Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
Vom Netzwerk:
Breite noch immer mit 47.276 angegeben wurde. Er ging in die Tiefe, bis das Wasser fahl und schwarz wurde und über ihm nur noch Dunkelheit herrschte.
    Pierre Savary am Ufer war am Ende seines Lateins. Noch immer waren Boote, Hubschrauber und Sicherheitskräfte mit der Suche beschäftigt und taten ihr Bestes. Sie hatten alles durchkämmt, was man am Nordufer durchkämmen konnte. Sie hatten einheimische Fischer und Frachterkapitäne befragt und damit begonnen, mit einem Schleppnetz den Grund des Hafenbeckens nach Gunthers Leichnam abzusuchen. Tief fliegende Hubschrauber donnerten kaum fünf Meter über der Wasseroberfläche entlang.
    Savary hatte mehr oder minder genug von dieser Operation, die augenscheinlich zu nichts führen würde. »Paul«, sagte er zu seinem ebenso besorgten Untergebenen, »wir müssen die Südküste überprüfen. Wir müssen das alles zur anderen Flussseite verlegen.«
    »Aber wir wissen doch, dass es ganz unmöglich ist, dort hinüber zu kommen«, erwiderte Ravel. »Die Küstenwache sagt, das würde er nie und nimmer schaffen. Er würde es nicht überleben.«
    »Offen gesagt, es interessiert mich nicht die Bohne, was sie sagen, nicht jetzt. Wir werfen alles zur anderen Seite. Streifenwagen, Boote, Hubschrauber und die Männer.«
    Pierre Savary gehörte zu jenen gebildeten Franzosen, die immer aussahen, als kämen sie geradewegs aus einem Rugby-Gedränge. Er konnte nichts dafür, sein Gesicht vermittelte stets einen leicht mürrischen Eindruck, selbst wenn er lächelte. Er hatte immer einen Fünf-Uhr-Schatten, und ihn umgab stets eine Aura skrupelloser Kompromisslosigkeit, die er zuweilen sorgsam pflegte. Die mürrische Miene an diesem Nachmittag aber war echt. Er wusste nicht, warum so vieles hier schiefgelaufen war, aber so war es nun mal. Savary war wütend.
    »Paul«, grummelte er, »ich werde diesen Kerl fassen. Und wenn es das Letzte ist, was ich mache.«

KAPITEL DREIZEHN
    Um 18.30 war Gezeitenwechsel, ein zweimal am Tag stattfindendes Wunder. Die Strömung vom Fluss hinaus ins Meer wurde immer schwächer, bis sie allmählich ganz zum Erliegen kam und draußen vor Pointe de Saint-Gildas sich die mächtigen, schaumgekrönten Atlantikbrecher darauf vorbereiteten, gegen die Loire-Mündung anzubranden.
    Wie immer dauerte es eine halbe Stunde, bis es so weit war. In dieser Zeit war dem müden Mack Bedford die erste Ruhepause vergönnt. Die Strömung ließ nach, und bald darauf floss sie weder in die eine noch in die andere Richtung. In den darauffolgenden 20 Minuten würde die Flussmitte direkt unter der Brücke dem BUD-Pool in Coronado gleichen. Es würde nur 20 Minuten anhalten, Mack wusste es so gut wie die Flussgötter. Mit aller Kraft schwamm er weiter, drehte dann volle 90 Grad nach rechts, Richtung Süden, quer über den jetzt ruhigen, gemächlichen Strom hin zum entfernten Ufer.
    Er befand sich mittlerweile mehr als 400 Meter südlich der Flussmitte, sodass ihm noch 1200 Meter bevorstanden. Wenn er Zeit gutmachen wollte, dann war jetzt die Chance dafür. Er mobilisierte alle noch verfügbaren Kräfte, glitt, Beinschlag für Beinschlag, dahin und zählte bis zum nächsten Beinschlag, bis er glaubte, er müsse aufgeben und ertrinken. Aber wie sein BUD-Ausbilder einst gesagt hatte: Aufgeben, das steckt nicht in dir, Junge. Mack machte weiter, ohne zu wissen, ob der nächste Beinschlag, der große Doppelschlag, Bamm! Bamm! , sein letzter wäre. Die übersäuerten Muskeln pochten, die Oberschenkel fühlten sich an, als wären sie aus Stein, sie waren hart und schmerzten, aber er quälte sich durch die Schmerzgrenze.
    Er erinnerte sich an seine »Bibel«, das Buch über den America’s Cup von 1983 und das atemberaubende Duell, das sich die Australier bei der letzten Wettfahrt mit den Amerikanern geliefert hatten. Die Männer an den Winschen sprachen in diesem Zusammenhang vom »roten Bereich«, einem Zustand, in dem einem alles so wehtut, dass man kurz davor steht, das Bewusstsein zu verlieren, aber dennoch irgendwie weitermacht. Er erinnerte sich an die Anfeuerungsrufe der australischen »Grinder«, die sich lauthals anschrien und jedes mörderische Wendemanöver einem ihrer Teammitglieder widmeten, um so den Qualen etwas Persönliches zu verleihen und noch das Letzte aus sich herauszuholen – »Die hier ist für dich, John!« – »Und jetzt für Hughie!« Damit hielten sie Dennis Conners großes rotes Boot auf Abstand – sie kniffen die Augen zu und kurbelten mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher