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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auf. »Sagen wir mal, in den nächsten fünf Jahren sechs Flüge mit einer Saturn V und vielleicht zehn mit einer Saturn IB. Das müßte für das Skylab genügen; und vielleicht schaffen wir es sogar, mit NERVA die ersten bemannten Flüge in den Erdorbit durchzuführen, bevor wir die neue Trägerrakete bekommen. Joe, findet das Ihre Zustimmung?«
    »Ja, glaub schon«, grunzte Muldoon. »Wenn Sie veraltetes Material einsetzen und wieder einen Brand riskieren wollen, wie damals bei Apollo 1.«
    »Aber, Joe…«
    »Sechs Saturn V«, sagte Agronski. »Und dann hätten wir
    noch sieben Mondflüge, Apollo 14 bis 20.« Er setzte ein schmallippiges Grinsen auf.
    Das ist es also. Nun kenne ich den Preis für den Mars und für Paines Posten. Es hatte den Anschein, daß Agronski einen verspäteten Rachefeldzug führte. Agronski hatte nämlich nie ein Hehl daraus gemacht, daß er das Programm für den bemannten Flug zum Mond mißbilligte, und das Vorhaben nach Kräften behindert. Agronski weiß, daß Apollo damit gestorben ist. Hier und jetzt, in diesem Raum.
    »Nun«, sagte Agronski selbstgefällig. »Natürlich weiß ich, daß es viele Stimmen gegen eine Fortsetzung der Mondflüge gibt, sogar in den Reihen der NASA. Das ganze System ist einfach zu komplex. ›Eines Tages wird Apollo noch jemanden umbringen, wenn es nicht schon Lovell und seine Besatzung auf dem Gewissen hat‹ – so sagt man doch, oder? Ich glaube, eine Einstellung des Programms würde nicht auf nennenswerten Widerstand stoßen – nicht einmal bei der NASA, nachdem die erste Landung nun absolviert wurde.
    Und…«
    Muldoon stieß den Stuhl zurück und erhob sich. »Dann
    beenden wir die Mondflüge also«, sagte der Hüne in heiligem Zorn. »Wo wir gerade erst dort angekommen sind. Mein Gott, Fred. Die späteren Flüge wären erst die Krönung des Programms«, sagte Muldoon. »J-Klasse-Missionen mit neuen Landekapseln, dreitägigem Aufenthalt auf der Oberfläche, mit Hochleistungs-Tornistern mit einer Kapazität von sieben Stunden für Mondspaziergänge und Elektrofahrzeugen. Wir
    hätten Landschaften von unglaublicher Schönheit und hohem wissenschaftlichen Nutzwert gesehen. Wir hatten sogar
    erwogen, auf die Rückseite des Monds zu gehen.«
    Michaels starrte Muldoon an. Er war stolz auf seine
    Fähigkeiten als Amateur-Politiker, doch in diesem alles
    entscheidenden Augenblick fehlten ihm die Worte.
    »Ich weiß, Joe. Ich weiß.«
    Michaels konnte sich die Attacken ausmalen, denen er von Seiten der Wissenschaftler ausgesetzt sein würde. Womöglich gelang es ihm nicht einmal, Paine oder anderen maßgeblichen Leuten wie George Mueller, der immerhin ein Verfechter der Raumstationen war, einen solchen Handel schmackhaft zu machen. Darüber hinaus bestand die Gefahr, daß ein Mars-Programm die Tätigkeit der NASA einengen und einem einzigen Ziel unterordnen würde, wie es schon bei Apollo der Fall gewesen war.
    Er versuchte, sich auf Muldoon zu konzentrieren und die
    Lage in seiner Gegenwart zu klären.
    »Vielleicht müssen die Flüge gar nicht gestrichen werden, Joe. Vielleicht könnten wir das Programm strecken. Ein paar Flüge auf später verschieben…«
    Muldoon wandte sich Michaels zu, wobei die Muskeln sich
    unter dem Hemd anspannten. »Tu das nicht, Fred. Laß die
    Mondflüge nicht sterben.«
    Aus dem Augenwinkel sah Michaels Agronskis Gesicht, der
    von diesem Ausbruch von Monomanie angewidert schien.
    Er weiß, daß er gewonnen hat. Er weiß, daß es mit einer bloßen Verschiebung nicht getan ist. Ich muß diesen Opfern zustimmen, sie innerhalb der NASA verkaufen und dann als ihr Direktor durchsetzen, um uns allen eine Zukunft zu geben. Und es werden noch viel schmerzlichere Einschnitte auf uns zukommen.
    Michaels hatte das Gefühl, als ob die ganze Geschichte,
    Vergangenheit und Gegenwart, in diesem Moment auf ihn
    einstürzte und daß er, wie auch immer seine Entscheidung ausfiele, vielleicht das Schicksal ganzer Welten bestimmte.
     
    Sonntag, 21. Juni 1970
    Hampton, Virginia
     
    Nachdem Jim Dana an Richmond vorbeigefahren war, bog er
    mit der Corvette vom Highway 1 in südöstlicher Richtung auf den schmaleren State Highway 60 ab. Die Städte würden immer seltener und kleiner. Und hinter Williamsburg schien es dann gar nichts mehr zu geben außer Wäldern, Sümpfen und vereinzelten Bauernhäusern.
    Es war ein frischer Junitag, und bald stieg Dana die salz-und ozonhaltige Meeresluft in die Nase. Die Sonne brannte auf den Ellbogen, der lässig aus

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