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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einfach nicht einstellen. Ihr Steiß war wund, und sie verspürte einen dumpfen Kopfschmerz, als ob eine Erkältung im Anzug wäre. Plötzlich bekam sie Herzrasen, und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie vermißte den Druck eines Kissens unter dem Kopf, die Sicherheit einer Decke, in die sie sich kuscheln konnte. Zudem war der Schlafsack zu groß: sie stieß laufend gegen die Innenseite. Und bei jeder Bewegung preßte sie das warme Luftpolster, das sich um den Körper gebildet hatte, aus dem Schlafsack und fröstelte infolgedessen.
    Nachdem es ihr endlich gelungen war, sich zu entspannen, überkam sie das Gefühl des Falls. Einmal wäre sie fast im Schlafsack verschwunden, doch dann drifteten die Arme nach oben, und eine Hand berührte ihr Gesicht …
    Sie schlug die Augen auf.
    Sie steckte in der Schlafkabine an der Grundfläche des Missionsmoduls. Die Kabine war etwas größer als ein Schrank und wurde von einem Schirm abgeteilt. An der Fläche über ihr waren eine Lampe, ein Interkom und ein Ventilator. Dann gab es noch Schubladen für persönliche Dinge wie Unterwäsche.
    Die Laden waren mit Kunststoffnetzen bespannt, um zu
    verhindern, daß der Inhalt sich überall verteilte.
    Licht und Lärm drangen durch den Schirm. Sie hörte das Summen und Surren der Ausrüstung des Missionsmoduls und das gelegentliche Feuern der Lage-und Bahnregelungs-Düsen, welche die Ares auf die Sonne ausrichteten. Bei dem hellen, antiseptischen Licht der Messe hinter dem Schirm und dem Geruch nach neuem Metall und Kunststoff kam es ihr so vor, als ob sie versuchte, in einem großen Kühlschrank einzuschlafen.
    Anscheinend hatte man ursprünglich geplant, die
    Schlafkabinen durch massive Türen abzuteilen. Sie erinnerte sich sogar an ein Memo, in dem zu lesen war, die Notwendigkeit der Schaffung einer Intimsphäre für die Astronauten sei ›signifikant‹ – die für die NASA typische, ebenso vage wie euphemistische Ausdrucksweise, wenn es um die Funktion der warmen Körper ging, die zu solchen Kosten in den Weltraum befördert wurden. Doch die Türen waren zugunsten einer Gewichtsersparnis weggelassen worden.
    Soviel also zur Signifikanz.
    Und nun – zu allem Übel – mußte sie auch noch pinkeln.
    Sie versuchte den Druck auf die Blase zu ignorieren, doch er stieg weiter an. Mein Gott. Es war aber ihre eigene Schuld; die Fäkalienröhre – die Toilette des Missionsmoduls, die Abfallbeseitigungs-Station – war nämlich so umständlich zu bedienen, daß sie auf ihre Benutzung verzichtete. Zumal der Harndrang sich seit dem Eintreten in die Mikrogravitation verstärkt zu haben schien.
    Sie fügte sich ins Unvermeidliche. Sie schälte sich aus dem Schlafsack, schaltete das Licht an und schob den Schirm zurück. Bei jeder Bewegung schmerzte ihr der Rücken wie die Hölle.
     
    Nach dem TOI hatten die Ares-Module den ersten der ›Tänze‹
    aufgeführt, welche die Besatzung bis zum Abschluß der Mission würde ertragen müssen. Unter dem Kommando von Stone hatte Apollo mitsamt der Besatzung sich vom
    Trägersystem getrennt, gedreht und mit der Spitze voran am Missionsmodul angedockt.
    Bei der Einweisung ins Missions-Profil hatte man ihnen gesagt, mit der Trennung und dem Andocken zu warten, bis das TOI erfolgt war. Darüber hatte York sich gewundert.
    Weshalb sollten sie warten, bis sie schon unterwegs zum Mars waren, ehe sie sich vom Mutterschiff lösten? Doch in Anbetracht der Katastrophenszenarien, welche die Planer der Mission zugrundelegten, ergab es in gewisser Weise doch einen Sinn. Falls die MS-II bei der TOI-Zündung explodiert wäre, hätte die Besatzung aus der Apollo aussteigen und mit dem Reserveantrieb zurückkehren können. Und falls die Zündung erfolgreich verlief, das Andocken aber nicht, wäre die Besatzung in der Lage, mit Hilfe des leistungsstarken Triebwerks der Betriebsund Versorgungseinheit zur Erde zurückzukehren.
    Jedenfalls war es der Besatzung nach dem erfolgreichen Andocken gelungen, durch den Kopplungstunnel zu kriechen und das Missionsmodul – ihr interplanetares Zuhause – zu beziehen.
    York verdrängte die Frage, ob es überhaupt sinnvoll war, das Raumschiff im interplanetaren Raum zu demontieren.
    Sie driftete in die Messe. Sie war leicht wie eine Feder und unverwundbar; sie befand sich geradezu in einem Zustand der Trance. Das Missionsmodul war natürlich viel größer als die Apollo-Kommandokapsel. Doch sie lernte, sich in dieser Umgebung zu bewegen und zu agieren. Bald merkte sie, daß sie

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