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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Skelett abgemagerten Menschen vorbeizuschlendern, die die großen Raumschiffe zusammenbauten! Dieser Zwiespalt war erdrückend. Dana fragte sich, ob ein solcher Schmutz und solche Qualen der unvermeidliche Preis waren, den man für den Traum vom
    Raumflug bezahlen mußte.
    Er versuchte sich vorzustellen, er wäre einer dieser klugen Deutschen in ihren SS-Uniformen.
    Wenn er sich solchen Träumereien hingab, linderte das etwas den Schmerz, den er jeden Tag verspürte.
    Und dann war dieser Morgen wieder da.
    In seiner Werkstatt, im sonnigen Juni des Jahres 1970,
    arbeitete Gregory Dana in Erinnerungen versunken an der
    Tafel, um den Traum von der Raumfahrt zu verwirklichen.
     
    Als Dana vom Hof fuhr, kam sein Vater aus dem Haus gerannt und legte die Hände auf den Windschutzscheibenrahmen der Corvette. Er hatte Kreidespuren an der Stirn.
    »Wohin willst du?«
    »Ich muß fahren, Paps«, sagte Dana bedauernd. »Ich muß
    nach…«
    »Ich glaube, es funktioniert«, erklärte Gregory atemlos.
    »Natürlich ist es noch zu früh, um sicher zu sein, aber…«
    »Was funktioniert?«
    »Venus. Nicht Jupiter – Venus. Verne hat ausgedient – wir brauchen diese riesigen Nuklearraketen überhaupt nicht!«
    »Paps, ich…«
    Sylvia hakte sich bei Gregory unter. »Auf Wiedersehen, mein Junge. Fahr vorsichtig.«
    »Ich rufe an, wenn ich zuhause bin, Mama.«
    Am Ende des Blocks blickte Dana noch einmal zurück.
    Sylvia winkte, doch sein Vater war schon wieder in der
    Werkstatt verschwunden.
     
    Donnerstag, 9. Juli 1970
    San Gabriel-Berge, Kalifornien
     
    Es war später Vormittag; von einem strahlend blauen Himmel brannte die Sonne auf Yorks unbedeckten Kopf und die bloßen Schultern herab.
    Jorge Romero hatte die Gruppe in ein kleines Tal geführt, von dem aus man einen freien Blick auf die Hügel hatte. Nun wandte er sich einem alten, knorrigen Eisenholz-Baum zu.
    »Dieser Baum ist eure Landekapsel. Ihr seid soeben auf dem Mond gelandet. Ich möchte nun, daß ihr dort hinübergeht und mir sagt, was ihr seht.«
    Die drei Astronauten – Jones, Priest und Bleeker – sahen in die angegebene Richtung. Mit den Baseballkappen, den T-Shirts und den verspiegelten Sonnenbrillen waren sie kaum voneinander zu unterscheiden.
    York wußte, daß Romeros Frage leicht zu beantworten war.
    Dies war eine interessante Gegend: es war zwar nicht der Mond, aber die Schichtung der bunten Felsformationen hatte durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mond. Doch die Körpersprache und der Gesichtsausdruck der Astronauten kündeten von einer Mischung aus Verwirrung, Verlegenheit und Verärgerung.
    Mein Gott, sagte York sich. Dieser Ausflug wird eine Katastrophe.
    Doch Romero fuchtelte mit den Armen. »Kommt schon! Das
    einzige, wovon ihr auf dem Mond zuwenig habt, ist Zeit. Sie –
    Charles. Kommen Sie her.«
    Mit einem süffisanten Grinsen an Bleekers Adresse
    schlenderte Chuck Jones zu Romero hinüber. Er lehnte sich neben Romero gegen den Baum und erzählte ihnen, was er so sah.
    York schätzte Romero auf Anfang Fünfzig, doch er war
    kräftig und geschmeidig und steckte anscheinend noch voller Energie. Die von der Sonne verbrannte Nase lugte unter der Sonnenbrille hervor, und ein paar Strähnen graumelierten Haars fielen unter dem Schlapphut hervor. York hatte vor ein paar Jahren eine Vorlesung bei Romero besucht. Der von Flagstaff aus operierende Romero war ein hervorragender Geologe und Geochemiker. Sie hatte sofort gespürt, daß er selbst den trägsten Studenten aufrüttelte – zum Beispiel den durchschnittlichen biersüffelnden und klugschwätzenden Helden-Astronauten.
    Nachdem Ben Priest ihr also gesagt hatte, Romero hätte sich bereit erklärt, den beiden Apollo 14-Besatzungen eine geologische Grundausbildung zu vermitteln und nachdem Ben ihr angeboten hatte, Romero zu assistieren, hatte sie mit Freuden eingewilligt.
    »…Nein, nein, nein! Was ist denn mit den Schichten in dem Berg dort drüben?«
    »Sehen Sie, Professor…«
    »Und das herausragende Merkmal der Landschaft habt ihr
    überhaupt nicht gesehen!«
    Jones wirkte konsterniert; das dichte Haar auf Händen und Armen des stämmigen Manns schien sich vor Zorn zu
    sträuben. »Was für ein ›herausragendes Merkmal‹ denn, um Himmels willen?«
    »Sehen Sie hier.« Romero kniete sich hin und hob ein paar weiße Gesteinssplitter vom Talboden auf. »Sehen Sie? Solche Steine gibt es überall – stimmt’s? –, wo Sie nun genauer hinsehen.«
    Jones hatte genug. »Das ist ein

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