Mission Ares
Aufwand durchgeführt werden kann. Daß wir den NASA-Etat nur deshalb kürzen wollten, weil es sich angeboten hat. Daß die Streichung des Programms die Luft-und Raumfahrtindustrie in Mitleidenschaft gezogen hätte…«
Michaels hatte verstanden, und Josephson war auch nicht sonderlich erstaunt. Kennedys Lobbyarbeit und Michaels’
Wühlarbeit hatten zu einem Umschwung in der öffentlichen Meinung geführt. Zumal 1972 ein Wahljahr war; die
Arbeitslosenstatistik in Staaten, die von der Raumfahrt
abhingen – Kalifornien, Texas und Florida – gereichte Nixon nicht gerade zum Vorteil. Und wir hatten auch verdammtes Glück, in Cap Weinberger einen Verbündeten zu finden.
Josephson wußte, daß ohne Caps Fürsprache innerhalb der
Regierung das Programm der bemannten Raumfahrt vielleicht gescheitert wäre.
Am Anfang der Besprechung hatte es Auseinandersetzungen
über Details und die Interpretation einer Verlautbarung des Präsidenten gegeben. Doch die Entscheidung war gefallen.
Mars.
Trotz seiner Müdigkeit fühlte Josephson eine tiefe
Zufriedenheit. Als ob er nach einem guten Essen einen Brandy und eine Zigarre genießen würde.
Eigentlich war es sogar schlecht für Nixon gelaufen, sagte Josephson sich. Nixon hatte recht gehabt; er hatte ein bezahlbares Programm mit einem konkreten Ziel gewollt, ein Programm, das ein solides Fundament für die Zukunft bildete.
Doch nun hatte es den Anschein, als ob es wieder auf den Schmonzes mit Fußabdrücken und Flaggen hinausliefe. Und
Jack Kennedy – oder vielleicht auch Ted, der von einem
ermordeten und einem verkrüppelten Bruder profitierte und nun selbst den Einzug ins Weiße Haus vorbereitete – würde den Lorbeer ernten.
Wie dem auch sei, in einer solchen Gemengelage aus
sozialen, politischen, ökonomischen und technischen Kräften, die von Männern wie Michaels, Nixon und Kennedy
kontrolliert wurde, war die Entscheidung entstanden. Die Entscheidung – mit welchen Problemen und Unwägbarkeiten sie auch behaftet war –, Amerikaner zum Mars zu schicken.
Eine Putzfrau klopfte an und trat mit einem schweren
Staubsauger ein. Josephson schaltete das Diktiergerät aus.
Millie Jacks grinste Josephson an; sie war daran gewöhnt, daß er so spät noch arbeitete.
»Wie ich höre, fliegen wir zum Mars, Dr. Josephson?«
»Sieht so aus, Millie.«
»Huu!« stieß Millie ungläubig aus. Doch sie hatte schon alle Aktionen mit einem Kopfschütteln quittiert, welche die NASA seit 1966 durchgeführt hatte. Josephson fragte sich manchmal, ob sie wirklich glaubte, daß die Menschen zum Mond geflogen waren oder ob sie das nur für eine Art Räuberpistole hielt.
Was würde Millie erst sagen, wenn wir ein paar Schwarze oder sogar Frauen in die Mars-Besatzungen aufnähmen. Sie würde sich überhaupt nicht mehr einkriegen.
Vielleicht wird es sich ändern. Vielleicht werden wir in einer anderen Welt leben, wenn wir 1982 zum Mars fliegen.
Mittwoch, 5. Januar 1972
… Ich habe heute entschieden, daß die Vereinigten Staaten die Entwicklung von Systemen und Technik vorantreiben sollen, die geeignet sind, amerikanischen Astronauten eine Landung auf dem Mars zu ermöglichen. Dieses System wird auf einer neuen Generation von Raketen mit Nuklearantrieb basieren, die den interplanetaren Raumflug revolutionieren und zu einer Routineangelegenheit machen werden.
Im Jahre 1971 wurde Amerikas bemanntes Mondflug—
Programm eingestellt. Bei den drei erfolgreichen
Mondlandungen wurde viel erreicht
– wobei die
wissenschaftlichen Ergebnisse der dritten Mission die
Ergebnisse aller vorherigen bemannten Raumflüge übertrafen, ob in den Erdorbit oder zum Mond. Doch sie hat uns auch zu einer Entscheidung geführt – an einen Punkt, an dem wir entscheiden mußten, wo mit dem Ende von Apollo unser Horizont im Weltraum verläuft und wohin wir von dort aus gehen wollen.
Die wissenschaftlichen Erfahrungen der letzten zehn Jahre haben uns gelehrt, daß Raumschiffe ein notwendiges
Werkzeug für die Erforschung des näheren Weltraums – des Mondes und der Planeten – sind und ein wichtiges Hilfsmittel für das Studium der Sonne und Sterne darstellen. Indem wir uns den Weltraum zunutze machten, um die Bedürfnisse der Erde zu befriedigen, haben wir das enorme Potential von Satelliten für die internationale Kommunikation, Klimaforschung und Überwachung der globalen Ressourcen
erkannt.
All diese Möglichkeiten und unzählige andere, welche die Wohlfahrt der Menschheit
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