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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einfachere Wege finden, Nutzlast ins All zu transportieren…
    Michaels legte das Papier hin. Dann meint Nixon also, wir sollten einen Billigflug zum Mars nehmen.
    ∗
    Bei LBJ hätte es das nicht gegeben.
    Doch Johnson war nicht mehr Präsident. Nun gab dieses
    wankelmütige Republikaner-Pack im Weißen Haus den Ton
    an. Und nun wurde Michaels im Alter von einundsechzig
    Jahren bewußt, daß die politischen Hebel, an denen er bisher gesessen hatte, nicht mehr griffen. Selbst die Kontakte zu den Kennedys waren nicht mehr so wertvoll wie ehedem.
    Er fühlte sich müde und verbraucht.
    Vielleicht sollte ich mich pensionieren lassen und nach Dallas gehen, sagte er sich. Und an meinem Golfschlag arbeiten.
    Er sah, daß Agronski den Blick über die Bilder an den
    Wänden schweifen ließ. »Tolle Bilder, was?« sagte Michaels pointiert.
    Agronski reagierte nicht.
    »Leon, weshalb hat der Präsident diese Vorlage
    zurückgezogen?«
    »Weil, offen gesagt, niemand im Weißen Haus weiß, welche Wirkung Kennedys Bemerkungen über die Mars-Option in der Öffentlichkeit haben. Und nun…« – Agronski wies mit ausladender Geste auf die gewellten Fotos von Fra Mauro –»habt ihr uns das hier eingebrockt. Die öffentliche Meinung ist ein wankelmütig’ Ding, Fred. Nach Apollo 13 wird Amerika mit voller Kraft dem Mars entgegenstreben – oder das Raumfahrtprogramm überhaupt einstellen.«
    Muldoon wurde blaß um die Nase. »Sie sprechen über das
    Leben von drei Menschen, verdammt.«
    Agronski musterte ihn prüfend. »Mit euch Leuten von der
    NASA ist es doch immer das gleiche. Ihr seid so emotional und unrealistisch. Auch Sie, Fred. Jedesmal, wenn wir um Vorschläge zu bestimmten Punkten bitten, kommt ihr gleich
     
    ∗ Lyndon Baines Johnson, Vorgänger von Nixon – Anm. d. Übers.
     
    mit Maximalforderungen: sehen Sie sich nur diesen Bericht der
    ›Arbeitsgruppe Raumfahrt‹ an, mit seinen ›ausgewogenen
    Programmen‹ und dem ›breiten technischen Spektrum‹. Sie
    wollen mal eben zum Mars fliegen, doch das zieht anscheinend einen ganzen Rattenschwanz nach sich: Nukleartriebwerke, eine Raumfähre, Raumstationen etcetera pp. Die gleiche alte Vision, die von Braun seit den Fünfzigern hochhält – obwohl man gar keine Raumstation braucht, um zum Mond zu fliegen.
    Eure versteckten Agenden sind, ehrlich gesagt, nicht sehr gut versteckt. Ihr solltet endlich einmal lernen, Prioritäten zu setzen.«
    »Die Arbeitsgruppe bittet lediglich um ein Mandat für die Kolonisierung des Sonnensystems«, sagte Muldoon verärgert.
    »Wodurch auch die Zukunft der Menschheit gewährleistet
    würde, wie Kennedy schon sagte. Gibt es vielleicht eine noch höhere Priorität?«
    »Um Gottes willen«, sagte Agronski schroff. »Wir sind eine kriegführende Nation, Oberst Muldoon. Und der Krieg ist wie eine Sickergrube für Geld, Ressourcen und die Moral der Bevölkerung.«
    »Klar«, sagte Muldoon. »Und für das Geld, das Apollo
    unterm Strich kostet, könnte man den Krieg noch um zwölf Monate verlängern. Was für ein Preis.«
    Agronski überhörte das. »Der Staatshaushalt ist nun einmal kein Füllhorn. Sie müssen nicht einmal der Regierung angehören, um das zu erkennen. Und die öffentliche Meinung steht gegen Sie. Ich nehme nicht an, daß ihr Weltraum-Flieger vom Tag der Erde gehört habt, den die Grünen in ein paar Wochen veranstalten wollen…«
    »Doch, verdammt, ich habe davon gehört.«
    »Abfallbeseitigung. Kundgebungen. Volkspädagogik. Das
    steht im nächsten Jahrzehnt auf der Tagesordnung, Oberst Muldoon: unsere Probleme hier auf der Erde rangieren vor Ihren Kapriolen im Weltall.«
    »Vielleicht. Aber es war Agnew, der die ›Arbeitsgruppe
    Weltraum‹ ins Leben gerufen hat und nicht die NASA«, sagte Michaels knurrig.
    Doch das focht Agronski nicht an. »Es ist an der Zeit, daß ihr von eurem hohen Roß ‘runterkommt. Ihr seid nicht die Überflieger, für die ihr euch während des Apollo-Projekts gehalten habt. Ihr seid eine Dienstleistungs-Agentur mit begrenztem Etat. Damit werdet ihr euch abfinden müssen…«
    Michaels mußte zugeben, daß Agronski so falsch nicht lag.
    Michaels’ unmaßgeblicher Meinung zufolge war der Direktor der NASA, Thomas O. Paine, ein Idiot: ein Traumtänzer, der Agnew mit grandiosen Visionen vollaberte, ohne sich dabei zu fragen, ob dies bei den Führungskräften im Weißen Haus auch auf Akzeptanz stieß. Paine stellte einen deutlichen Kontrast zu seinem Vorgänger, Jim Webb, dar, den Michaels sehr

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