. »Stell dich neben den Fernseher. Mach schon.«
Der erst zur Hälfte gemähte Rasen kam ihm in den Sinn.
Dann stellte er sich doch neben das Fernsehgerät.
Langsam hob JK Lee die Hand zum Salut, während auf der Mattscheibe neben ihm das MarsRaumschiff gezeigt wurde.
Seine Frau machte ein Bild von ihm.
Startkomplex 39-A,
Merritt Island
Die dreizehn Kilometer lange Strecke vom MSOB zur
Startrampe führte größtenteils über den Highway Eins, die Küstenstraße. Obwohl dieser Streckenabschnitt von der Polizei gesperrt worden war, kam der Transporter mit dem Troß von Begleitfahrzeugen dennoch nur im Schneckentempo voran.
Stone schaute stoisch aus dem Fenster, und Gershon
trommelte mit den behandschuhten Fingern aufs Knie.
Das als Rechteck angelegte Kennedy-Raumfahrtzentrum war
ein weitläufiger, leerer Komplex, durchzogen von staubigen Straßen und alligatorverseuchten Entwässerungskanälen. Die Gebäude
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