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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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waren zu beklagen – und das, weil sich eine Strömung im Lauf eines Jahres verschoben hatte. Das Schmelzen der Nordpolkappe würde sich über Jahrzehnte hinziehen und alle Meere, nicht nur den Pazifik, betreffen. Es wäre eine Katastrophe, wie sie die Menschheit noch nie erlebt hatte.
Dieser Bericht führte natürlich zu der Erforschung möglicher militärischer Anwendungen des Phänomens. Konnte man die Polkappe zerstören? Entsprechende Studien zeigten rasch, dass die Energiemenge, die eingesetzt werden müsste, um den riesigen Eisschild zu schmelzen, die Möglichkeiten der modernen Nukleartechnologie weit überschritt. Es sah aus, als bliebe ein solches Szenario reine Theorie.
Aber einer der Wissenschaftler des Arktischen und Antarktischen Forschungsinstituts kam auf einen interessanten Gedanken. Man brauchte die Kappe ja nicht zu schmelzen, man musste sie nur destabilisieren. Wenn die Polkappe teilweise geschmolzen und der Rest der massiven Eisdecke wenigstens zerstückelt wäre, würde ein einziger arktischer Sommer den Rest erledigen. Sobald sich die Eiskappe in einen arktischen Matschhaufen verwandelt hatte, wirkte die Sonnenenergie auf eine größere Fläche des Arktischen Ozeans ein, konnte das Wasser um das fragmentierte Eis herum erwärmen und zu seinem Abschmelzen führen. Entsprechend brauchte man keine von Menschen erschaffene Nuklearenergie, um die Polkappe zu zerstören – die Sonne würde diese Arbeit ganz von selbst erledigen. Wenn die Polkappe beispielsweise im Spätfrühling in Stücke gebrochen würde, wäre sie bis zum Ende des Sommers verschwunden.
Aber wie destabilisierte man die Eiskappe? Die Antwort erfolgte 1998, als ein anderer Wissenschaftler des Petersburger Instituts, der die Kristallisierung von Eis im arktischen Packeis und den Zusammenhang zwischen Meeresströmungen und der Entstehung von Packeis untersuchte, mit seiner Schwingungstheorie aufwartete. Das Eis hatte die gleichen Eigenschaften wie jede andere kristalline Struktur. Unter extremem Druck und bei der richtigen Vibrationsstärke konnte man es zum Zerspringen bringen wie einen Kristallbecher.
Diese Studie wurde zur Grundlage des Projekts Schockwelle: Wie konnte man die richtige Reihe Schwingungswellen und Hitzesignaturen künstlich erzeugen, um die polare Eiskappe zu sprengen?
Auf dem Monitor leuchtete die Titankugel draußen im dunklen Wasser, während die Lichter des U-Boots schwächer wurden. Viktor kontrollierte seinen Handgelenksmonitor. Der Flachbildschirm zeigte einen fünfzackigen Stern, der an allen Spitzen glühte. Im Zentrum wartete der Hauptauslöser auf seinen Einsatz.
Es würde nicht mehr lange dauern.
Die toten Wissenschaftler hatten diese Konfiguration Polaris genannt, nach dem Polarstern, der Polyarnaja Schweschda. Doch der atombetriebene Hauptauslöser trug eine eher technische Bezeichnung: Es war ein Unterschall Sprengsatz. Wenn er aktiviert wurde, hatte er einen doppelten Effekt. Zuerst wirkte er wie eine konventionelle Waffe und riss einen Krater mit einem Durchmesser von anderthalb Kilometern auf. Aber als Nächstes sandte er anders als normale Nuklearwaffen keinen elektromagnetischen Puls aus, sondern schickte eine Schwingungswelle durchs Eis. Die Wellenfront erreichte die fünf Kugeln gleichzeitig und brachte sie zur Explosion, wodurch die Schwingungen mit solcher Energie in alle Richtungen weitergetragen und verstärkt wurden, dass die gesamte Eiskappe zersprang.
Viktor wischte einen Schmierfleck vom Monitor. In der Ecke des Bildschirms befand sich ein kleines rotes Herz, das im Rhythmus seines Pulses schlug.
Bald …
Erst einmal würde er den Rest der Nacht damit verbringen, Diagnoseprogramme laufen zu lassen, um sicherzustellen, dass alles stimmte.
Sechzig Jahre hatte er gewartet … da machte ein Tag keinen großen Unterschied.
Sogar nach Fertigstellung von Projekt Schockwelle hatte er noch zwei Jahre gewartet, ehe er seinen Plan umsetzte. Allein die Tatsache, dass ihm Polaris zur Verfügung stand, hatte ihm einen gewissen Seelenfrieden geschenkt. Heute war er überzeugt, dass das Schicksal es war, das ihn zurückgehalten hatte. Die Eisstation Grendel war wiederentdeckt worden – das Grab seines Vaters. Das war ein Zeichen, ganz sicher. Er würde die Leiche seines Vaters und den im Herzen der Station vergrabenen Schatz bergen. Anschließend würde er Polaris zünden und die Welt für immer verändern.
Als die Außenlichter der Drakon gelöscht wurden, starrte Viktor noch immer nach draußen.

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