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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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würde er…
    Josephson schaute ihn an. Die stumme Aufforderung, seinen Vortrag zu halten.
    Langsam und stockend, ohne Udets preußisch—
    aristokratischen Redefluß, hob Conlig an zu sprechen.
    Er beschrieb die Maßnahmen, die zur Lösung der Probleme
    bezüglich der Kavitation und der Wasserstoff-Graphit—
    Korrosion getroffen worden waren. Dann kam er auf die
    Schwierigkeiten zu sprechen, die sich daraus ergaben, daß die starke Strahlung zu Fehlanzeigen beim Inhalt des Wasserstofftanks führte. Und so weiter. Dennoch, so sagte er Josephson, war die Arbeitsgruppe zuversichtlich, bald einen vernünftigen Probelauf und Systemtest zu erzielen. Immerhin hätte die Ausrüstung schon bewiesen, daß die Konstruktion die Vibrationen und Belastung während eines Flugs aushielt…
    Er bemühte sich, die Situation in möglichst rosigen Farben zu schildern.
    Josephson hörte kommentarlos zu. Dann wandte er sich an
    Bert Seger.
    Der Programmdirektor hatte seit einer Woche mit den Leuten von NERVA zusammengesessen, in Santa Susana und den anderen Versuchsanlagen herumgeschnüffelt, wobei er sich offensichtlich selbst über den Stand der Dinge informieren wollte. Nun saß er dem spindeldürren Josephson gegenüber.
    Die obligatorische Nelke steckte im Knopfloch, direkt unter dem Anstecker mit dem Kruzifix.
    Kurz und bündig schilderte Seger die Probleme aus seiner Sicht. »Tim, ich befürchte, daß wir den Zeitplan für NERVA vergessen können, nachdem wir die aktuellen Änderungen vorgenommen haben. Das eigentliche Problem sind die
    Sicherheitsmaßnahmen; wir müssen die Gerüste nach dem
    kleinsten Problem dekontaminieren und demontieren. Ich will damit nicht sagen, daß überhaupt keine Sicherheitsmaßnahmen mehr getroffen werden sollen; natürlich nicht. Aber wir müssen die jeweiligen Abschnitte des Programms von nun an realistisch planen. Realistischer jedenfalls, als wir es bisher getan haben. Aber…« Er verstummte.
    »Ja, Bert?«
    »Sie haben ein paar gute Leute dort draußen, Tim. Sowohl bei uns als auch bei den Auftragnehmern. Sie gehören zu den Besten. Und sie tun alles, um dieses Ding flügge zu machen.
    Ich empfehle, daß wir diesen Weg weiter beschreiten, Tim; Sie sollten keinen Richtungswechsel vollziehen.«
    Josephson hörte stumm zu. »In Ordnung. Danke, Bert, meine Herren. Sie haben im wesentlichen das gesagt, was ich von Ihnen hören wollte. Ich glaube, ich muß Ihr Vertrauen in diese störrische Maschine, die NERVA, teilen. Ich werde Ihnen auch weiterhin Rückendeckung geben. Aber ich hoffe, Sie merken sich, was ich Ihnen heute gesagt habe. Bert, ich möchte, daß Sie mir einen aussagefähigen Statusbericht vorlegen, den ich oben präsentieren kann. Und ich möchte, daß Sie mir einen neuen Zeitplan vorlegen, Hans: einen realistischen Zeitplan.
    Und ich möchte, daß Sie sich daran halten – ab sofort.«
    Diese deutlichen Worte, die er monoton heruntergeleiert hatte, paßten irgendwie nicht zu Josephsons trockenem Sachbearbeiter-Habitus. Conlig fühlte sich unbehaglich und wollte hier raus.
    Als sie durch die Tür gingen, rief Josephson Bert Seger noch einmal zurück. »Ich möchte, daß Sie diese Arschgeigen härter rannehmen, Bert«, hörte Conlig Josephson sagen. »Tolerieren Sie keinen Scheiß mehr. Machen Sie Druck, damit diese nukleare Rakete endlich fertig wird…«
    Das muß man uns nicht erst sagen, sagte Conlig sich, während er den anderen durch die tapezierten Korridore folgte.
    Als er das Gebäude verließ, fühlte Conlig trotz der
    drückenden Hitze eine enorme Erleichterung. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Es war, als ob der Lehrer ihn nach Hause geschickt hätte. Abgefuckte Bürokraten.
    Jedenfalls würde er nun wieder an die Arbeit gehen: Energie einsetzen und die Angst abbauen, die sich in ihm angestaut hatte.
     
    Januar 1977 – Januar 1978
     
    Es dauerte ein ganzes Jahr, bis sie von der NASA einen
    Bescheid auf ihre Bewerbung bekam. Und doch, nachdem sie den ersten Schritt getan hatte, entwickelte sich eine Eigendynamik von zwingender Logik.
    Ein paar Wochen, nachdem sie die Bewerbung abgeschickt
    hatte, erhielt sie ein Telegramm von der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Sie verlangte weitere Informationen: einen ausführlicheren Lebenslauf, Kopien von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und ein fünfhundert Worte umfassendes Expose zu den Experimenten, die sie auf dem Mars durchführen wollte.
    Also legte sie ihre Ideen über Abflußkanäle dar, daß sie unter

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