Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
geschätzt hatte. Webb hatte ein ausgeprägtes Gespür für politische Trends besessen und bewußt auf langfristige Planung verzichtet. Zumal die NASA mit langfristigen Plänen ohnehin schlechte Erfahrungen gemacht hatte – sie wurden nämlich zwischen den verschiedenen Abteilungen zerrieben. Webb war der Ansicht, daß Langfrist-Planung ein Glücksspiel sei und abschreckend auf den Finanzminister und die NASA-Oberen wirkte.
    Paine erkannte anscheinend nicht, daß das eigentliche
    Problem darin bestand, angesichts der schweren Zeiten, die auf die NASA zukamen, die Existenz der Organisation zu sichern.
    An die Auflage neuer Programme war unter diesen Umständen gar nicht zu denken.
    Michaels hätte die Sache ganz anders angepackt.
    »Fred«, sprach Agronski, »vergessen Sie Ihre schönen
    Raumstationen und die fünfzig Mann, die Sie bis 1980 auf dem Mond haben wollten. Der Präsident möchte das haben, was er privat als ›Kennedy-Option‹ bezeichnet.« Er tippte auf das Dokument. »In dieser Vorlage wollte er ein Element aus dem Bericht der Arbeitsgruppe herauspicken – die Raumfähre –, auf das wir uns konzentrieren sollen. Doch was, wenn er sich für etwas anderes entscheiden sollte – für ein spektakuläreres Ziel, das genauso schnell und günstig zu erreichen wäre?«
    In offenkundiger Verwirrung starrte Muldoon Agronski an.
    Michaels hatte jedoch verstanden. Er darf nicht offen sprechen. Man muß zwischen den Zeilen lesen. Kennedy setzt sich anscheinend durch. Nixon will Geld sparen. Allerdings will er seine Präsidentschaft auch nicht mit dem Makel behaften, das Raumfahrtprogramm gekillt zu haben – nicht mit einem larmoyanten Kennedy im Hintergrund.
    »Sie spielen auf den Mars an«, sagte er zu Agronski. »Nach dem ganzen Scheiß über den Tag der Erde sind Sie doch hier, um über einen Flug zum Mars zu sprechen. Stimmt’s?«
    Muldoon war konsterniert.
    »Was sagt Paine denn dazu?«
    Agronski musterte ihn. »Doktor Paine ist im Moment nicht das Thema«, sagte er.
    Ich wußte es. Sie schießen ihn ab. Er hatte die Gerüchte aus dem Weißen Haus gehört. Paine verweigerte nicht nur die Zusammenarbeit, er untergrub auch noch die Autorität des Präsidenten. Wir brauchen einen neuen Chef der mit uns und nicht gegen uns arbeitet und der den Präsidenten in einem günstigen Licht erscheinen läßt, anstatt ihn in Verlegenheit zu bringen… Paine war bereits Geschichte. Und aus der Art, wie Agronski ihn nun ansah, schloß Michaels, daß er, Fred Michaels, die Chance erhielt, die Nachfolge des NASA-Chefs anzutreten und dabei Leuten wie George Low und Jim Fletcher vorgezogen wurde.
    Mars und der Posten des Leiters der NASA – alles an einem Tag. Spiele in Spielen. Aber ich muß Agronski etwas auf den Rückweg mitgeben, die Aussicht auf eine kostengünstige Mars-Option. Überhaupt ist das Ganze zu schön, um wahr zu sein.
    Ich frage mich, wo der Haken bei der Sache ist.
    Die Astronauten reagierten unterschiedlich auf die
    Unterhaltung. Michaels sah, daß ein Ausdruck der Hoffnung auf Muldoons Gesicht erschien; ein zartes Pflänzchen der Hoffnung, als ob Muldoon befürchtete, diese magische Möglichkeit – wir fliegen vielleicht zum Mars – würde dahinschmelzen, wenn er es sich zu sehr wünschte.
    Er fragte sich, inwieweit Muldoon über die Vorgänge hinter den Kulissen Bescheid wußte oder ob er überhaupt etwas wußte. Beim Blick in Muldoons offenes, zorniges Gesicht
    verspürte Michaels einen Anflug von Scham wegen seiner
    Berechnung. Muldoons Anwesenheit schien nämlich die
    Wirkung auf ihn zu haben, die er sich eigentlich mit Blick auf Agronski erhofft hatte.
     
    Joe Muldoon schwieg, weil er befürchtete, sonst diesen
    schwierigen, irreal anmutenden Verhandlungsprozeß zu stören.
    Womöglich war das alles nur ein Traum.
    Mars. Sie reden noch immer vom Mars. Wenn Fred Michaels nun die richtigen Worte findet und die richtigen Dinge tut, macht er vielleicht den Weg zum Mars frei. Für uns.
    Für mich.
    Und dann hätte Joe Muldoons Leben wieder einen Sinn.
    Die Monate seit der Rückkehr vom Mond waren so schlimm
    gewesen, wie Muldoon es befürchtet hatte.
    Seine letzte PR-Tour hatte ihn an einen Ort namens Morang in Nepal geführt. Er hatte den Schulkindern die übliche Geschichte erzählt: Als ich auf dem Mond war …
    ›Als ich auf dem Mond war, habe ich die Erde nicht so gut gesehen. Tranquility Base war in der Nähe des Mond-Äquators – im Mittelpunkt der Mondoberfläche, von euch aus gesehen.
    Also

Weitere Kostenlose Bücher